Riskante Versuchung
lange brauchen, um zu kombinieren, dass Rob die Nachricht auf dem Anrufbeantworter im Strandhaus abgehört hatte. Wenn er es nicht schon in diesem Augenblick begriffen hatte.
Verdammt!
„Reden Sie weiter mit mir, Rob“, forderte Selma ihn auf. „Wir wollen Ihnen helfen.“
Elliot war in weniger als fünfundvierzig Sekunden unten auf dem Parkplatz und saß in seinem Wagen. Während der ganzen Zeit sprach er in sein Handy.
Das Adrenalin, das durch seine Adern pulsierte, tat wirklich gut. Endlich hatten sie den Bastard. Er hatte sich selbst in eine Sackgasse manövriert, und nun gab es kein Entkommen mehr.
Parker gab Befehle für die Errichtung von Straßensperren und bat die örtliche Polizei sowie die Bundespolizei um Unterstützung. Alle verfügbaren Einheiten sollten nach Siesta Key hinausfahren.
Er forderte sogar die nicht verfügbaren Einheiten an. Wozu sollte Johnson noch vor Jess‘ Haus Wache halten, wenn sie den Aufenthaltsort des Mörders auf Siesta Key lokalisiert hatten?
Mit durchdrehenden Reifen fuhr Elliot im strömenden Regen vom Parkplatz.
Jess hielt am Straßenrand. Der Regen war inzwischen so heftig, dass er ihre Sicht beeinträchtigte. Ungeduldig trommelte sie mit den Fingern auf dem Lenkrad herum und wünschte, sie wäre schon zu Hause. Hoffentlich würde sie in der Lage sein, Frank davon zu überzeugen, bis zum Morgen nicht die Polizei anzurufen. Sie bezweifelte, dass sie die unzähligen Fragen, die Verhöre, die sicher folgen würden, momentan aushalten würde.
Was würde sie der Polizei erzählen, wenn die wissen wollten, wohin sie Rob gebracht hatte? Was würde sie antworten, wenn man sie fragte, warum sie nicht gleich die Polizei benachrichtigt hatte? Und warum hatte sie zuerst Kelsey abgeholt und war nach Hause gefahren?
Weil ich Angst hatte, dachte sie. Eine gute Antwort, solange sie den Satz nicht beendete. Denn Angst wovor? Angst davor, dass Rob gefasst wurde.
Der Regen ließ ein wenig nach, deshalb fuhr sie langsam weiter.
Bei diesem Tempo würde sie allerdings nie ankommen.
Sie ging gleich wieder vom Gas, als ihr Scheinwerfer entgegenkamen und ein Wagen vorbeiraste. Jess glaubte, den großen Wagen des FBI-Mannes zu erkennen, der vor ihrem Haus postiert gewesen war. Wo wollte der so schnell hin?
Es sei denn, sie hatten Ian gefasst …
Bitte, dachte sie und starrte durch den unablässigen Regen auf die Straße. Bitte mach, dass sie Ian gefasst haben, damit das alles endlich vorbei ist.
In Robs Kopf drehte sich alles. Es würde nicht lange dauern, bis das FBI Straßensperren an den beiden Brücken errichtet hatte, die Siesta Key mit dem Festland verbanden. Und er hätte keine Chance, vor ihnen dort zu sein, schon gar nicht ohne Auto und mit nur einem gesunden Bein.
Es gab nur eines, was er tun konnte, und er betete, dass es funktionierte. Denn falls nicht, war Jess tot. Und er auch. Erneut hob er den Telefonhörer ans Ohr.
„2786 Midnight Pass Road“, informierte er Selma so ruhig, wie er vermochte. „Dort bin ich.“
„Bleiben Sie kurz dran“, sagte Selma, und nach einem kurzen Moment war sie wieder zurück. „Das war sehr gut, mein Lieber.“
„Hören Sie - wenn ich der Mörder wäre, hätte ich Ihnen wohl kaum meinen Aufenthaltsort verraten, oder? Also bitte, schicken Sie endlich jemanden zu Jess‘ Haus. Lassen Sie sie um Himmels willen nicht allein hineingehen. Selma, ich will nicht, dass sie stirbt.“
„Ich will auch nicht, dass sie stirbt, Rob“, bekräftigte Selma. „Ist sie bei Ihnen?“
Er fluchte frustriert. „Nein! Verdammt, ich habe es Ihnen doch gerade erklärt. Sie ist auf dem Weg nach Hause. Sie verschwenden wertvolle Zeit!“
Jess bog in ihre Auffahrt ein. Der Wagen des FBI-Agenten war weg. Also musste der es gewesen sein, den sie auf der Bee Ridge Road so schnell hatte vorbeifahren sehen.
Sie drückte die Fernbedienung, fuhr in die Garage und schloss das Tor hinter sich.
Kelsey schlief tief und fest, die Fäuste geballt und an ihre Wangen gepresst.
Ich werde Frank losbinden, dachte Jess, bevor ich Kelsey ins Haus trage. Nicht auszudenken, wenn sie aufwachen und einen gefesselten Mann im Wohnzimmer entdecken würde. Das wäre nun wirklich nicht leicht zu erklären.
Jess achtete darauf, dass Kelsey auch richtig zugedeckt war, und ließ das Seitenfenster einen Spaltbreit offen. Dann ging sie ins Haus.
Das Funkgerät krächzte in Elliots Wagen, als er Richtung Siesta Key raste, viel zu schnell bei diesem Wind und dem dichten
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