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Riskante Naehe

Riskante Naehe

Titel: Riskante Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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bogen sich um den Griff der kleinen 22-mm-Pistole. Mit der Waffe in der Hand schlich er leicht gebückt auf das Fenster zu. Was immer dort draußen war und ihn in panische Angst versetzte, würde gleich den Schreck seines Lebens bekommen. Inzwischen am ganzen Körper zitternd, schob Paul vorsichtig den Vorhang ein Stück zur Seite. Es war nichts zu sehen.
    »Nun reiß dich schon zusammen! Wahrscheinlich stößt nur ein Ast an den Balkon und verursacht das Geräusch.« Etwas mutiger geworden, riss er den Vorhang ganz zurück. Gerade als er sich davon überzeugt hatte, sich das Ganze nur eingebildet zu haben, bewegte sich ein Schatten auf ihn zu. Normalerweise glaubte er nicht an Fantasiegestalten, doch in dem Moment war er überzeugt, einen Dämon vor sich zu haben. Der schattenhafte Umriss wurde immer größer und größer, während Paul mit aufgerissenen Augen und Mund stolpernd zurückwich. Dabei übersah er den Blumenständer, der hinter ihm stand. Er stieß dagegen, verlor das Gleichgewicht und fiel samt Blume und Ständer mit einem lauten Krach zu Boden. Splitter des Porzellans bohrten sich in seine Hände, Arme und Gesicht. Schmerzerfüllt schrie er auf. Für einen kurzen Moment vergaß er den Schatten auf seinem Balkon und schimpfte vor sich hin. Er hatte Karen schon tausendmal gesagt, dass dieser Blumenständer mitten im Weg stand und irgendwann jemand darüberfallen würde.
    Während er vorsichtig seine Hände begutachtete, erinnerte er sich plötzlich daran, was ihn überhaupt erst hierhergebracht hatte. Ruckartig hob er den Kopf und bemühte sich, die Dunkelheit hinter seinem Fenster mit den Augen zu durchdringen. Er musste nicht lange suchen, um die riesige Gestalt zu sehen, die immer noch vor seiner Balkontür stand. Schaudernd meinte Paul den Blick der Figur körperlich zu spüren. Aber das war Unsinn. Wenn jemand da draußen stand, dann war das ein Mensch. Und Menschen konnte man mit einer Pistole erschießen, wenn es denn sein musste. Rasch fuhr er mit den Händen über den flauschigen Teppich, um die Waffe wiederzufinden, die ihm beim Sturz aus der Hand gefallen war. Dabei zog er sich weitere Wunden an den messerscharfen Porzellansplittern zu, die er fluchend ignorierte. Er brauchte seine Pistole. Sofort!
    Erleichtert atmete er auf, als seine von Schweiß und Blut nassen Fingerspitzen auf den stählernen Lauf des Revolvers trafen. Mit einem schraubstockartigen Griff schlossen sich seine Finger um die Waffe. Noch einmal würde er sie bestimmt nicht verlieren, so viel war sicher! Er richtete sich vorsichtig auf, konnte aber nicht verhindern, dass sich gleich beim ersten Schritt mehrere Scherben in seine nackte Fußsohle bohrten. Mit zusammengebissenen Zähnen machte er einen großen Sprung zur Seite, um weiteren Verletzungen zu entgehen. Inzwischen war seine Wut größer als seine Angst. Wer auch immer dort auf der anderen Seite der Glasscheibe war, musste damit rechnen, erschossen zu werden. Erst schießen, dann fragen, das war hier die Devise.
    Bevor er die Balkontür öffnete, entsicherte er die Waffe und richtete sie auf die Brust der Gestalt. Mit einem Ruck zog er die Tür auf. Und hätte sich vor Erleichterung fast in die Hose gemacht. Vor ihm stand sein Kontaktmann der Krieger Gottes .
    Schlagartig überfiel ihn eine ungeheure Wut, und er vergaß für einen Moment seine Furcht. »Was zum Teufel tun Sie hier? Sind Sie verrückt geworden?« Seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter.
    Der schwarz gekleidete, groß gewachsene Mann drängte sich rücksichtslos an ihm vorbei ins Schlafzimmer. Ohne Rücksicht auf Pauls Finger zu nehmen, die noch in der Türöffnung steckten, schob er die Schiebetür zu. Paul unterdrückte gerade noch einen Schmerzensschrei und steckte die gequetschten Finger in den Mund.
    Ruckartig zog der Mann die Vorhänge vor und schaltete dann die kleine Lampe an, die auf einem Beistelltisch stand. »Reißen Sie sich zusammen, oder wollen Sie unbedingt die FBI-Agenten alarmieren, die in einem Auto vor Ihrer Haustür sitzen?«
    Pauls Augen weiteten sich, sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. »FBI?« Seine Stimme war nur noch ein heiseres Krächzen.
    »Nein, der Weihnachtsmann!« Abrupt schob der Eindringling die Kapuze nach hinten, die sein hellblondes Haar verdeckt hatte. »Was dachten Sie denn, was passieren würde, wenn Ihre Frau, eine von der Regierung hoch geschätzte Waffenexpertin, möchte ich betonen, einfach so verschwindet? Es war doch klar, dass sie jemanden hier

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