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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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war in der Mensa, an dem Tag, als mein Laptop rumgezickt und sich die Datei mit der Hausarbeit über Thomas Mann einfach einverleibt hatte. Später hatten wir noch mal darüber gesprochen, als wir an der Isar gegrillt hatten, doch an die Vorwürfe, die Beate mir auf dem Weg zum Kiosk gemacht hatte, wollte ich jetzt lieber nicht denken.
    »Wieso?«, meldete sich Ottos Sprachzentrum nun doch zu Wort und holte mich in die Gegenwart zurück.
    »Na ja, Beate hat da mal was anklingen lassen«, meinte ich ausweichend und spielte mit meinem Messer herum, um mein Gegenüber nicht anblicken zu müssen. Er sollte unter keinen Umständen merken, dass es mich fast zerriss, so gebannt wartete ich auf seine Antwort. Doch die Maske, hinter der ich mich versteckte, saß zu meiner Erleichterung perfekt – im Gegensatz zu meiner Frisur.
    »Was?« Nun war er völlig schockiert. Er sprang von seinem Stuhl auf und begann hektisch, den Tisch abzuräumen, wobei er beinahe sein Weinglas umgestoßen hätte.
    Klassische Übersprunghandlung, diagnostizierte ich zielsicher. Bei anderen kann ich so was sehr gut.
    »Sie hat dir …«, setzte er noch einmal an.
    Herrje, konnte ich denn nicht einmal den Mund halten, sondern musste mich immer wieder in solche peinlichen Situationen manövrieren, die jedes Mal zu einem zwischenmenschlichen Totalschaden führten? Für Selbstkritik war es jetzt allerdings zu spät, und mir blieb nichts weiter als die Flucht nach vorn.
    Eins, zwei, drei, zählte ich innerlich. Dann gab ich mir einen Ruck. »Ja«, erwiderte ich, »sie hat’s mir erzählt. Was ist denn dabei?« Natürlich tat ich jetzt cooler, als ich war, aber das stand auf einem anderen Blatt. Momentan ging es um Otto. Zum Glück.
    »Und … was sagst du … dazu?« Es war ihm anzusehen, dass er fieberhaft in der linken Gehirnhälfte nach einem Vorwand suchte, die Küche zu verlassen, während die rechte eine Liste mit drakonischen Strafen für die arme Beate ersann. Ottos Fluchtinstinkt war jedenfalls aktiviert.
    Hoffentlich hatte das nicht noch ein Nachspiel für mich, weil ich mich verplappert hatte. Beate war wirklich sehr nett und umgänglich, aber wenn sie sich über jemanden ärgerte, nahm ihr Temperament durchaus schon mal italienische Züge an. Ich setzte die Weinflasche an die Lippen und trank den Rest in einem Zug aus, ehe ich tief Luft holte. »Na, ich wünsch dir alles Glück der Erde«, sagte ich dann, obwohl es mir einen heftigen Stich versetzte. Den x-ten. Auch wenn Otto, trotz der Gefühle, die ich ab und zu für ihn … und dann wieder nicht und manchmal eben doch … Porca miseria, ich wusste ja selbst nicht, was ich wollte und was nicht. Nur eines war mir klar: Wenn ich Otto nicht bekam, sollte ihn auch keine andere haben dürfen, und zwar egal ob ich ihn nun wollte oder nicht! So etwas nennt man weibliche Logik, damit kenne ich mich aus.
    Nicht nur ich, sondern auch Otto schien die Welt auf einmal nicht mehr zu verstehen. Er beendete seine Aufräumaktion, setzte sich wieder hin und musterte mich mit stechendem Blick. »Wie, du wünschst mir Glück?«
    Ich fühlte mich ertappt, und mir wurde heiß und kalt. Während sich die Temperatur meiner Finger dem Gefrierpunkt näherte, fingen meine Ohrläppchen an zu glühen. Ein sicheres Zeichen dafür, dass Emotionen im Spiel waren. Konnte Otto etwa Gedanken lesen und merkte, dass ich es gar nicht aufrichtig meinte?
    »Na ja, mit deiner Freundin«, schob ich schnell hinterher.
    »Ich habe keine Freundin.«
    »Wie jetzt?«
    »Was dachtest du denn?«
    »Och, nichts.«
    »Angela …«
    »Ich hab dir doch gerade gesagt, dass Beate es mir verraten hat, und du …«
    »Was hat Beate dir verraten?«
    »Na, dass du eine Freundin hast.«
    »Oh Mann!«
    Wieder sprang Otto von seinem Stuhl auf. Er ging an den Kühlschrank, um ihn einmal auf- und zuzumachen und dann eine Tafel Schokolade aus der kleinen alten Küchenanrichte zu nehmen, in der die drei ihre Lebensmittel aufbewahrten. Er riss die Verpackung auf und steckte sich ein riesiges Stück in den Mund, dann setzte er sich auf den Stuhl neben meinem und hielt mir die Tafel hin. »Auch ein Stück?«
    » Grazie .« Dankbar schob ich mir einen halben Riegel in den Mund, doch statt die Schokolade wie sonst auf der Zunge schmelzen zu lassen, kaute ich sie und hatte sie im Nu heruntergeschluckt. Ich hätte nicht mal sagen können, welche Sorte es war.
    Otto, der sich inzwischen gesammelt hatte, druckste noch ein bisschen herum und sagte dann:

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