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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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Otto!«
    »Es hat ihn niemand gezwungen, mir zuzuhören«, sagte ich, da mir nichts Besseres zu meiner Verteidigung einfallen wollte.
    »Natürlich nicht, aber was würdest du an seiner Stelle tun, wenn du unsterblich in eine gewisse Italienerin verliebt wärst?«
    Jetzt war ich komplett verwirrt. »Ach Quatsch, Otto ist doch nicht in mich verliebt! Genauso wenig wie ich in ihn. Beate, er ist ein Bayer! Und Maschinenbauer obendrein. Wir sind gute Freunde, weiter nichts. Was glaubst du denn?« Ich fand die Behauptung absolut lächerlich.
    »Jetzt mal ehrlich, du kannst manchmal so was von tussig und arrogant sein, dass es nicht zum Aushalten ist«, sagte Beate mir, ohne mit der Wimper zu zucken, auf den Kopf zu.
    Das saß. Wie konnte sie nur? Diese typisch deutsche direkte Art, auch unangenehme Dinge beim Namen zu nennen und dem anderen unter dem Deckmäntelchen der Ehrlichkeit Gemeinheiten um die Ohren zu hauen, machte mich jedes Mal ganz schwach. Ein Italiener wird dagegen immer diplomatisch bleiben, auch wenn er die Wahrheit dafür ein bisschen dehnen muss. Selbstverständlich kann man das jetzt auch als verlogen und hinterhältig bezeichnen, aber wie wäre es mit rücksichtsvoll und höflich? Niemand würde in Italien einen Vorstoß von der Güte wagen, wie Beate es gerade getan hatte. Aber egal, ich war in Deutschland, also musste ich mit den deutschen Sitten umgehen und übte mich, statt einen aggressiven Gegenangriff zu starten, mal wieder in buddhistischer Gelassenheit. Die vier Bier, deren Alkohol durch meine Adern floss, trugen sicher das Ihre dazu bei.
    »Ach, Beate«, sagte ich daher nur. »Wir Italienerinnen sind nun mal anders als ihr.«
    Der Alkohol schien bei ihr genau die gegenteilige Wirkung zu haben, denn sie machte munter weiter. »Immer erwartest du den perfekten Anmachspruch und regst dich auf, wenn ein Mann schüchtern ist und nicht gleich aufs Ganze geht. Du gibst den armen Kerlen nicht die geringste Chance, dabei bist du auch nicht perfekt, selbst wenn du ständig so tust, als ginge es beim Flirten nur darum, die Coolness-Medaille abzugreifen.«
    »Das behaupte ich doch gar nicht.«
    Sie ließ sich durch meinen Einwand nicht weiter beirren. »Man kann als Frau auch ruhig mal über einem ungeschickten oder plumpen Anmachspruch stehen. Versetz dich doch nur mal in die Lage von Otto. Oder in die von Rainer! Der Ärmste hat wahrscheinlich eine halbe Stunde lang überlegt, was er sagen soll, und all seinen Mut zusammengekratzt, um sich diesen deiner Person absolut unwürdigen Apfelmus-Satz abzuringen. Das ist doch gemein!«
    Ich schluckte. Die Angelegenheit war mir heute noch peinlich, auch wenn Rainer mir längst verziehen hatte.
    »Was hat das jetzt bitte schön mit Otto zu tun?«, fragte ich verwirrt.
    »Nichts«, lautete die Antwort, »aber das wollte ich dir schon lange mal gesagt haben.«
    »Na, vielen Dank auch für das Gespräch«, meinte ich nur und spurtete die letzten Meter zum Kiosk.
    Ich hatte nicht die geringste Lust auf eine Diskussion mit Beate, auch wenn ich zugeben musste, dass ich zu anderen Menschen schon oft sehr hart und unnachgiebig war – genau wie zu mir selbst – und dass ich durchaus nicht selten schnell, vielleicht sogar vorschnell urteilte. Wie bei Rainer. Otto dagegen hatte ich von Anfang an gemocht. Als Freund. Oder etwa doch nicht nur als Freund? Bei dem Gedanken an meinen sportlichen, breitschultrigen Nachbarn wurde mir leicht schwindlig, daher schob ich ihn schnellstmöglich weg.
    Zu dem Bier, das wir besorgen sollten, kaufte ich vorsichtshalber noch ein paar Kümmerling. Der fiese Geschmack dieser Kräuterschnäpse hatte bisher noch immer alles in mir abgetötet, selbst sentimentale oder absurde romantische Gedanken.

10.
    »Vivere«
    Je länger ich in München war, desto mehr raste die Zeit, die Tage vergingen wie im Flug, und ehe ich mich dreimal umsah, war es April. Karneval hatte ich auf dem Viktualienmarkt erlebt, wo ich zu nachtschlafender Zeit irgendwelchen verkleideten und mit Blumen behängten Marktfrauen bei ihren seltsamen Tänzen zugesehen hatte. Immerhin hatten die Damen mit den riesigen Hüten und farbenfrohen Kleidern offenbar so viel Alkohol getrunken, dass sie ihre Hüften zumindest einigermaßen geschmeidig bewegten. Überhaupt war es ein sehr lustiger Tag, den ich mit Elin, Beate, Isabelle und einigen weiteren Freundinnen verbrachte. Ostern war inzwischen auch schon rum, und mamma rief zum Glück nicht mehr gefühlte achtmal pro Tag an wie

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