Riskante Naehe
Freundin, Mad?« I-Mac konnte es einfach nicht lassen.
Matt funkelte ihn drohend an. »Habt ihr nichts Besseres zu tun?«
Die anderen blickten sich grinsend an. »Nein.«
Matt schaltete seinen Computer aus und stand auf. »Okay, dann werden wir jetzt noch ein paar Runden laufen. Sagen wir zehn Kilometer?«
Protestierendes Gemurmel erhob sich. »Muss das sein?«
Matt grinste. »Jo. Wenn ihr noch genug Muße habt, euch in mein Leben einzumischen, dann war das heutige Training anscheinend nicht anstrengend genug. Auf geht’s!«
Murrend folgten ihm alle nach draußen. Matt hoffte, dass er dabei selbst auf andere Gedanken kam und sich endlich Clints Schwester aus dem Kopf schlug. Clint hatte das wohl nicht im Sinn gehabt, als er ihn bat, sich um sie zu kümmern. Matt schlug ein mörderisches Tempo über den weißen Strand von Coronado an. Hinter sich hörte er hin und wieder unterdrückte Flüche, was seine Laune durchaus besserte.
Eine Stunde später war Matt wieder zurück an seinem Computer. Frisch geduscht fühlte er sich schon wesentlich besser als noch vor wenigen Minuten. Er grinste, als er an die Seifenstücke dachte, die über seine Duschabtrennung geflogen waren. Es war doch immer wieder schön, seinen Männern eine Freude zu bereiten. Gut gelaunt machte er sich wieder an die Arbeit. Erst würde er seine E-Mails checken und dann einen neuen Trainingsplan mit verschiedenen anderen Spezialeinheiten und Behörden ausarbeiten.
Seit den Anschlägen vom 11. September in New York und Washington wurden neue Möglichkeiten und Wege gesucht, die Absichten der Terroristen von vornherein zu unterbinden, bevor Anschläge verübt wurden. Denn gegen Flugzeuge, die in Hochhäuser rasten, konnte eine Gruppe SEALs oder auch Marines oder FBI-Spezialkräfte nicht kämpfen. Und es war diese Hilflosigkeit, die ihnen am meisten zu schaffen machte. Ohnmächtig hatten sie zuschauen müssen, wie Tausende von Menschen innerhalb von ein paar Stunden ums Leben gekommen waren. Er war mit seinem Team ein paarmal in Afghanistan gewesen und hatte dort einige Terroristennester ausgeräuchert und Waffenlager zerstört. Aber ein wirklicher Erfolg war ihnen nicht geglückt.
Wie immer, wenn er an die Misserfolge der letzten Monate dachte, verdüsterte sich seine Stimmung. Als er vor zehn Monaten gehört hatte, dass auch das Pentagon getroffen worden war, wäre ihm fast das Herz stehen geblieben. Er hatte sich sofort eine Liste der Toten und Verletzten besorgt und darauf nach Bekannten, unter anderem auch Karen Lombard, Ausschau gehalten. Gott sei Dank hatte er keinen bekannten Namen entdecken können. Er schüttelte den Kopf. Wer wusste, wie viele Menschen das nicht von sich behaupten konnten. Ein Druck lastete auf seiner Brust, wie immer, wenn er an diese Menschen dachte. Er musste sich dringend ablenken, sonst konnte er nicht vernünftig weiterarbeiten.
Entschlossen öffnete er sein E-Mail-Programm und loggte sich ein. Die arbeitsrelevanten Nachrichten hob er sich bis zum Schluss auf und öffnete die Mail seiner Schwester. Sie schrieben sich und telefonierten in regelmäßigen Abständen, um nicht ganz den Kontakt zu verlieren, da sie auf der anderen Seite des Landes wohnte. Hin und wieder ließ sie auch ihre achtjährige Tochter ein paar Sätze schreiben. Sie schafften es immer, ihn zum Lachen zu bringen.
Immer noch lächelnd, öffnete er die nächste Mail und setzte sich gerader auf.
Subject: SEAL gefunden?
Hi M. (M wie in Mysteriös?),
danke für deine Antwort. Ich muss zugeben, dass ich Probleme damit habe, einfach jemandem zu vertrauen, den ich nicht kenne. Wäre es vielleicht möglich, mir irgendeinen Beweis zu liefern, dass du wirklich ein SEAL bist? Vor allem würde mich auch interessieren, wie du darauf gekommen bist, dir meine Homepage anzuschauen.
Das mit der Geheimhaltung verstehe ich, ich bin auch mehr an den Gedanken und Gefühlen eines SEALs oder vielleicht an gewissen Prozeduren interessiert. Du hättest natürlich jederzeit das Recht, nicht zu antworten, wenn eine Frage zu gefährlich oder persönlich ist.
Auf eine produktive Verbindung,
Shannon Hunter
Ungläubig starrte Matt auf den Bildschirm. Erst machte sie sich über ihn lustig, dann zweifelte sie ihn an, und zum Schluss wurde sie gönnerhaft. Er war fast versucht, sie einige Tage zappeln zu lassen, doch er hatte Clint sein Versprechen gegeben, und außerdem war er auch neugierig auf sie. Spontan ergriff er den Hörer und wählte Clints Nummer. Er blickte
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