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Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)

Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)

Titel: Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Gustafsson
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Verdacht, daß er ein bißchen zuviel Science Fiction liest. Eine Epidemie mit insgesamt dreizehn Fällen, was ist das schon? Wie gut kennst du dich mit medizinischer Statistik aus? Wie viele Epidemien kommen und gehen nicht jedes Jahr.
    Offensichtlich konnte er mich mittlerweile gut leiden. Sonst hätte er niemals so aufrichtig gesprochen. Ich kann nicht leugnen, daß ich stolz darüber war.
    – Dreizehn Fälle, ja, aber angenommen, es greift um sich.
    – So etwas kann passieren. Das ist ganz richtig. Es werden noch mehr solche Sachen passieren. Keiner von uns ist glücklich darüber. Das ist der Preis, den wir für unseren Lebensstandard, für die petrochemische Entwicklung, für die Entwicklung auf dem Gebiet der Atomenergie bezahlen müssen. Ich sage nicht, daß mir das gefällt. Ich sage nicht, ich sei unmenschlicher als du. Aber es ist ebensogut, wenn die Bevölkerung lernt, sich solchen Dingen anzupassen. Das sind nicht die Sachen, auf die wir aus sind.
    – Aber worauf sind wir denn dann aus?
    – Unsere Aufgabe ist es, die Katastrophen vorauszusehen, Alarm zu schlagen, bevor sie eintreffen.
    Du kennst doch sicher die Geschichte von dem Jungen, der ein bißchen zu oft gerufen hat »der Wolf kommt«.
    – Ja aber...
    – Vergiß das nicht.
    Ich versuchte es mit einer anderen Spur, auf die ich am Tag zuvor gestoßen war.
    – Seit gestern weiß ich mit Sicherheit, daß es in dieser Gegend eine militärische Anlage gibt. Sie untersteht dem Kommando der Luftwaffe. Ich bin fest entschlossen herauszufinden, worum es sich handelt.
    – Vermutlich ist es eine Radarstation. Die pflegen gewöhnlich keine Leukämie hervorzurufen, wenn du mal einen Moment darüber nachdenkst.
    – Es gibt Radarstationen, die kleinere Vögel in ihrer Nähe töten.
    – Ganz recht. Sie gehören zum amerikanischen Distant Early Warning System , jede Station ist etwas größer als der Dom zu Lund. Wenn du so etwas in Värmland finden kannst, bist du zu beglückwünschen. Der Verteidigungsminister wird überglücklich sein.
    – Ich werde mit dem Kommando der Luftwaffe sprechen.
    – Willst du eine Menge Papiere losschicken?
    – Ich werde einen Brief schreiben.
    – Der wird an ziemlich vielen Stellen gelesen werden. Die Leute werden den Eindruck bekommen, daß bei der KBU alles ganz schiefgeht. Sie werden sagen, daß wir die Sache anpacken, als wären wir die Polizei. Das ist ein bißchen heikel, weil wir ja doch eine geheime Kommission sind.
    – Prinzipiell unterstehen wir direkt der Regierung.
    – Und gerade das macht uns für die Regierung zu einer etwas heiklen Angelegenheit.
    – O.K. Wir machen es so: Du arrangierst für mich ein Gespräch mit jemand, der mir erklären kann, worum es sich eigentlich handelt. Ich werde nicht lockerlassen, bevor ich nicht eine einigermaßen beruhigende Erklärung bekommen habe. Sprich mit dem Luftwaffenkommando oder mit der FOA. Laß deine Beziehungen spielen und sorge dafür, daß ich jemand spreche, der mir eine klare Antwort geben kann. Es spielt keine Rolle, wer es ist, aber ich möchte eine Auskunft haben. Vorher kann ich Johansson nicht nahelegen, die Sache fallenzulassen.
    Er überlegte lange. Er schien es endlich satt zu haben, seine Brille zu putzen. Das vergrößerte Auge starrte düster auf den Rand meines Schreibtisches. Offenbar hatte er auch dort einen Flecken gefunden, denn er begann energisch mit dem Nagel seines Zeigefingers an einer Tischecke zu kratzen.
    Schon eine halbe Stunde nach dem Mittagessen rief er mich von der FOA aus an. Er klang jetzt bedeutend ruhiger.
    – O.K., sagte er. Hier ist Wittfogel. Ich habe ein Treffen für dich arrangiert. Du sollst Tennishosen und Tennisschuhe mitbringen. Die Adresse gebe ich dir gleich durch.
    – Wozu brauche ich denn Tennisschuhe, um Himmels willen?
    – Du sollst Racketball spielen lernen.
    – Racketball?
    – Das edelste Ballspiel der Welt. Du spielst doch Squash?
    – Ja. Ein bißchen. Svanhede war sehr für Squash.
    – Hast du heute schon die Zeitungen gelesen?
    – Nein. Ich habe heute ehrlich gesagt noch gar nichts geschafft: Ich lese gerade Johanssons Material.
    – Svanhede ist Regierungspräsident von Kalmar geworden.
    – Das freut mich sehr. Ich weiß es schon seit ein paar Tagen. Aber jetzt sag doch mal, warum zum Teufel ich Racketball spielen soll und was das mit Squash zu tun hat.
    – Also, es ist das edelste Ballspiel der Welt. Man spielt es gegen die Wand, genau wie beim Squash, aber der Ball ist schwerer und sehr

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