Riskante Naehe
Augen. »Hatten Sie Streit mit Ihrer Frau?«
Paul lief rot an. »Nein! Wie kommen Sie denn auf die Idee? Wir führen eine vorbildliche Ehe, aufgebaut auf Respekt und Freundschaft.«
»Ich versuche lediglich einen Grund dafür zu finden, dass Ihre Frau ohne ein Wort verschwunden ist. Möchten Sie nicht herausfinden, wo sie sich aufhält?« Der Tonfall klang eindeutig skeptisch.
Paul ließ sich zurücksinken. »Doch, natürlich. Deshalb bin ich ja hier.«
»Und wir wissen das zu schätzen. Sie haben sämtliche Verwandten und Freunde kontaktiert?«
Paul nickte. »Niemand hat sie gesehen. Sie scheint wie vom Erdboden verschluckt.«
»Amerika ist ein großes Land.«
Paul kam ein Gedanke. »Könnten Sie sie nicht über diesen Sender finden, wie beim letzten Mal?«
Cranton rieb sich über das Kinn. »Das haben wir bereits versucht. Der Sender hat uns zum Flughafen von St. Louis geführt. Wir haben ihn in der Kanalisation gefunden. Scheinbar hat Ihre Frau die Kette mit dem Sender dort entsorgt.«
»Verdammt!« Paul sprang erregt auf. »Haben Sie herausgefunden, wohin sie von dort aus geflogen ist?«
»Wir arbeiten noch daran.«
»Geht das denn nicht schneller?«
Cranton blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Paul merkte, dass er sich nicht klug verhielt, und versuchte den Schaden zu begrenzen. »Tut mir leid. Ich möchte einfach nur wissen, wo Karen steckt.« Er ließ ein paar Tränen in seine Augen treten. »Meine Frau soll einfach bei mir zu Hause sein, wo sie hingehört.«
Cranton war diese Zurschaustellung von Gefühlen offensichtlich peinlich. Er räusperte sich erneut und blickte zur Decke. »Wir werden sie finden. Es kann zwar ein paar Tage dauern, aber wir werden sie finden. Wie Sie sich vorstellen können, haben wir ein großes Interesse daran, sie so schnell wie möglich zurück nach Washington zu bringen. Es gibt da einige ungeklärte Dinge.« Er öffnete die Tür des Raumes. »Ich hoffe, Sie stehen uns auch weiterhin zur Verfügung, sollten wir noch Fragen haben.« Er formulierte es als Tatsache, nicht als Frage.
Paul ging zur Tür. »Natürlich. Sie informieren mich doch, wenn Sie eine Spur von ihr gefunden haben?«
»Aber sicher.«
Paul nickte, flüchtete aus dem Zimmer und verließ auf schnellstem Wege das FBI-Gebäude. Es machte ihn nervös, in einem Gebäude mit Hunderten von Agenten eingesperrt zu sein. Als er endlich im Freien stand, blieb er erst einmal stehen und holte tief Luft. Er war für so etwas einfach nicht geschaffen. Er verfluchte den Tag, an dem er von den Kriegern Gottes angesprochen worden und mit ihnen den Deal eingegangen war, so zu tun, als würde er Karen lieben. Er hatte sie sogar geheiratet, weil er gehofft hatte, so eher an die Informationen zu kommen. Doch sie hatte nie mit ihm über ihre Arbeit gesprochen oder irgendwelche Unterlagen mit nach Hause gebracht.
Es war zwar wirklich sehr nett, ein geheimes Konto mit Tausenden von Dollars zu haben, aber dafür neun Jahre seines Lebens an eine hässliche, fette Frau zu verschwenden, die sich für etwas Besseres hielt, nur weil sie studiert hatte und im Pentagon arbeitete, damit hatte er nicht gerechnet. Und jetzt diese ganze Aufregung. Wenn die Situation nicht bald zu seiner Zufriedenheit gelöst wurde, bekam er am Ende noch ein Magengeschwür. Und er hatte gehört, das konnte sehr schmerzhaft sein.
Warum hatte der Typ auch nicht besser gezielt, als er Karen vor die Bahn schubste? Wieso schaffte ein Profi es nicht, einen Menschen zu töten, ohne dass es wie Mord aussah? Paul hätte es ja auch selbst getan, aber das wäre zu riskant gewesen. Schließlich hatte er ein Alibi gebraucht für den Fall, dass in dem Todesfall ermittelt wurde. Doch dazu war es ja nie gekommen, weil diese Deppen einfach unfähig waren.
Vielleicht musste er jetzt doch selbst aktiv werden und sich einen eigenen Plan ausdenken, wie er Karen beseitigen konnte. Und wenn er sie eigenhändig in einen Canyon stoßen oder einen kleinen Jagdunfall inszenieren musste. Es würde ihm schon etwas Passendes einfallen, wenn er sie erst einmal gefunden hatte. Zuerst würde er aber die Krieger Gottes kontaktieren und sie dazu drängen, ihre Kontakte in Regierungskreisen zu nutzen, um Karen ausfindig zu machen. Vielleicht konnte ihm die Gruppe ja wenigstens dabei helfen, wenn sie schon sonst nichts taugte.
Agent Cranton blickte Paul Lombard mit gerunzelter Stirn hinterher. Irgendetwas an diesem Typ behagte ihm gar nicht. Vielleicht war er ihm auch einfach
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