Riskante Naehe
Ich habe hier am Tor eine Frau stehen, die mit Captain Hunter sprechen wollte. Als ich ihr sagte, dass es hier niemanden mit diesem Namen gibt, nannte sie Ihren Namen. Nun ja, zumindest den Vornamen. Aber da es in SEAL-Team 11 nur ein Mitglied Ihres Namens gibt …«
Matt unterbrach ihn. »Wie heißt sie?«
Eine kurze Pause entstand. »Dr. Karen Lombard aus Washington. Sie arbeitet im Pentagon.«
Karen Lombard! Damit hatte Matt nicht gerechnet. »Lassen Sie sie herein.«
»Tut mir leid, Sir, das ist gegen die Vorschriften. Sie hat keine ausreichende Sicherheitsprüfung durchlaufen, außerdem sieht sie etwas … nun ja, abgerissen aus.«
»Ich kenne die Vorschriften, vielen Dank, Seaman.« Als dieser eine Entschuldigung stotterte, lenkte Matt ein. »In Ordnung, ich komme zum Tor.«
»Vielen Dank, Sir!«
Matt warf den Hörer auf die Gabel. Was wollte Karen Lombard von Clint? Und abgerissene Erscheinung? Seine Neugier war geweckt.
Fünf Minuten später kam er bei dem Wachtposten an. Dieser nickte ihm zu und deutete auf eine einsame Gestalt, die auf der Straße vor der Schranke stand.
Eilig ging Matt auf sie zu. »Dr. Lombard, was machen Sie denn hier?«
Karen drehte sich zu ihm um. »Ich bin so froh, dass Sie gekommen sind. Ich wollte eigentlich zu Captain Hunter, aber der Wachtposten sagte, es gäbe hier keinen Clint Hunter.« Sie erblasste. »Oh mein Gott, er lebt doch noch, oder?«
Matt legte ihr beruhigend einen Arm um die Schultern. »Natürlich. Warum setzen wir uns nicht auf die Bank dort drüben und Sie erzählen mir, was Sie hierher geführt hat?«
Langsam kehrte die Farbe in Karens Gesicht zurück. »Danke, das wäre gut.« Vorsichtig ließ sie sich auf die Bank sinken. Dann wandte sie sich Matt zu. Erschrocken riss sie die Augen auf. »Oh, Ihre Wange!« Mit den Fingerspitzen strich sie über die Narbe, die vom Kinn bis zu seinem Wangenknochen reichte. »War das die Wunde, die Sie bei meiner Befreiung davongetragen haben?«
Matt lächelte beruhigend. »Ja. Aber sie tut nicht mehr weh, außerdem sehe ich dadurch noch viel männlicher aus, finden Sie nicht?«
Karen lachte und betrachtete ausgiebig seinen muskulösen Oberkörper. »Ich denke nicht, dass Sie dafür noch eine Narbe brauchten, aber ich bin froh, dass Sie nicht darunter leiden.« Sie wurde ernst. »Schlimm genug, dass wegen meiner Befreiung ein Mann gestorben ist. Mehr möchte ich nicht verantworten müssen.«
Matt drückte beruhigend ihre Hand. »Sie trifft überhaupt keine Schuld, an keinem der Ereignisse.« Er lehnte sich behaglich auf der Bank zurück. »Nun erzählen Sie mal, was Sie hier tun.«
Karen nickte. »Seit der Entführung damals hatte ich noch einige Unfälle, die leicht tödlich hätten enden können. Und gestern Nachmittag bin ich vor einer einfahrenden U-Bahn auf die Gleise gestoßen worden.« Matt fluchte unterdrückt. »Ich hatte Glück und bin bis auf einige Kratzer und Prellungen unverletzt entkommen.« Stockend erzählte sie Matt, wie sie das Telefongespräch belauscht und erkannt hatte, dass ihr Mann sie tot sehen wollte und es vermutlich schon einige Male versucht hatte. »Er nannte auch noch irgendwelche Krieger Gottes . Keine Ahnung, wer oder was das sein soll. Jedenfalls wusste ich nicht, an wen ich mich wenden sollte, und bin einfach aus der Stadt geflüchtet. Ich hatte gehofft, Captain Hunter würde mir vielleicht helfen können.«
Matt versuchte die Geschichte zu verdauen. Sie klang unglaublich, aber als er Karen ansah, glaubte er ihr. Sie war völlig erschöpft, zerschunden und verängstigt. Und das mit gutem Grund. Er hatte bereits von den Kriegern Gottes gehört. Eine fanatische Gruppe amerikanischer Terroristen, die in den Bergen Utahs ihr Nest hatten. Wenn sie Karen verfolgten … »Clint ist nach dem Vorfall mit Ghost bei Ihrer Entführung aus dem Dienst ausgeschieden. Er lebt jetzt in Montana auf der Ranch seiner Eltern.«
»Die in West Yellowstone?«
Matt zog die Augenbrauen hoch. »Ja. Woher wissen Sie davon?«
Verlegen zuckte Karen mit den Schultern. »Er hatte mir erzählt, dass er dort aufgewachsen ist, als wir zusammen im Regenwald saßen.«
»Aha.« Clint erzählte sonst nie jemandem etwas über sich, schon gar nicht einer Fremden – und dann auch noch mitten auf einer Mission. Sehr merkwürdig. Karen schien etwas Besonderes zu sein. Vielleicht würde es Clint guttun, sie wiederzusehen. »Ich würde Ihnen gerne helfen, aber da wir keinen offiziellen Auftrag bekommen werden, Sie zu
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