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Riskante Naehe

Riskante Naehe

Titel: Riskante Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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Augen. Er hatte ganz leise gesprochen, eine Art Flüstern, nur völlig tonlos. Automatisch passte sie ihre Lautstärke seiner an. »Tut mir leid. Das war ein Reflex.«
    Sein Mund verzog sich zu einem halben Lächeln. »Ich muss dir wohl nicht sagen, welcher Reflex dadurch bei mir ausgelöst wird.« Errötend schüttelte Karen den Kopf. »Aber das kann warten, bis wir in Sicherheit sind. Warum schläfst du nicht ein bisschen? Ich halte Wache.«
    Wieder schüttelte Karen den Kopf. »Ich denke nicht, dass ich jetzt schlafen kann, vielleicht später.«
    »In Ordnung. Dann ruh dich einfach aus, damit du neue Kräfte sammelst, bis wir wieder aufbrechen.«
    Gehorsam legte sie sich auf die Decke zurück und nutzte den Rucksack als Kopfstütze. Einige Minuten lang blickte sie auf den Himmel aus Blättern über ihr, dann hielt sie die Stille nicht mehr aus. »Kann ich dich etwas fragen?«
    Belustigt blickte Clint sie an. »Das hast du doch gerade schon getan.«
    Karen blieb ernst. »Etwas Privates.«
    Clint stöhnte. »Ich habe gerade ein eindeutiges Déjà-vu-Erlebnis.« Vor vier Jahren hatten sie genauso in einer kleinen Mulde gesessen, gewartet, und Karen hatte ihn ausgehorcht. Dieser Erinnerung folgte sofort ein Bild von Ghost, wie er ausgesehen hatte, als er gestorben war. Clint schluckte gegen den Druck in seiner Kehle an. Seine Stimme klang rau. »Was willst du wissen?«
    »Warum hast du die SEALs verlassen?«
    Clint stöhnte innerlich auf. So etwas hatte er schon befürchtet. Er hatte bisher mit niemandem darüber gesprochen. Aber nach dem, was sie heute Morgen erlebt hatten, stand es ihr wohl zu, so viel wie möglich über ihn zu erfahren.
    »Ich weiß nicht, ob ich das so einfach erklären kann. Es kamen mehrere Faktoren zusammen. Der wichtigste Grund war wahrscheinlich der, dass ich, obwohl ich mich gerade auf dem Höhepunkt meiner körperlichen und mentalen Fähigkeiten befand, in den Innendienst versetzt werden sollte. In meiner Karriere bin ich immer zu schnell befördert worden und war als Captain eigentlich schon fast überqualifiziert, ein SEAL-Team zu leiten. Matt wird es übrigens bald genauso gehen. Da wir Swim-Buddys waren und in einem Team, war er in seinen Auszeichnungen immer nur kurz hinter mir. Nach dieser misslungenen Operation, entschuldige, hat mir niemand die Schuld an den Geschehnissen gegeben. Trotzdem wäre ich danach recht bald in den Innendienst versetzt worden. Wahrscheinlich ist es nichts Schlechtes, für die Ausbildung der neuen SEALs zuständig zu sein, aber zu dem Zeitpunkt war ich einfach noch nicht dazu bereit. Ein weiterer Punkt war, dass ich mich dafür verantwortlich fühlte, was mit Ghost passiert ist.« Er hob die Hand, als sie ihn unterbrechen wollte. »Auf rationaler Ebene weiß ich, dass es nicht meine Schuld war, aber meine Gefühle sagen mir etwas anderes. Außerdem war ich auf der Mission irgendwie abgelenkt. Mir gingen tausend Dinge durch den Kopf, die nicht unmittelbar etwas mit den Geschehnissen zu tun hatten. Das war mir bis dahin noch nie passiert, und ich hielt es für ein Zeichen, dass ich den Job bereits zu lange ausübte. Und nicht zuletzt hattest auch du damit zu tun.«
    Karen öffnete den Mund und klappte ihn geräuschvoll wieder zu.
    Clint lächelte reumütig. »Auch von dir habe ich mich ablenken lassen. Ein weiteres Novum für mich. Du warst nicht nur die zu befreiende Zivilperson, sondern auch noch verheiratet. Was mich aber beides nicht davon abhielt, darüber nachzudenken, wie es wäre, dich zu berühren.«
    Karen räusperte sich. »Das hast du aber gut versteckt.«
    Clint grinste. »Wenigstens eine SEAL-Eigenschaft, auf die an diesem Tag Verlass war. Reicht dir das als Erklärung?«
    Karen nickte. »Ja. Danke, dass du es mir erzählt hast!«
    »Vielleicht war es auch gut, es mal loszuwerden. Wenn wir wieder auf der Ranch sind, werde ich genauer darüber nachdenken, was ich mit dem Rest meines Lebens anfange.« Sein Lächeln war verlockend. »Du darfst dann auch gerne deine Meinung dazu äußern.«
    Karen lächelte unverbindlich und wechselte schnell das Thema. »Ich hätte noch eine Frage, wenn ich darf.« Clint gab ihr ein Zeichen fortzufahren. »Matt nennt dich nicht Clint, sondern irgendwie anders. Ast oder so ähnlich. Warum?«
    Clint lachte. »East. Das ist mein alter SEAL-Spitzname. Fast vom ersten Tag an ist er an mir hängen geblieben.«
    Karen war verwirrt. »Osten? Was bedeutet das?«
    Clints Lachen verstärkte sich noch. »Nicht Osten. East wie

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