Riskante Naehe
nur unsympathisch. Achselzuckend schob er den Gedanken beiseite. Es war jetzt wichtiger, Dr. Lombard zu finden. Normalerweise wäre er bei dieser Sache gar nicht hinzugezogen worden, aber die Art ihres Verschwindens stank zum Himmel. Sie schien zwar freiwillig verschwunden zu sein, doch zu plötzlich und zu einem äußerst verdächtig wirkenden Zeitpunkt.
Ihre Abteilung war gerade am Ende ihrer Arbeiten an einem neuen Waffensystem angekommen, erste Tests hatten ergeben, dass es äußerst leistungsfähig sein würde. Die Waffe war unter absoluter Geheimhaltung entwickelt worden, aber es schien, als wären Informationen darüber schon nach draußen gesickert. Sowohl im In- als auch im Ausland gab es Versuche, an die Pläne und Codes zu kommen, natürlich auf illegalem Wege. Und jetzt verschwand die Leiterin des Projekts spurlos. Nein, diese ganze Sache gefiel ihm gar nicht. Da war es eher nebensächlich, dass Paul Lombard so ein Jammerlappen war. Schulterzuckend kehrte Cranton in sein Büro zurück.
Das Essen verlief sehr angenehm. Zu siebt saßen sie im Garten um einen langen Tisch herum, der mit allen möglichen Schüsseln und Platten übersät war. Die Haushälterin Martha hatte sich wirklich selbst übertroffen. Und da sie fast mit zur Familie gehörte, aßen sie und ihr Mann Joseph auch mit. Neben Karen und Clint waren noch Shannon und ihre Eltern Angela und George versammelt. Sie hatten Karen sehr freundlich aufgenommen und die Erklärung, dass sie eine Freundin von Clint war, akzeptiert. Aber Karen konnte doch erkennen, dass sie einige Fragen hatten, die sie nur aus Höflichkeit nicht stellten.
Karen schob ihre leere Eisschüssel auf den Tisch. Seufzend stellte sie fest, dass sie mal wieder viel zu viel gegessen hatte. So würde sie niemals ihre überflüssigen Pfunde verlieren, das stand fest. Sie bemerkte Clints intensiven Blick auf sich und sah auf.
»Hat es dir geschmeckt?«
Karen lächelte verlegen. »Ja. Wie man gesehen hat.«
Clints Mundwinkel zuckte. »Ich mag es, wenn Frauen ordentlich essen.«
Karen blickte ihn aufmerksam an und suchte nach einem Zeichen, dass er sich über sie lustig machte. Sie fand keines. »Dann bin ich wohl genau die Richtige für dich.« Sowie der Satz aus ihrem Mund war, riss sie die Augen auf. Sie hatte das nicht laut sagen wollen.
Die anderen am Tisch lachten. Clints Augen hatten sich verdunkelt, auch der zweite Mundwinkel begann zu zucken. Gleich würde er lächeln. Doch auch diesmal reichte es nicht. Was würde sie darum geben, einmal ein richtiges Lächeln bei ihm zu sehen.
»Wer weiß?«
Clints Erwiderung ließ sie auf seinen Mund starren. In jedem Detail erinnerte sie sich an seine Küsse, das Gefühl seiner Hände auf ihrer Haut, auf ihrer Brust. Eine heiße Röte stieg in ihr Gesicht, und sie wandte sich abrupt ab.
Shannon beobachtete fasziniert das Zwischenspiel von Clint und Karen. Aber da sie schon lange kein eigenes Liebesleben mehr hatte, versetzte ihr das, was sie bei ihrem Bruder und seiner Freundin sah, auch einen schmerzhaften Stich. Warum konnte sie nicht jemanden kennenlernen, der sie so anblickte wie Clint Karen? Sie konnte die Hitze, die zwischen ihnen entstand, förmlich spüren. Funken sprangen zwischen ihnen hin und her, alles andere war ihnen in diesem Moment egal. Shannon seufzte und wandte den Blick ab. Wie es Marc wohl ging? Abrupt setzte sie sich auf. Wie kam sie in diesem Moment auf ihren SEAL-Freund? Gut, er war derzeit der einzige Mann in ihrem Leben, aber bisher hatten sie nur ein wenig per E-Mail geflirtet, nichts Ernsthaftes.
Von der Auffahrt drang leises Motorengeräusch herauf.
Clint blickte dem Auto entgegen und stand auf, als er es erkannte. »Das wird der neue Gast sein. Bleibt ihr ruhig sitzen, ich kümmere mich darum.« Damit überquerte er die Rasenfläche und traf kurze Zeit später beim Besucherparkplatz ein. Matt hatte seinen knallroten Chevrolet bereits geparkt und war dabei, seine Reisetasche aus dem Kofferraum zu nehmen.
Clint schob die Hände in die Hosentaschen und betrachtete kopfschüttelnd das Auto. »Ich hatte eigentlich angenommen, du hättest dir inzwischen ein richtiges Auto gekauft.«
Matt grinste ihn an. »Das ist ein richtiges Auto, East. Und die Frauen lieben es!«
»Gehst du damit etwa immer noch auf Brautfang?«
Matt zuckte mit den Schultern. »Ein schönes Hobby. Solltest du auch mal probieren.«
Clint verzog den Mund. »Nein, danke, ich habe auch so genug zu tun. Schön, dass du gekommen
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