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Riskante Naehe

Riskante Naehe

Titel: Riskante Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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jetzt nicht denken, sonst kam sie hier nie lebend heraus.
    Mit einem wenig eleganten Sprung erreichte sie endlich das rettende Ufer. Clint war dicht hinter ihr und schob sie sofort ohne Pause weiter in Richtung des baumbewachsenen Steilufers. Sich der Gefahr, in der sie schwebten, durchaus bewusst, sprintete Karen unter die rettenden Bäume. Glücklicherweise war die Böschung nicht so steil wie die gegenüberliegende, die sie heruntergeklettert waren. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie die Felswand erklommen und tauchten in das grüne Dickicht ein. Karen kippte ihren Oberkörper vornüber und stützte sich nach Luft ringend mit den Händen an ihren Oberschenkeln ab. Clint atmete lediglich etwas schwerer als sonst, trotzdem hatte er sich auf einen Baumstumpf gesetzt.
    Sich aufrichtend schob Karen sich die Haare aus der schweißfeuchten Stirn. »Also gut. Wo bist du verletzt?«
    Clint schob die Augenbrauen zusammen. »Woher willst du das wissen?«
    Karen schnaubte. »Ich habe Augen im Kopf. Außerdem habe ich dich schon im Einsatz gesehen, wenn du dich erinnerst.«
    Ein Mundwinkel zuckte. »Vielleicht bin ich einfach nicht mehr in Form?«
    »Ja, und ich bin Bugs Bunny. Lass den Quatsch und sag mir, wo es wehtut!«
    Clint seufzte. »Mein Oberschenkel. Bei unserer unsanften Landung wurde das Lenkrad heruntergedrückt und hat mein Bein eingeklemmt. Nicht weiter schlimm, wahrscheinlich nur eine Prellung oder ein Muskelfaserriss.«
    Erleichtert atmete Karen aus. Sie hatte schon fast eine Schusswunde oder etwas Ähnliches befürchtet.
    Nach einer viel zu kurzen Pause erhob Clint sich wieder. Sie mussten zusehen, dass sie noch ein Stück weiterkamen, bevor es dunkel wurde und sie sich ausruhen konnten. Es würde bestimmt nicht lange dauern, bis ihre Verfolger merkten, dass sie nicht in dem Autowrack gestorben waren, und nach Spuren suchten. Das Ufer des Flusses bestand zwar weitgehend aus Steinen, aber wenn sie lange genug suchten, würden sie bestimmt Blutstropfen von seiner Kopfwunde finden. Mit den Fingern befühlte er seine Stirn. Sie war immer noch nass, und es sah nicht so aus, als würde die Wunde in nächster Zeit aufhören zu bluten.
    »Hast du …?« Ein ratschendes Geräusch ließ ihn zu Karen blicken.
    Sie hatte tatsächlich ein Stück von ihrem langen T-Shirt abgerissen. Mit geröteten Wangen kam sie auf ihn zu. »Leider habe ich nichts anderes zur Hand, daher wirst du damit vorliebnehmen müssen.«
    Schweigend setzte er den Rucksack ab und holte ein paar Papiertücher heraus, die sie unter dem Stoffstreifen auf die Wunde legen konnte. Während er sich bückte, um Karen das Anlegen des Verbandes zu erleichtern, fing er an zu grinsen. Seine Karen war wirklich etwas Besonderes. Seine? Wann war aus Karen Lombard seine Karen geworden? Egal, es war eben so. Er bewunderte ihre Kraft, ihren Mut, ihre Ausdauer. Genauso wie ihre Fähigkeit, mit anderen mitzufühlen und das Beste aus einer schlimmen Situation zu machen. Wie jetzt gerade, als sie, ihre Augen konzentriert zusammengekniffen, mit der Zungenspitze zwischen den Zähnen, sich bemühte, ihm möglichst wenig Schmerzen zuzufügen, während sie den provisorischen Verband befestigte. Ihre Gesichter waren sich so nahe, dass sich ihre Nasen fast berührten.
    Karen zog einen letzten Knoten fest und trat dann einen Schritt zurück, um ihr Werk zu begutachten. »Nicht schön, aber selten. Vermutlich müsste die Wunde genäht werden, aber dazu wirst du mich nicht bringen. Und Desinfektionsmittel habe ich auch nicht dabei. Wenn ich das nächste Mal eine Tasche packe, weiß ich, was ich bestimmt mitnehme.«
    Clint zuckte zusammen. »Ich hoffe, es wird kein nächstes Mal geben. Wenn diese Sache vorbei ist, werde ich jede erdenkliche Maßnahme ergreifen, um dich nie wieder in eine solche Situation kommen zu lassen.«
    Karen zog eine Augenbraue hoch, kommentierte seine Bemerkung aber nicht. Hatte er damit sagen wollen, dass er ihr auch dann noch zur Seite stehen wollte, wenn sie lebend hier herausgekommen waren, oder hatte er nur angedeutet, dass er Paul, die Krieger Gottes und jeden, der sonst noch mit in diese Sache verwickelt war, außer Gefecht setzen würde? Ihretwegen konnte er gerne beides tun, dann war sie in Sicherheit und hatte Clint, um sich die Zeit zu vertreiben. Karen schüttelte den Kopf. Was war nur wieder mit ihr los? Sie waren nur einige Hundert Meter von ihren Verfolgern entfernt, die sie töten wollten, und sie hatte nichts Besseres zu tun, als über so

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