Riskante Naehe
geschrieben, dass du mich Marc nennen kannst. Ich habe nie behauptet, dass das mein wirklicher Name wäre.« Als sie protestieren wollte, nahm er ihre Hand. »Alles, was ich in den E-Mails geschrieben habe, war echt.«
»Aber warum bist du hierhergekommen? Dachtest du, ich wäre ein leichter Fang?«
Matts Augen wurden dunkler. »Ich habe mich gefreut, dich persönlich kennenlernen zu können, aber das war nicht der Grund, warum ich auf die Ranch gekommen bin.«
Ihr Herz klopfte hart gegen ihre Rippen. »Sondern?« Angespannt hielt sie den Atem an. Es musste etwas mit Karen und Clint zu tun haben, etwas anderes machte keinen Sinn. Karen war nur einen Tag vor Matt hier angekommen – noch dazu spätabends.
Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich dir nicht sagen. Aber du musst mir glauben, dass ich dir nie wehtun wollte. Der gestrige Abend hat mir sehr viel bedeutet, Shannon.«
Sie wollte ihm so gern glauben, aber sie würde mit ihrer endgültigen Meinung so lange warten, bis sie seine Angaben nachgeprüft hatte. Sie musste sich und ihre Gefühle jetzt einfach dadurch schützen, dass sie ihn nicht mehr an sich herankommen ließ. So schwer das auch war.
Mühsam rappelte Shannon sich auf und folgte Matt zu den Pferden. Schweigend lösten sie die Zügel vom Baum und schwangen sich in die Sättel.
»In welche Richtung wollen wir jetzt?«
Matt deutete über den Bach, ohne sie dabei anzublicken. »Dort lang.«
Shannons Stute folgte mit Devil im Schlepptau. Vorsichtig suchten sich die Pferde ihren Weg in dem steinigen Flussbett.
Misstrauisch beäugte Matt Flowers zurückgelegte Ohren. »Wenn du mich hier reinwirfst, mache ich Pferdewurst aus dir.«
Shannon lachte auf.
Matt drehte sich vorsichtig zu ihr um. »Das fändest du wohl lustig, oder?«
Grinsend nickte sie. »Allerdings. Es geht doch nichts über ein erfrischendes Bad in einem Bach.«
Matt verzog den Mund. »Ich weiß nicht, ich könnte mir da doch etwas Besseres vorstellen.«
Womit sie sofort wieder beim Thema waren. Er konnte sich einiges vorstellen, was er gerne mit Shannon machen würde, aber durch ihre vorherige Unterhaltung war ihm klar geworden, dass zu vieles zwischen ihnen stand. Besonders, solange er ihr die Fragen nicht beantworten konnte, die sie logischerweise hatte. Aber er konnte weder Clint verraten noch Karens Konflikt mit den Terroristen. Und solange diese Geheimnisse zwischen ihnen standen, würden sie keine Beziehung führen können, zumindest nicht aus Shannons Sicht. Das Einzige, was er jetzt noch tun konnte, war, sich zurückzuziehen und zu versuchen, mit halbwegs intaktem Herzen aus der ganzen Sache herauszukommen.
Wann war es überhaupt eine Angelegenheit des Herzens geworden? Bisher hatte er jede Beziehung beendet, bevor sich größere Gefühle entwickeln konnten. Bei seinem Job war das wahrscheinlich auch eine gute Entscheidung gewesen. Aber er musste zugeben, dass er bisher nie auch nur ansatzweise so für eine Frau empfunden hatte. Mit Shannon war alles anders. Erhebend, aber auch beängstigend. Es war vermutlich gut, dass Shannon die Sache beendet hatte, bevor er noch tiefer hineingezogen wurde. Doch warum verursachte dann der bloße Gedanke, Shannon bald nie wieder sehen oder berühren zu können, einen solchen Druck in seinem Brustkorb?
35
Special Agent Cranton hatte ein Problem: Wie sollte er in einem solch riesigen Waldgebiet zwei Menschen finden? Vor allem, wenn er nicht genau wusste, in welche Richtung sie gegangen waren. Sie hatten zwar ein paar Spuren entdeckt, aber durch den ausdauernden Regen von letzter Nacht konnte er nicht mehr viel davon erkennen. Es schien, als wäre eine größere Gruppe durch den Wald gegangen. Aber ob die Spuren von gestern oder vorgestern waren, konnte er nicht sagen. Und selbst wenn er davon ausging, dass sie von den Männern verursacht worden waren, die Dr. Lombard verfolgten, dann hieß das noch lange nicht, dass sie und Hunter ebenfalls diesen Weg genommen hatten.
Zurzeit hatte Cranton jeden verfügbaren Mann angewiesen, die Umgebung abzusuchen, den Spuren zu folgen und auf den Straßen zu patrouillieren. Gestern war die Wissenschaftlerin anscheinend noch am Leben gewesen, aber inzwischen war so viel Zeit vergangen, dass er nur noch raten konnte, was im Wald passiert war. Das Einzige, was er noch veranlassen konnte, war der Einsatz eines Hubschraubers. Vielleicht hatten sie Glück und konnten damit entweder die Flüchtigen oder die Verfolger entdecken.
Eine vage Hoffnung nur,
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