Riskante Nächte
Bewunderer Ihrer Artikel.«
»Vielen Dank, Sir.« Sie lächelte. »Das Vergnügen ist ganz meinerseits. Endlich habe ich Gelegenheit, Ihnen zu sagen, wie dankbar ich für einige hilfreiche Informationen war, die, wie ich stark vermute, von Ihnen stammten.«
Corvus lächelte gütig. »Miranda wird Ihnen bestätigen, dass ich es ausgesprochen unterhaltsam finde, einer so beherzten Journalistin behilflich sein zu können.«
Miranda lachte. »Was er eigentlich sagen will, ist natürlich, dass er I. M. Phantom nur zu gern dabei behilflich ist, ihn von dem einen oder anderen seiner Geschäftsrivalen zu befreien, die sich in der feinen Gesellschaft bewegen.«
Etwas Eiskaltes blitzte in Corvus’ dunklen Augen. »Es ist nicht die Konkurrenz, die mich stört, meine Liebe. Schließlich bin ich Geschäftsmann. Konkurrenz macht das Leben süß. Ich gebe jedoch zu, ich nehme großen Anstoß an gewissen Gentlemen, die aus der Befriedigung der niedersten Instinkte und Neigungen Profit schlagen oder die jene ausnutzen, die nicht ihren Kreisen angehören. Besagte Gentlemen würden sich niemals dazu herablassen, einen Mann meiner Herkunft auf ein Glas Brandy in ihr Haus einzuladen, doch sie haben keinerlei Skrupel, sich ihre Hände bei Geschäften schmutzig zu machen, die ich nicht einmal mit der Kneifzange anfassen würde.«
Anthonys Augenbrauen hoben sich. »Ich stimme Ihnen zu, die Heuchelei ist mitunter himmelschreiend.«
»Sie war es jedenfalls im Fall des Bromley-Skandals und des kalifornischen Minen-Schwindels«, sagte Corvus. »Darf ich Ihnen ein Glas Brandy anbieten, Sir? Miss Fawcett kauft nur den besten.«
»Weil ich ihn für dich kaufe, mein Lieber«, bemerkte Miranda.
Corvus lächelte. »Danke, meine Liebe.« Er ließ Anthony nicht aus den Augen.
»Ein Brandy ist ein ausgezeichneter Vorschlag«, sagte Anthony.
Corvus ging zu einem kleinen Beistelltisch. Er zog den Stöpsel aus einer geschliffenen Bleikristallkaraffe und schenkte zwei Gläser ein.
Er kam über den dicken Teppich zurück und reichte Anthony einen der Brandys. Die beiden Männer sahen einander in die Augen. Wie zwei Jäger, die einander einschätzen, dachte Louisa bei sich.
»Auf Ihr Wohl, Sir«, sagte Corvus.
Anthony hob sein Glas zum Zuprosten. »Und auf das Ihre, Sir.«
Die beiden Männer tranken einen Schluck. Als Corvus sein Glas senkte, wirkte er sehr zufrieden. Louisa hatte den Eindruck, Anthony hatte gerade eine weitere kleine Probe bestanden.
»Bitte nehmen Sie Platz, Sir«, bat Corvus. Er wartete, bis Anthony sich gesetzt hatte, dann machte er es sich ebenfalls in einem der Sessel bequem.
»Ich nehme an, der Grund, dass Sie uns hierherbaten, ist, dass Sie die besagten Unterlagen aufschlussreich fanden«, sagte Anthony.
Corvus nickte. »Wie Sie zweifellos erwartet hatten.«
Anthony zuckte mit den Achseln. »Ich habe einige Erfahrung darin, die Anlagen meiner Familie zu verwalten.«
»Dessen bin ich mir bewusst.« Corvus schmunzelte. »Es heißt, Sie allein hätten verhindert, dass die Stalbridges allmählich in den Ruin abrutschten.«
»Da ich der Einzige in der Familie war, der keinerlei kreatives Talent an den Tag legte, fiel mir die Verwaltung der Finanzen zu«, erklärte Anthony. »Ich weiß genug, um einen offensichtlichen Betrug zu erkennen.«
Corvus schwenkte den Brandy in seinem Glas. »Ich bin grundsätzlich gegen Betrug. Letztendlich ist es selten ein gutes Geschäft. Aber ich halte Betrug für besonders anstößig, wenn ich das beabsichtigte Opfer bin.«
Anthonys Mundwinkel hob sich. »Ich verstehe.«
»Ich stehe in Ihrer Schuld, Sir, wie Sie sich sicher bewusst sind. Und ich begleiche meine Schulden immer.«
»Das hörte ich.«
Corvus nickte. »Das vermutete ich bereits. Ich werde keinen von uns beiden mit der Frage beleidigen, wie ein Gentleman wie Sie von meinen kleinen Eigenheiten erfahren hat. Lassen Sie uns ganz offen sprechen. Sie haben mir einen großen Gefallen erwiesen. Wie kann ich mich revanchieren?«
»Mrs. Bryce und ich haben einige Fragen zu Elwin Hastings«, sagte Anthony. »Wären Sie bereit, diese zu beantworten?«
»Selbstverständlich, soweit ich es kann.« Corvus verzog angewidert den Mund. »Angesichts seiner Absicht, mich zu betrügen, schulde ich Hastings nicht länger die Loyalität, die ich gemeinhin all jenen zuteilwerden lasse, mit denen ich Geschäfte mache.«
Louisa beugte sich gespannt vor. »Dürfte ich fragen, was Sie überhaupt dazu bewogen hat, mit Mr. Hastings ins
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