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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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kratzendes Geräusch, wie wenn eine CD hängenbleibt. Komisch, dachte ich noch, das geht beim iPod doch gar nicht, dann war der Traum auch schon vorbei.
    Noch völlig benommen rieb ich mir die müden Lider und sah mich um. Was waren das für seltsame Möbel? Wieso waren die Gardinen nicht rosa? Wo war der Stoffhimmel über meinem Bett? Und was machten die riesigen Motorradposter an den Wänden? Hatten die Zwillinge mir etwa einen Streich gespielt und letzte Nacht heimlich mein Zimmer umdekoriert? Ich kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, dann tastete ich nach meinem Nachttisch, um mir die Brille aufzusetzen, griff jedoch mit der Hand ins Leere. Ach ja, fiel es mir plötzlich wieder ein, ich war gar nicht in Riccione, sondern in München, im Zimmer von Jan, in Beates Nachbar-WG. Der Typ hat jedenfalls Geschmack, stellte ich mit anerkennendem Blick auf meine Umgebung fest.
    Nachdem uns gestern am späten Nachmittag niemand aufgemacht hatte, waren wir wieder nach drüben gegangen und hatten es am Abend noch mal probiert, mit ebenso wenig Erfolg. Irgendwann hatte Beate dann die M&Ms auf dem Handy angerufen und in Erfahrung gebracht, dass sie schon heute übers Wochenende verreist waren und auch Friedrich, der dritte Mitbewohner, zu seinen Eltern fahren wollte. Die beiden waren einverstanden, dass Beate mich in die Wohnung ließ und ich die nächsten drei Nächte hierblieb. Am Sonntag, wenn alle zurückkamen, würden wir dann besprechen, wie es weitergehen sollte. Die Jungs waren echt lässig.
    Mir war irgendwann alles egal gewesen, denn ich war todmüde und wollte nur noch ins Bett. Dankbar hatte ich das Angebot angenommen und mich in Jans Zimmer geschlichen, wo ich fast augenblicklich eingeschlafen war. Ich hatte mir nicht mal die Zähne geputzt oder geduscht, was noch letzte Woche mit Sicherheit eine schwere Ekelattacke und damit meinen Tod provoziert hätte. Nur die Kontaktlinsen hatte ich mir noch aus den Augen gepult, bevor ich unter die Decke gekrochen war. Ich hatte nicht einmal darauf bestanden, das Bett frisch zu beziehen, und das sollte etwas heißen. Zum Glück roch es gut, denn in dem Punkt bin ich extrem empfindlich – in jeder Lebenslage.
    Nun fiel mir auch wieder ein, dass meine Brille sicher verstaut in meinem Kulturbeutel ruhte, den ich nicht mal ausgepackt hatte.
    Kaum hatte ich mich halbwegs orientiert, ertönte es wieder, dieses seltsame Geräusch, das mich geweckt hatte und das ich beim besten Willen nicht einordnen konnte. Diesmal klang es, als säße ein Gnom vor meiner Tür und scharrte mit den Füßen.
    »Was ist das bloß?«, fragte ich mich laut, nur um mich gleich selbst zu ermahnen: »Keine Selbstgespräche, Angela, das ist der Anfang vom Ende.«
    Ich schlug die Decke zurück, quälte mich aus dem Bett, holte meine Brille hervor und schlurfte zur Tür. Kaum hatte ich sie aufgemacht, schoss ein dunkles, ziemlich pralles Etwas mit einem langen Schwanz an mir vorbei und verschwand hinterm Kleiderschrank. Da ich bei dem Tempo nichts Genaues hatte erkennen können, vermochte ich nur Vermutungen über die Identität des hereinflitzenden Objektes anzustellen – und die ließen nichts Gutes hoffen.
    »Iiiiiiiiiiiiiih!«, entfuhr es mir. »Was war das? Aiutoooooooooooooooo !«, schrie ich auf Italienisch nach Hilfe. Dabei zitterte ich am ganzen Körper und war kurz davor, in Unterwäsche aus der Wohnung zu rennen, um bei Beate und Isabelle Asyl zu beantragen.
    Der nächste Schreck folgte auf dem Fuße, als die Tür gegenüber von meinem Zimmer aufging und ein leicht untersetzter Typ mit Halbglatze und Vollbart herauskam. Um Himmels willen, wer war das? Ich war davon ausgegangen, dass ich alleine war.
    »Wer bist du denn?«, fragten wir uns unisono gegenseitig.
    Während mein Blick an seinem Bart hängenblieb, starrte er mir ungeniert auf den Busen. Sofort zog ich das Trägertop, das ich gestern einfach anbehalten hatte, ein Stück höher und funkelte ihn wütend an.
    »Da ist eine Ratte in meinem Zimmer, hinterm Schrank. Ich dachte, ich bin hier in einem zivilisierten Land?«, zeterte ich los, ohne seine Frage zu beantworten.
    »Dies ist ein zivilisiertes Land«, erwiderte er mit hochgezogenen Augenbrauen, »und dazu gehört, dass man sich vorstellt, wenn man in einer fremden Wohnung in aller Herrgottsfrühe rumschreit, als wären die Hottentotten hinter einem her.«
    Zwar hatte ich keinen blassen Schimmer, wer die Hottentotten waren, aber angesichts der ungehaltenen Miene meines

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