Riskante Versuchung
glatt um!“
Sie schnappte sich ihre Handtasche und rannte zur Tür. Doch als ihre Hand auf dem Türknauf lag, drehte sie sich noch einmal zu ihm um. „Du hast mir etwas versprochen“, sagte sie, und Tränen liefen ihr übers Gesicht. „Und das solltest du nicht vergessen, Connor.“
Und dann war sie verschwunden.
Er hörte den Motor ihres Wagens aufheulen, als sie rückwärts aus der Auffahrt fuhr und dann mit quietschenden Reifen Gas gab.
Draußen blitzte es, und diesmal folgte ohrenbetäubend lauter Donner. Der Himmel öffnete seine Schleusen, und große schwere Regentropfen trommelten aufs Dach.
Ja, er hatte Jess versprochen, er würde zurückkommen und sie finden, wenn er nicht länger vor seinen Dämonen fliehen musste und endlich frei wäre. Doch er würde niemals frei sein. Sein Versprechen hatte ihr lediglich Hoffnung gegeben. Und nun musste er zusätzlich zu all der Schuld und Reue auch damit noch fertigwerden. Jede Nacht vor dem Einschlafen würde er sich nicht nur nach ihr verzehren, sondern auch damit zurechtkommen müssen, dass sie auf ihn wartete.
Auf etwas, das nie sein konnte …
Verzweifelt schlug er die Hände vors Gesicht, denn er wusste, dass er nun endlich den Preis für seine Sünden zahlen musste.
19. KAPITEL
Selma Haverstein betrat Elliots Büro, ohne anzuklopfen.
„Ich bin fertig“, verkündete sie. „Ich habe mit beiden gesprochen.“
Elliot hatte Jackett und Krawatte abgelegt und die Hemdsärmel hochgekrempelt. Er stand auf, als sie hereinkam, und Selma sah, dass er sogar das Hemd aus der Hose gezogen hatte. Seine Haare waren wirr, als sei er mehrmals mit den Fingern hindurchgefahren.
Sein unordentliches Aussehen wirkte irgendwie charmant. Plötzlich konnte sie ihn sich sehr gut im Alter von zehn Jahren vorstellen, wie er auf dem Heimweg von der Kirche war. Aber ihn jetzt so zu sehen hatte auch etwas Beunruhigendes. Der Mann war offenbar völlig erschöpft. Sie vermutete, dass er seit Tagen nicht mehr geschlafen hatte. Und sie wusste, dass er nicht schlafen würde, bis sie den Sarasota-Serienkiller gefasst hatten.
„Und?“ Erwartungsvoll zog er eine Augenbraue hoch.
„Nichts.“
Er setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch. Die Enttäuschung war ihm deutlich anzusehen. Müde fuhr er sich über die Augen. „Das war mir klar.“ Er seufzte.
Mit besorgter Miene lehnte Selma sich über den Schreibtisch. „Parker, mein Guter, ich denke, du solltest Jess anrufen. Als ich mit ihr telefonierte, war sie absolut sicher, dass ihr Exmann der Mörder ist.“
„Da ist etwas, das du mir verschweigst, stimmt‘s?“ Elliot kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und musterte sie.
Selmas ansonsten fröhliches rundes Gesicht drückte nichts als tiefe Besorgnis aus. „Ich habe das Gefühl, dass Jess weiß, wo sich Rob Carpenter aufhält.“
Sein Blick wurde hart. „Und du hast bis jetzt gewartet, mir das zu erzählen? Verdammt, Selma …“
„Es ist doch nur so ein Gefühl, Parker. Ich habe keinerlei Beweise, es gibt keine Fakten …“
„Dein Gefühl ist mindestens so aussagekräftig wie sämtliche Fakten.“ Elliot schnappte sich sein Jackett, das von der Lehne seines Bürosessels zu Boden gefallen war. Hastig zog er sein kleines Notizbuch aus der Brusttasche. Während er darin blätterte, nahm er den Telefonhörer ab, klemmte ihn zwischen Wange und Schulter und wählte eine Nummer.
„Hallo, Labor? Könnt ihr schon etwas über die Fingerabdrücke sagen, die ich euch geschickt habe?“ Er lauschte der Stimme am anderen Ende der Leitung. „Ja, danke.“
Er legte auf und starrte auf die Seite, auf die er Jess‘ Nummer notiert hatte. „Ich habe zwei Nummern von Jess und weiß nicht mehr, welche ihre Nummer zu Hause ist“, gab er zu.
Selma stellte sich hinter ihn und schaute ihm über die Schulter. „Die zweite Nummer ist die von Siesta Key. Sie hat mir erzählt, dass sie manchmal dortbleibt, um zu arbeiten. Es handelt sich um das Strandhaus ihrer Eltern. Probier zuerst die obere Nummer.“
Elliot hielt den Hörer schon wieder ans Ohr. „Da ist besetzt“, sagte er, unterbrach die Verbindung und wählte eine andere Nummer.
„Ja“, rief er ungehalten in den Hörer. „Verbinden Sie mich mit Johnson.“ Er sah zu Selma. „Er hält Wache vor Jess‘ Haus … Ja? Hallo, Johnson, hier ist Elliot. Ich möchte, dass Sie Miss Baxter eine Nachricht zukommen lassen.“ Er schwieg und runzelte die Stirn. „Um wie viel Uhr war das?“ Er sah auf die Uhr. „Na
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