Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Riskante Naehe

Riskante Naehe

Titel: Riskante Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
Vom Netzwerk:
eingeliefert worden? Merkwürdig. Haben Sie sich im Bahnhof umgehört?« Er schwieg wieder. »Okay. Finden Sie sie, und erledigen Sie Ihren Job. Ich möchte danach einen eindeutigen Beweis für ihren Tod in meinen Händen halten.«
    Karen hatte genug gehört. Mit plötzlicher Klarheit wurde ihr bewusst, dass sie in Lebensgefahr schwebte, wenn Paul sie entdeckte. Sie musste hier verschwinden. Sofort. Langsam wich sie zur Haustür zurück, ihren angstvollen Blick auf die Tür zum Arbeitszimmer gerichtet. Wenn Paul jetzt aus dem Raum kam, hatte sie keine Chance. Endlich erreichte sie die Haustür. Mit einer Hand fasste sie nach der Türklinke und drückte sie vorsichtig herunter, während sie mit der anderen Hand immer noch ihre Tasche umklammert hielt. Sie öffnete die Tür einen Spaltbreit und schlüpfte schnell hindurch. Ihre Tasche kratzte dabei am Türrahmen entlang. Karen zuckte zusammen. Verdammt! Eilig zog sie die Tür hinter sich ins Schloss und lief die Stufen hinunter. Sie hatte zwar immer noch starke Schmerzen, aber ihr waren Schmerzen lieber als der Tod.
    Paul trat aus seinem Arbeitszimmer heraus. Hatte er eben ein Geräusch gehört? Unruhig blickte er sich in der Diele um. Es war niemand zu sehen.
    »Karen?« Seine Frage durchbrach die Stille des Hauses. Niemand antwortete. Konnte es sein, dass sie nach Hause gekommen war und sein Telefongespräch gehört hatte? Nein, sein Kontakt hatte gesagt, sie sei verletzt abtransportiert worden. Da konnte sie noch nicht hier sein. Trotzdem würde er zur Vorsicht die Alarmanlage anstellen und dann das Haus vom Keller bis zum Dachboden durchsuchen. Er ging schnell zur Haustür und riss sie auf. Ein Blick in beide Richtungen versicherte ihm, dass seine Frau nicht im Haus gewesen sein konnte. Es war niemand zu sehen. Schulterzuckend ging er wieder ins Haus. Sie würden Karen schon finden, entweder war sie in einem der Krankenhäuser, oder sie würde nach Hause kommen. Woanders konnte sie ja auch nicht hin, ihre ganzen Sachen und ihr liebender Ehemann waren schließlich hier. Ein Lächeln überzog seine Lippen, als er in den Keller ging.
    Karen richtete sich stöhnend wieder auf. Einem Gefühl folgend, war sie auf die andere Straßenseite gelaufen und hatte sich hinter die parkenden Autos gebückt. Und tatsächlich hatte Paul nur Sekunden später die Haustür aufgerissen und sich umgesehen. Es war erschreckend, wie normal er wirkte. Überhaupt nicht wie ein Mann, der versucht hatte, seine Frau ermorden zu lassen. Ihr Magen revoltierte, als ihr bewusst wurde, dass dies vermutlich nicht der erste Versuch gewesen war, sondern er es bereits seit Jahren immer wieder versuchte. Und wer waren diese Krieger Gottes ? In ihrem Kopf wirbelte alles durcheinander. Vielleicht hatte sie doch eine Gehirnerschütterung.
    Langsam und unsicher ging sie die Straße hinunter und versuchte sich darüber klar zu werden, was sie jetzt tun konnte. Zur Polizei gehen? Nein, da würde man ihr sowieso nicht glauben. Abgesehen von dem eben mitgehörten Telefonat hatte sie keine Beweise, und Paul würde bestimmt alles leugnen. Aber wohin dann? Nicht zu ihrer Familie, denn da würde Paul sie sicher zuerst suchen. Außerdem wollte sie auf keinen Fall jemanden aus ihrem engeren Umfeld in Gefahr bringen.
    Karen schluckte und umklammerte die Umhängetasche fester, als ihr das ganze Ausmaß dieser neuen Situation bewusst wurde. Nichts war mehr wie noch vor ein paar Minuten, Paul hatte ihr den Boden, auf dem sie bisher sicher gestanden hatte, einfach unter den Füßen weggerissen. Aber sie durfte jetzt nicht in Panik verfallen.
    Als Erstes brauchte sie Geld, deshalb würde sie zur Bank gehen und genug für die nächsten Tage abheben. Und dann musste sie weg von hier, weg von Paul, an einen Ort, an dem sie in Ruhe nachdenken und sich ihre nächsten Schritte überlegen konnte.
    Eine Stunde später betrat Karen mit zehntausend Dollar in ihrer Tasche ihr Motelzimmer. Nach ihrem Bankbesuch war sie wahllos in einen Bus gestiegen und aus der Stadt herausgefahren. Sie wollte wenigstens eine gewisse Entfernung zwischen sich und ihre Verfolger bringen. Sie war schließlich in Oakton, Virginia, gelandet. Die Kleinstadt war gerade groß genug, dass sie als Fremde nicht weiter auffiel, und es gab einige Hotels. Karen hatte sich ein Motel einer großen Kette ausgesucht, in dem sie anonym sein würde, und hatte bar bezahlt. Dankbar schloss sie die Tür hinter sich, schob den Riegel vor und legte die Tüte mit ihren

Weitere Kostenlose Bücher