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Riskante Naehe

Riskante Naehe

Titel: Riskante Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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weiches Bett. Ein Mann, der sie verwöhnte, wäre auch nicht schlecht gewesen. Bei diesem Gedanken humpelte Karen etwas schneller auf die Haustür zu. Das kleine, gemütliche Haus hatten sie und Paul sich vor fünf Jahren gekauft, davor hatten sie in einer kleinen Wohnung gehaust. Paul hatte eigentlich ein größeres, prachtvolleres Haus haben wollen, doch sie hatte sich durchgesetzt. Schließlich bezahlte sie ja auch einen Großteil der Raten.
    Und obwohl sie in diesem Haus vor vier Jahren überfallen und entführt worden war, fühlte sie sich hier noch immer wohl. Auf den Balkonen, von denen es mehrere gab, standen große Töpfe mit Grünpflanzen. Washington war im Verhältnis zu anderen Städten recht überschaubar und vor allem grün, aber sie brauchte für ihr Wohlbefinden einfach diese kleine private Oase. In ihrer Freizeit musste sie sich von ihrer Arbeit ablenken können. Es war nicht immer einfach, für den Bau von Massenvernichtungswaffen verantwortlich zu sein beziehungsweise aktiv daran mitzuwirken. Meistens beruhigte sie ihr Gewissen mit dem Gedanken, dass die Waffensysteme, die sie entwickelte, nur zur Abwehr von Angriffen gedacht waren und somit dazu beitrugen, Menschenleben zu retten. Aber das half an manchen Tagen nicht.
    Mühsam humpelte sie die Treppenstufen zur Eingangstür hoch. Ihre Knie fühlten sich an, als hätte jemand mit einem Vorschlaghammer draufgeschlagen. Wahrscheinlich war sie bei ihrem Sturz damit genau auf die Schienen geprallt. Hoffentlich wurde derjenige, der ihr den Stoß verpasst hatte, von einem entsetzlich schlechten Gewissen geplagt. Falls er es überhaupt bemerkt hatte. Ihre Hände zitterten, als sie den Schlüssel ins Schloss schob. Bei dem dritten Versuch gelang es ihr endlich, die Tür zu öffnen. Mit Mühe schob sie die schwere Tür gerade so weit auf, dass sie hindurchschlüpfen konnte. Ein Schwall kalter Luft schlug ihr entgegen. Zitternd drückte sie die Tür hinter sich zu und lehnte sich schwach dagegen. Paul stellte im Sommer die Klimaanlage immer viel zu hoch, das Haus wurde dann jedes Mal zu einem Eiskeller. Eine tolle Möglichkeit, sich eine dicke Erkältung zu holen, wenn man verschwitzt aus der Hitze hereinkam. Aber heute war das ihr geringstes Problem.
    »Paul?« Was eigentlich als lauter Ruf geplant war, kam nur als Flüstern heraus. Der Schock schien jetzt wirklich durchzukommen. Ihr Zittern wurde immer stärker. Tränen traten in ihre Augen. Mit beiden Armen umschlang sie ihren Körper und wiegte sich vor und zurück. Sie musste Paul finden und in ihr Bett kriechen. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Entschlossen richtete sie sich auf. Wenn sie sich nicht zusammenriss, würde sie noch in einigen Stunden hier in der Diele stehen und nie in ihr Zimmer kommen. Ihre Schritte wurden von einem flauschigen cremefarbenen Läufer gedämpft, der den Holzboden teilweise bedeckte. Paul schien zu Hause zu sein, schließlich war die Alarmanlage ausgestellt gewesen.
    Im Flur konnte sie den Lichtschein sehen, der aus der einen Spaltbreit geöffneten Tür zu Pauls Arbeitszimmer drang. Gedämpft war seine Stimme zu hören. Scheinbar telefonierte er. Karen hob ihre Hand, um an die Tür zu klopfen, und erstarrte.
    Pauls wütend erhobene Stimme drang durch den Spalt. »Verschwunden? Was soll das heißen? Erst vermasseln Sie Ihre Aufgabe, und sie wird lebend geborgen, und dann erzählen Sie mir, Sie hätten sie verloren?« Er schwieg kurz und hörte sich die Ausführungen seines Gesprächspartners an. »Es ist mir völlig egal, wie viele Menschen um diese Uhrzeit auf den Bahnsteigen sind, Sie hatten eine Aufgabe, und Sie haben versagt. Ich habe die fette Kuh geheiratet, weil Sie es wollten. Ich habe inzwischen schon neun Jahre meines Lebens an sie verschwendet und Ihnen die Daten geliefert, die Sie haben wollten. Ich verlange, dass die Krieger Gottes endlich ihren Teil des Handels einlösen. Sie haben versprochen, Karen nach Erhalt der Codes ein für alle Mal zu beseitigen. Was haben Sie jetzt vor?«
    Karen presste ihre Hand vor ihren Mund. Das konnte nicht wahr sein! Paul würde doch niemanden dazu anstiften, sie zu töten …
    »Es ist wunderbar, dass Sie gesehen haben, wie sie verletzt auf einer Trage weggebracht wurde, aber wohin? Haben Sie sämtliche Krankenhäuser angerufen?«
    Karens Knie zitterten immer stärker, sie konnte sich kaum noch aufrecht halten. Es war wirklich wahr. Paul wollte sie tot sehen! Aber warum? Was hatte sie ihm getan?
    »Und sie ist nirgends

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