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Riskante Naehe

Riskante Naehe

Titel: Riskante Naehe
Autoren: Michelle Raven
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einzigen, die Ghost gehabt hatte, war er doch auch im Privatleben eher zurückhaltend gewesen. Ein Stück entfernt stand eine einzelne schwarz gekleidete Person. Clint erkannte sie sofort: Karen Lombard. Ihre Körperhaltung ließ eine extreme Anspannung erkennen. Er nickte ihr kurz zu, dann musste er sich auf seine Aufgabe konzentrieren.
    Der Sarg war nicht besonders schwer für sechs gut trainierte SEALs, daher war er innerhalb von Sekunden neben dem Erdloch abgestellt. Sie traten zurück und stellten sich in einer Reihe neben den Sarg, ihre Kappen in den Händen. Ein schwerer Druck lastete auf Clints Brust, als er den Sarg betrachtete und den Worten des Pfarrers lauschte. Er war schon auf mehreren Beerdigungen gewesen, aber noch nie auf der eines Teamkollegen, der in einer von ihm geleiteten Mission gestorben war. Zu seiner Trauer kam ein alles überwältigendes Schuldgefühl.
    Er hatte die vergangenen zwei Tage wieder und wieder gegrübelt, was er hätte anders machen können, machen müssen, um sein gesamtes Team heil aus einer einfachen Geiselbefreiungssituation herauszubringen. Irgendetwas war schiefgegangen. Woher waren die Reporter gekommen? Wie hatten sie von der Operation erfahren? Hatten die Entführer von selbst einen Hinterhalt gelegt, oder waren sie gewarnt worden? Er hatte die letzte Nacht kaum geschlafen, sondern stundenlang an die Decke gestarrt und versucht, Antworten auf seine Fragen zu finden. Einmal war er eingeschlafen, und kurz darauf zitternd und verschwitzt aus einem Albtraum hochgeschreckt. Danach hatte er es aufgegeben, schlafen zu wollen.
    Um der ergreifenden Rede zu entgehen, wanderten seine Gedanken zwei Tage zurück. Der kurze Flug mit dem Black Hawk war ereignislos verlaufen, sanft hatten sie auf dem Landedeck der USS Enterprise aufgesetzt. Die Türen waren aufgerissen worden, und hilfreiche Hände hatten den Toten und Mrs Lombard entgegengenommen, während der Rest des Teams aus eigener Kraft aus dem Helikopter geklettert war. Nach einem kurzen Stopp auf der Krankenstation, wo alle untersucht und Matts Gesicht sowie Karens Füße genäht und verbunden worden waren, hatte sie ein Flugzeug samt der nun in einem provisorischen Sarg liegenden Leiche von Ghost nach Washington zurückgeflogen. Dieser Flug war ebenso ruhig verlaufen wie der vorige, alle hatten versucht zu schlafen oder zumindest die Augen geschlossen.
    Bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen in Washington waren sie in Limousinen zum Pentagon gefahren und dort getrennt worden. Für das SEAL-Team hatte sofort eine Missionsbesprechung angestanden, in der der Ablauf der Operation besprochen sowie mögliche Fehler aufgedeckt werden sollten. Außerdem war eine Untersuchung in Gang gesetzt worden, wie die Reporter an Informationen über die Mission hatten kommen können. Währenddessen war Karen von ihrem Ehemann in die Arme geschlossen und danach von ihren Vorgesetzten befragt worden, wahrscheinlich um herauszufinden, ob sie irgendwelche Geheimnisse verraten hatte. Das war das letzte Mal gewesen, dass Clint sie gesehen hatte. Bis heute.
    Im Moment hielt eine von Ramons Schwestern eine kurze Rede, aber die mit gepresster Stimme vorgetragenen Worte konnte Clint erst recht nicht ertragen. Deshalb schweiften seine Gedanken wieder ab. Jemand vom Stützpunkt Coronado war am Morgen nach ihrer Rückkehr zu Ghosts Frau gefahren und hatte sie von dessen Tod unterrichtet. Erstaunlicherweise hatte sie es schon gewusst, als sie die Tür aufmachte. Scheinbar war sie nachts mit dem Gefühl aufgewacht, dass ihr Mann tot war. So konnte sie recht gefasst die Nachricht entgegennehmen, ihre Familie und Freunde informieren und dann ihren Flug nach Washington buchen.
    Ghost hätte auch in Kalifornien beigesetzt werden können, doch seine Frau hatte darauf bestanden, dass er das ihm zustehende Heldenbegräbnis in Arlington erhielt. Sie war der Meinung, Amerika wäre ihm wenigstens ein ordentliches Begräbnis schuldig, nachdem er Jahre seines Lebens und schließlich sogar sein Leben selbst für den Dienst an seinem Land gegeben hatte. Clint konnte ihren Standpunkt verstehen, aber er persönlich wollte lieber in seiner Heimat begraben werden, wenn es bei ihm so weit war.
    Clint hatte als kommandierender Offizier ihres Mannes persönlich mit ihr telefoniert. Als er versuchte, sich zu entschuldigen, war sie ihm fast an die Gurgel gesprungen. »Clint, du bist doch sonst ein so vernünftiger Mensch, führ dich jetzt bitte nicht wie ein Idiot auf! Niemand ist
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