Riskante Naehe
stationieren würden, um zu sehen, ob sie zurückkommt oder ob Sie sich auffällig verhalten und sie womöglich noch zu ihrem Versteck führen.« Seine eisblauen Augen funkelten geringschätzig. »Uns war das zumindest klar. Es ist offensichtlich, dass Sie noch nicht so weit gedacht haben.« Ohne auf Pauls Aufforderung zu warten, ließ er sich auf das weiche, beige-blau gemusterte Sofa fallen und streckte die langen Beine aus.
Paul schluckte ein paarmal, bevor er den Mund öffnete. »Warum sind Sie gekommen?«
Der Mann seufzte. Sein Blick bohrte sich in Pauls. »Um dafür zu sorgen, dass das FBI Sie nicht erwischt.«
Paul blinzelte. War das gut oder schlecht? Gott, er hätte sich nie mit diesen Verrückten einlassen sollen! Wie betäubt ließ er sich auf das zerwühlte Bett sinken. Mit zitternden Händen wischte er sich über das Gesicht.
Der Mann verzog angewidert das Gesicht. »Nun waschen Sie sich schon. Ich will gleich aufbrechen.« Aufbrechen?
»Wohin wollen Sie denn?«
Ein kaltes Lächeln überzog das auf eine harsche, kantige Art gut aussehende Gesicht des Kontaktmannes. »Nicht ich, wir.« Paul wurde noch blasser. »Wir wissen jetzt, wo Ihre Frau sich befindet. Wir werden sie dort abholen und dann für immer verschwinden lassen.«
Das war es, was Paul immer gewollt hatte, aber jetzt, wo dieser Mörder sich auf seiner Couch räkelte und es wie nebenbei aussprach, war Paul klar, dass es ein Fehler gewesen war, sich mit dieser Organisation einzulassen. Bestimmt hätte es auch noch eine andere Möglichkeit gegeben, an Geld zu kommen, ohne dafür neun Jahre seines Lebens opfern zu müssen. Ganz zu schweigen von der ständigen Anspannung, irgendwann von der Polizei verhaftet oder von den Terroristen als überflüssig angesehen zu werden. Mehr als einmal hatten sie ihm offen gesagt, was mit ihm geschehen würde, wenn er versuchte, sie zu hintergehen. Wenn diese Drohung nicht gewesen wäre, hätte er Karen schon lange verlassen und das Geld abgeschrieben.
Paul war sich auch nicht sicher, ob er wirklich dabei sein wollte, wenn dieser Hüne Karen kaltmachte. Eigentlich hätte es ihm gereicht, wenn er sich von ihr hätte scheiden lassen dürfen. Nur weil die Krieger Gottes dem nie zugestimmt hätten, hatte er versucht, sie zu töten. Oder vielmehr töten zu lassen. Dann wäre er nicht nur von Karen befreit gewesen, sondern auch von den Terroristen. Aber jetzt war es zu spät.
Der Kontaktmann, er nannte sich Packard, zumindest hatte er das Paul am Anfang erzählt, würde bestimmt nicht allzu sanft mit Karen umgehen. Paul konnte sich vorstellen, dass es Packard sogar richtig Spaß machte, eine Frau zu töten. Tief einatmend befahl er sich, seine Skrupel beiseitezuschieben. Er hatte es so gewollt, also durfte er jetzt, wo er der seit Jahren ersehnten Freiheit so nahe war, nicht kneifen. Entschlossen stemmte er sich vom Bett hoch und ging in das angegliederte Badezimmer. An der Tür drehte er sich um. »Zehn Minuten.«
Als Paul aus dem Bad kam, hatte er sich wieder beruhigt. Er würde mitfahren, um sicherzustellen, dass Karen auch wirklich tot war. Dann würde seine Beziehung zu den Kriegern Gottes ein für alle Mal beendet sein, und er konnte sich irgendwohin zurückziehen, wo es warm und sonnig war und ihn niemand fand. Das hatte er wirklich verdient, nach all diesen tristen Jahren in einer Beziehung, die er nicht führen wollte.
Matt wurde langsam wach. Blinzelnd stützte er sich auf einen Ellbogen und fokussierte den Wecker. Aufstöhnend sank er zurück. In weniger als einer Stunde würde er auf einem dieser Gäule sitzen und sich jeden Knochen im Leib durchschütteln lassen. Und das nur, weil er ein wenig Zeit mit Shannon verbringen wollte. Er war ein echter Märtyrer. Grinsend schwang er die Beine aus dem Bett. Er war ein SEAL, er hatte schon ganz andere Hindernisse überwunden.
Immer noch lächelnd, ging er zum Fenster und zog den Vorhang zurück. Und blickte direkt auf Shannon, die eben in ihrer Hütte das Gleiche tat. Der einzige Unterschied bestand darin, dass sie wenigstens ein T-Shirt trug, während er völlig nackt war. Nur gut, dass die Fenster in der Hütte recht hoch lagen. Shannon starrte ihn aus riesigen Augen an. Sie schien die Sprache verloren zu haben. Matt winkte und grinste sie an. Shannon zögerte und zog dann ruckartig ihren Vorhang wieder zu.
Matt lachte laut auf, wandte sich vom Fenster ab und ging gemächlich durch das Zimmer zum Schrank, in dem er seine Kleidung verstaut hatte. Er
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