Riskante Naehe
Sie nicht auch noch länger hungern. Kommen Sie, wir rufen Ihnen ein Taxi zum Flughafen.«
Karen wollte ungern diesen Ort der Ruhe verlassen, doch Matt hatte recht, sie musste los, wenn sie heute noch in Montana eintreffen wollte. Seufzend ließ sie sich von ihm hochziehen.
Matt blieb noch bei ihr, bis das Taxi eintraf, das er vom Wachtposten hatte rufen lassen. Er half Karen beim Einsteigen und beugte sich dann zu ihr hinunter. »Ich hoffe, dass Sie schnell nach Montana kommen und Clint Ihnen helfen kann. Sollte das durch irgendeinen Umstand nicht möglich sein, melden Sie sich bei mir.« Er reichte ihr einen Zettel mit seiner Telefonnummer und E-Mail-Adresse.
»Danke, ich hoffe, das wird nicht nötig sein.« Sie küsste ihn auf seine narbige Wange. »Vielen Dank für alles!«
Matt grinste. »Schönen Frauen in Not helfe ich immer gerne. Grüßen Sie Clint von mir!«
Damit warf er die Autotür zu, ohne ihr die Möglichkeit zu einer Antwort zu lassen. Er winkte noch einmal kurz und marschierte dann auf den Stützpunkt zu.
Karen blickte ihm nach, während das Taxi langsam davonfuhr. Warum konnte ihr Mann nicht so sein wie Matt? Seufzend wandte sie sich wieder der vor ihr liegenden Aufgabe zu. Wie kam man an einen Flug nach West Yellowstone?
Wie Karen kurze Zeit später feststellte, recht einfach, vorausgesetzt, man war bereit, längere Zeit auszuharren. So verbrachte sie den Rest des Tages auf San Diegos ungemütlichem Flughafen, während sie darauf wartete, dass das Kleinflugzeug, das sie mitnehmen sollte, ankam, aufgetankt und neu beladen wurde. Immerhin hatte sie genug Zeit, ihr Buch auszulesen. Wenn sie irgendwann einmal wieder viel Zeit hatte und nicht mehr in unmittelbarer Gefahr schwebte, musste sie unbedingt die anderen Teile der Serie kaufen.
Stunden später konnte sie endlich die kleine Propellermaschine besteigen und die letzte Strecke ihrer Reise zurücklegen. Sie hatte sich mit dem Besitzer der Maschine geeinigt, bar zu zahlen, damit wirklich keinerlei Papiere auf ihre Anwesenheit deuteten. Kaum saß sie in der Maschine, fielen ihr schon die Augen zu. Sie erwachte erst wieder, als das Flugzeug mit einem Ruck auf der Landebahn in West Yellowstone aufsetzte.
Müde rieb sie sich die Augen und blickte hinaus. Der Flugplatz war wirklich nur ein besserer Parkplatz, auf allen Seiten von Wiesen und Wäldern umgeben. Vorsichtig stieg sie die Treppe auf die Rollbahn hinunter und atmete tief die frische, kühle Luft ein. Sie kam sich vor, als wäre sie an einem Tag einmal um die Erde geflogen. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, bald würde es völlig dunkel werden. Zögernd ging sie auf das kleine Gebäude zu, das an einem Ende des Flugplatzes stand.
Von der Kaugummi kauenden Frau am Computer ließ sie sich den Weg zur Diamond Bar Ranch beschreiben. Da sie nicht von vielen Menschen gesehen werden wollte, entschied sie sich, die fünf Meilen zu Fuß zu gehen, auch wenn es sie fast umbringen würde. Zehn Minuten später bereute sie die Entscheidung bereits. Ihre Knie schmerzten mit jedem Schritt stärker, und sie taumelte bereits vor Müdigkeit und Erschöpfung. Trotzdem ging sie immer weiter, sie konnte so kurz vor dem Ziel nicht aufgeben, und zurück zum Flugplatz wollte sie auch nicht gehen. Sie war so in ihrer Aufgabe versunken, dass sie das Auto zuerst gar nicht bemerkte. Es überholte sie langsam und kam dann ein paar Meter vor ihr zum Stehen. Vorsichtig ging sie darauf zu. Sie wollte heute nicht auch noch überfallen werden.
Ein Mann lehnte sich aus dem offenen Beifahrerfenster. »Wo wollen Sie denn hin, Ma’am?«
Karen kannte ihn nicht, aber er sah freundlich genug aus. Und er war eindeutig älter als sechzig. »Zur Diamond Bar Ranch.«
Der Mann grinste. »Das trifft sich gut, da wollte ich auch gerade hin. Sind Sie ein Gast?«
Karen schüttelte den Kopf. »Nein, ich suche Clint Hunter. Ist er gerade auf der Ranch?«
Der Mann blickte sie neugierig an. »Vor ein paar Stunden habe ich ihn jedenfalls noch gesehen. Ich bin Shep Muir, Vorarbeiter der Ranch. Hüpfen Sie rein!«
Karen stieg behutsam in die Kabine des Trucks. Dann lächelte sie ihn an. »Karen Lombard. Danke, dass Sie mich mitnehmen.«
»Das mache ich doch gerne für Freunde von Clint.«
Karen öffnete den Mund, um zu protestieren, schloss ihn dann aber wieder. Vielleicht war es besser, wenn er glaubte, sie wäre eine Freundin von seinem Boss.
Wenige Minuten später waren sie am Ziel. In der Dunkelheit konnte sie nicht viel
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