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Riskante Naehe

Riskante Naehe

Titel: Riskante Naehe
Autoren: Michelle Raven
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erneute Anblick des Toten scheinbar ebenso zugesetzt wie ihm. Er ließ sein Team vorangehen und hob dann Karen in den Hubschrauber.
    Karen ließ sich dankbar von den Männern hineinziehen, weil sie ziemlich sicher war, dass sie es allein nie in den Helikopter geschafft hätte. Die Rotoren waren zwar fast völlig lautlos, aber der Luftzug hätte sie bestimmt umgeworfen. Matt führte sie zu einer freien Stelle, an der sie sich niederlassen konnte. Er reichte ihr noch eine Decke, dann verschwand er. Karen wickelte sich dankbar darin ein. Trotz der Wärme fror sie. Außerdem bedeckte ihre zerrissene Kleidung sie nicht mehr wirklich ausreichend. Aber das interessierte hier wohl sonst niemanden. Als der Black Hawk abhob, herrschte eine merkwürdige Ruhe in der Maschine. Niemand sprach, niemand bewegte sich, und alle bemühten sich, nicht zu ihrem toten Kollegen zu schauen, Karen eingeschlossen. Ein Zittern durchlief sie. Sie legte den Kopf auf ihre angezogenen Knie und schloss die Augen. Eine Weile später, ihr kam es wie Stunden vor, aber wahrscheinlich waren es nur Minuten gewesen, legte sich eine warme Hand auf ihre Schulter. Mit schweren Lidern blickte sie auf.
    Clint hockte vor ihr und blickte sie mitfühlend an. »Sie können gleich weiterschlafen, ich wollte mir nur erst Ihre Füße anschauen.« Als sie protestieren wollte, legte er seinen Zeigefinger auf ihre Lippen. »Zeigen Sie her!«
    Widerstrebend streckte Karen ihre Beine aus. Sie war selbst erschrocken, in welchem Zustand sich ihre Füße befanden.
    Clint kniff seine Lippen zusammen. Er hätte früher merken müssen, dass sie gar keine Schuhe trug. Andererseits hatte er wirklich größere Probleme gehabt als blutige Füße. Auf der anderen Seite des Black Hawks lag der Beweis dafür. Er bemühte sich, das Zittern seiner Hände zu verbergen, als er Karens Füße eingehend betrachtete. »Nichts wirklich Schwerwiegendes. Vielleicht müssen ein oder zwei Schnitte genäht werden, sobald wir auf der USS Enterprise sind. Ich hoffe, Sie hatten eine Tetanusimpfung?« Als Karen nickte, wickelte Clint ihre geschundenen Füße sanft wieder in die Decke ein. »Sie werden keinen Schritt mehr auf diesen Füßen gehen, bis der Arzt sich darum gekümmert hat. Ist das klar?«
    Karen versuchte ein schwaches Lächeln. »Aye, aye, Sir.«
    Clint nickte befriedigt.
    Als er sich entfernen wollte, legte Karen ihre Hand auf seinen Arm. »Könnten Sie noch einen Moment bei mir bleiben? Ich könnte ein wenig menschliche Nähe brauchen …« Als sie sah, dass Clint ablehnen wollte, sprach sie schnell weiter. »Ich weiß, Sie müssen sich um Ihre Männer kümmern. Tut mir leid, ich war selbstsüchtig.« Damit ließ sie ihren Kopf wieder auf ihre Knie sinken und schloss die Augen.
    Clint blickte sich unsicher um. Nein, seine Männer brauchten ihn nicht, sie waren alle mit sich selbst beschäftigt. Und wenn Mrs Lombard nicht da gewesen wäre, dann hätte er wahrscheinlich jetzt genauso dagesessen. Natürlich konnte er ihre Bitte ablehnen, aber war es wirklich so schlimm, sich neben sie zu setzen und zu versuchen, ihr die ganze Situation etwas leichter zu machen? Sie hatte schließlich nicht darum gebeten, entführt zu werden. Wortlos schlüpfte er neben sie und legte seinen Arm um ihre schmalen Schultern. Karen versteifte sich erst, doch dann lehnte sie sich an ihn, ihren Kopf an seiner Schulter vergraben. Innerhalb von Sekunden war sie wieder eingeschlafen. Clint zog sie enger an sich und starrte mit brennenden Augen auf Ghosts regungslosen Körper.
     
    6
    Es war ein strahlender, über 35° C heißer Sommertag, als Seaman Ramon Gomez auf dem Arlington National Cemetery, Washington, D.C., mit militärischen Ehren beigesetzt wurde. Die vom Himmel knallende Sonne und die feuchte Hitze machten Clint seine Pflicht nicht angenehmer. Er trug zusammen mit seinen Männern in ihren weißen, mit Reihen von Orden und dem SEAL-Anstecker geschmückten Ausgehuniformen samt Handschuhen und weißer Uniformkappe den mit der amerikanischen Flagge bedeckten Sarg den kurzen Weg vom Leichenwagen zum ausgehobenen Grab.
    Es hatte sich eine ansehnliche Menschenmenge versammelt, neben vielen ebenfalls in Uniform gekleideten Kollegen waren auch nahezu alle Mitglieder von Ghosts weitverzweigter Verwandtschaft angereist. In der Mitte der Gruppe stand Rose, sehr aufrecht, doch er sah ihre Schultern zucken. Clint blickte schnell zu den restlichen Trauernden. Ein paar wenige Freunde waren angereist. Wahrscheinlich die
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