Riskante Naehe
der Gedanke gar nicht so schlecht.«
Karen hatte sich inzwischen wieder gefasst. Natürlich hatte sie im Rahmen ihrer Ausbildung auch schon mit Handgranaten zu tun gehabt. Aber in den letzten Jahren beschäftigte sie sich doch eher mit Computermodellen größerer Waffensysteme. Ein Großteil ihrer Arbeit fand am Rechner statt, für die praktische Ausführung ihrer Pläne hatte sie mehrere Mitarbeiter. Erst bei den Tests hatte sie eine wirkliche Waffe vor Augen.
Ihre Reaktion auf die Handgranate war ihr jetzt peinlich. Sie war nur froh, dass sie nicht auch noch aufgeschrien hatte. Clint dagegen behandelte die Granate, als sei er vertraut damit; sie zweifelte nicht daran, dass er sie, ohne zu zögern, benutzen würde. Gerne hätte sie mehr über seine Arbeit als SEAL erfahren, aber sie wusste, dass ein Großteil davon geheim war. Außerdem war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Draußen versuchten wer weiß wie viele Männer, sie zu finden und dann zu töten. Es war besser, wenn sie sich möglichst still verhielten und auf Geräusche achteten.
Sie hatte den Schreck mit dem Wapiti vorhin noch nicht vergessen. Wahrscheinlich hatte sie jetzt einige graue Haare mehr. Aber bevor sie sich wieder hinlegte, würde sie diese vermaledeite Salbe finden und Clint auf seinen Oberschenkel reiben. Verbissen setzte sie ihre Suche fort, bis sie endlich fündig wurde. Warum hatte sie nicht gleich in ihrer Kosmetiktüte nachgeschaut?
Triumphierend hielt sie sie hoch. »Ich hab sie!« Fragend blickte sie Clint an. »Warum hast du denn immer noch deine Hose an? So kann ich dich doch nicht einreiben.«
Clints Augen glitzerten. »Das mache ich lieber selbst, das ist sicherer.«
Karen blickte ihn erschrocken an. »Habe ich dir gestern etwa wehgetan?«
Clints Mund verzog sich zu einem schmerzlichen Lächeln. »Nein, im Gegenteil. Ich scheine kein bisschen Selbstbeherrschung zu haben, was dich betrifft. Es ist sicherer, wenn du im Moment nicht in meine Nähe kommst.«
Karen durchlief es heiß, doch sie reichte ihm nur die Salbe und drehte sich dann um. Sie beschäftigte sich damit, den Rucksack zu schließen und als Kopfkissen auf die Decke zurückzulegen, während sie viel lieber ihre Hände auf Clints warme Haut gelegt hätte. Doch sie wusste, dass Clint recht hatte. Jedes Mal, wenn sie sich berührten, explodierten ihre Gefühle, und sie waren für alles andere blind. So ignorierte sie das ratschende Geräusch seines Reißverschlusses und legte sich mit dem Rücken zu ihm auf die Decke.
Leider war ihre Vorstellung mindestens genauso erotisch wie die Wirklichkeit. Um sich davon abzuhalten, nach Clint zu greifen, ballte sie ihre Hände zu Fäusten. Sie hörte seinen scharfen Atemzug und wandte sich schließlich doch um. Ihr Blick wanderte schnell von seiner Hüfte zu seinem verletzten Oberschenkel. Die Prellung war inzwischen fast schwarz angelaufen, das Bein geschwollen.
Wie konnte Clint mit so einer schweren Verletzung überhaupt noch laufen? Anscheinend hatte sie die Frage laut gestellt, denn er antwortete ihr. »Weil ich es muss.« Tiefe Linien zu beiden Seiten seines Mundes verrieten die Stärke seiner Schmerzen.
Vorsichtig verteilte er die Salbe auf dem Bluterguss. Er atmete auf, als die kühlende Salbe ihm eine leichte Linderung verschaffte. Lautes Atmen ließ ihn zu Karen blicken. Ihre Augen waren starr auf seine Verletzung gerichtet, ihr sonst so weicher Mund angespannt.
»Karen?« Seine Hand schob sich unter ihr Kinn und hob es an, bis ihre Augen sich trafen. Der Schmerz in ihren traf ihn direkt in der Magengrube. »Es ist in Ordnung. Ich hatte schon wesentlich schlimmere Verletzungen, diese hier ist nur unangenehm.« Es sah nicht so aus, als würde seine Versicherung irgendwie helfen. Ihr Gesicht entspannte sich nicht. »Wenn wir wieder auf der Ranch sind, werden wir beide erst einmal ein paar Tage in Liegestühlen verbringen und uns von vorne bis hinten bedienen lassen. Was sagst du dazu?« Mit Schrecken sah er ihre Augen feucht werden. Irgendetwas schien er falsch zu machen. Er fühlte sich hilflos, ein Gefühl, das er nicht kannte und überhaupt nicht mochte. »Karen, bitte sag etwas!«
Karen schniefte einmal und brachte sich dann mühsam wieder unter Kontrolle. »Könntest du mich einfach nur festhalten, bitte?«
Erst wollte er ablehnen, erkannte dann aber, dass sie kurz vor einem Zusammenbruch stand. Bisher hatte sie sich so gut gehalten, wenn sie jetzt etwas Körperkontakt brauchte, dann würde er ihn ihr
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