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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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draußen. Ich öffnete die Toilettentür einen Spaltbreit, atmete erleichtert aus, als der Flur leer war, und spurtete in mein Zimmer. Gerade als ich die Tür ausnahmsweise mal ohne Nachdruck schließen wollte, damit Friedrich mich nicht hörte, ertönte hinter mir eine Stimme.
    »Du wirst es schon merken, wenn du Probleme mit deiner Leistungsfähigkeit bekommst, dann kannst du dein Studium an den Nagel hängen«, gab mein überaus aufmerksamer und besorgter Mitbewohner mir noch mit auf den Weg ins Bett.
    »Danke auch, stupido «, hatte ich noch gemurmelt, bevor ich wieder ins Koma gesunken war.
    Nach drei weiteren Tagen, an denen ich lethargisch herumgehangen hatte, ohne meine Umwelt wahrzunehmen, bereitete Beate meinem Elend auf ihre typisch rigorose Art ein Ende. Die M&Ms und Friedrich waren wieder mal nicht da, daher hatte ich mich so richtig schön einigeln und in meinem Elend suhlen können. Ich hatte nicht mal die SMS und Anrufe von Vale beantwortet, und auch den zahlreichen Anrufen meiner mit Sicherheit besorgten Eltern schenkte ich keinerlei Beachtung. Jedes Mal hatte ich voller Hoffnung und mit klopfendem Herzen nach dem Handy gegriffen, um es anschließend enttäuscht in die Ecke zu pfeffern.
    »So geht’s nicht weiter, das kann ja kein Mensch mit ansehen.« Beate stand vor mir, die Hände in die Hüften gestemmt und mit vorwurfsvoller Miene, als hätte ich ihr die Salami vom Brot geklaut.
    »Was?«
    »Na mit dir.«
    »Wieso?«
    Sie stöhnte. »Schau doch mal in den Spiegel.«
    »Lieber nicht.« Geräuschvoll putzte ich mir die Nase. Meine Haare standen sicher in alle Richtungen ab, und meine Augen wollte ich erst wieder sehen, wenn sie abgeschwollen waren.
    Ich wusste ja, dass sie recht hatte. Nächste Woche war Vorlesungsbeginn, und ich hatte seit unserer gemeinsamen Erkundung der Uni keinen Fuß mehr in das Gebäude gesetzt. Dabei hätte ich dringend mal bei der Studienberatung für ausländische Studenten vorbeigehen müssen, um mich zu erkundigen, wann die Informationsveranstaltung stattfand. Außerdem wollte ich nach einem geeigneten Sportkurs Ausschau halten, und einen Job hatte ich mir eigentlich auch suchen wollen. Babbo überwies mir gerade mal vierhundert Euro pro Monat. Wie sollte ich damit in einer Stadt wie München überleben – und mir auch noch regelmäßig neue Markenklamotten kaufen? Zu allem Übel sollte Jan am Wochenende wiederkommen, und ich hatte mich bisher nicht um eine Alternative gekümmert. Wo sollte ich dann wohnen? Wie sollte es mit mir weitergehen?
    »Könntest du mir vielleicht eine Fernbedienung kaufen gehen?«, fragte ich sie nach einer Weile.
    »Wofür das denn?«
    »Für mein Leben. Dann kann ich die Pause-Taste drücken. Oder einfach ein Stück vorspulen. Weiter vorne wird’s ja hoffentlich wieder besser.«
    Sie grinste. »Okay, ich kauf gleich ’nen Doppelpack.«
    »Oh bitte!«
    »Die Idee ist klasse. Wenn’s besonders schön ist, stellt man einfach auf Endlos-Wiederholung. Klingt verlockend«, meinte Beate. Dann wurde sie wieder ernst. »Kann ich dir vielleicht irgendwas abnehmen?«
    Ehrlich gesagt: Ich wusste es nicht. Meine momentane Situation überforderte mich komplett, immerhin hatten bisher meine Eltern alles für mich geregelt, und ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich zuerst tun sollte. Organisationstalent zählt leider nicht zu meinen Stärken, vielmehr erscheint es mir zumeist als die beste Taktik, den Kopf in den Sand zu stecken und darauf zu hoffen, dass ein Wunder geschieht. Meine größte und im Grunde derzeit einzige Sorge war, dass Ben sich nicht meldete. Alles andere war mir total egal. Das sagte ich auch Beate, die daraufhin leicht genervt wieder abzog, nicht ohne anzumerken, dass mir nicht mehr zu helfen sei.
    Zum Glück war Otto da anderer Meinung. Ehrlich besorgt stand er knapp zwei Stunden später vor mir, in der linken Hand einen dampfenden Kochtopf, in der rechten eine Flasche Wein. Er stellte beides auf dem weißen Resopalschreibtisch ab, der direkt unter dem Fenster stand, und ging in die Küche, um zwei Gläser und Teller zu holen.
    »Beate meinte, du solltest mal wieder was Anständiges essen, deshalb hab ich dir Risotto gekocht«, meinte er. Dann schenkte er den Wein ein, verteilte den Reis und hielt mir auffordernd einen Teller hin.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Risotto alla parmigiana, hilft gegen Kummer jeder Art.« Er setzte sich auf den Schreibtischstuhl und fing an zu essen.
    » Grazie .«
    Ich schob die Bettdecke,

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