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Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jockel Tschiersch
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aber noch ein Stück bis zur A denauer-Brücke. Was willst du denn da?«
    »Ja, ich muss dann noch weiter, rauf an die Ostsee.«
    »Was willst du denn an der Ostsee? Den Deich wegplanieren?«
    »Schmarrn. Deutsche Meisterschaft … Präzisionsplanieren … Kies zusammenschieben halt, auf Zeit.«
    Das gefiel den Radlern natürlich, und sie wollten unbedingt ein Foto machen. Ewald hielt an, die Biker gruppierten sich um die Raupe und schossen eine ganze Serie von Fotos. Ewald spielte noch einmal »La Paloma«, und die Radler sangen dazu, obwohl sie gar nicht bis an die Ostsee wollten.
    »Jetzt gibt’s aber noch ein A utogramm!«
    »Ein A uto… was?«
    »Ein A utogramm! Unterschreiben, auf einen Zettel.«
    Ewald winkte lachend ab.
    »Nein, nein, ich unterschreib nichts. Hat meine Mutter g’sagt: Bloß nix unterschreiben. Sonst gehört einem ganz schnell irgendein Zeug, das man gar nicht braucht und nicht bezahlen kann!«
    Die Radler konnten dieser A rgumentation zwar nicht ganz folgen, erklärten Ewald aber noch einmal den W eg zur A denauer-Brücke, begleiteten ihn laut singend noch etwa einen Kilometer lang und traten dann wieder kräftig in die Pedale, um bald am Horizont zu entschwinden. Ewald fand, dass das allesamt ausnehmend lustige Kerle gewesen waren, und er vermutete, dass das von diesen Doping-Tabletten kommen musste, die die Radfahrer bekanntlich alle schluckten. V ielleicht würde er, wenn er zurückkam, seiner Mutter auch einmal ein paar solcher Lustigmacher-Tabletten ins Essen mischen – heimlich.
    Lipka hatte sein Laptop auf einer Bierbank zwischen den Fahrzeugen abgestellt und ging mit einem Metermaß durch die Halle. Rita sah mit einem Blick, dass Karls Geduld von Lipkas liebenswürdiger Pedanterie bereits strapaziert zu sein schien.
    »War’s das dann hier drinnen, Herr Lipka?«
    »Ich bitte Sie, Herr Zwerger! Um die exakten V ermögenswerte zu berechnen, müssen wir das schon en detail auflisten.«
    »Was schätzen Sie denn, wie lange das … in etwa …?«
    »Wir haben doch noch nicht einmal angefangen, Herr Zwerger. Ihre Ungeduld in Ehren, aber das muss schon alles seine Richtigkeit haben.«
    Karl grummelte so etwas wie verhaltene Zustimmung, als Rita zu den beiden trat.
    »Herr Zwerger, entschuldigen Sie bitte, aber ich bräuchte mal kurz Ihre Hilfe drüben im Büro.«
    Lipka lächelte wieder.
    »Nur zu, Frau Zieschke. Ich habe hier noch einiges zu tun.«
    Karl Zwerger verkniff sich eine Bemerkung. Rita und Karl gingen los und waren gerade am Hallentor, als Lipka sich noch einmal meldete.
    »Frau Zieschke, meinen Sie, Sie hätten freundlicherweise vielleicht noch ein T ässchen Kaffee für mich?«
    »Gerne, Herr Lipka. Ich bring’s Ihnen gleich rüber.«
    Rita lächelte mit gleichen W affen zurück.
    Rita schloss die Bürotür und vorsichtshalber auch sämtliche Fenster. Karl sah seine Geliebte fragend an.
    »Also, wo ist die Fiat-Allis?«
    »Weg.«
    »Wie, weg?«
    »Sieht so aus, als sei der Herr Fricker losgefahren damit.«
    Rita zeigte Karl den A nmeldungszettel für die Deutsche Meisterschaft im Präzisionsplanieren.
    »Woher hast du das?«
    »Vom Beitinger, der saß völlig fertig hinten bei der Dieselsäule.«
    Karl Zwerger brauchte einen Moment lang, um zu verstehen, was er da eben gehört hatte.
    »Moment: mit meiner Raupe z’Fuß an die Ostsee? Ja ist denn der jetzt komplett verrückt geworden??«
    »Wenn der irgendwo reinfährt mit dem Ding oder einen Unfall baut …«
    »Ach was, der Fricker tut sich nix, der kann umgehen mit der Fiat. Unkraut vergeht nicht.«
    Karl kam ein kleines Lachen aus.
    »Deutsche Meisterschaft im Präzisionsplanieren an der Ostsee … sind schon wilde Hund, meine Buben …«
    Ritas Blick zeigte ihm, dass sie das gar nicht so amüsant fand.
    »Jetzt ruf wenigstens die Polizei an und lass ihn suchen, bevor dem noch was passiert!«
    »Polizei, das fehlt grade noch, wenn die hier rumschnüffeln.«
    Zwerger überlegte kurz.
    »Pass auf: Du nimmst dir schnell meinen Porsche und fährst ihm hinterher. W eit kann der ja nicht sein. V ielleicht ist er auch bloß heimgefahren mit dem Ding, auf den Hof, zu seiner g’störten Mutter …«
    »Und dann?«
    »Dann bringst ihn wieder her, samt der Raupe. Dieser Heini von Lipka dreht mir da drüben jede Schaufel um. Und am End wär ich noch regresspflichtig, wenn der Depp von Fricker aus Blödheit einen Kindergarten flachschiebt.«
    »Weit kann der nicht sein mit dieser Krücke.«
    »Den wirst du schon finden, der

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