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Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jockel Tschiersch
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einzubremsen. W ahrscheinlich hatte er sonst nur Bauern um sich.
    »Also: Wo kann der lang sein, wenn er an die Ostsee will?«
    »An die Ostsee? Blöde Frage, oder? A utobahn Kempten bis Ulm und von da weiter auf der A 7 Richtung W ürzburg, oder?«
    »Wohl kaum, mit einer Planierraupe über die A utobahn.«
    Der Mineralöl-Fachverkäufer nickte: Das leuchtete ihm ein, zumindest auf den zweiten Blick. Dann grinste er wieder.
    »Aber über die Donau muss er. W ahrscheinlich in Ulm.«
    »In Ulm.«
    »Wo auch sonst? Höchstens daneben, aber da gibt’s nicht so viel Brücken. Und drüber muss er.«
    Rita nahm sich ein paar Süßigkeiten und eine Flasche Saft aus dem eher begrenzten Shop-Angebot und legte dem T ankwart einen Zwanzig-Euro-Schein auf den T resen.
    »Mit der Karte alles zusammen achtzehn dreißig, Lady. Rest T rinkgeld, oder?«
    »Nein, rausgeben, bitte.«
    Das Grinsen des Dienstleisters zog sich wieder über die volle Breite seines runden Gesichts.
    »Und was wollen Sie von dem mit der Raupe, Lady?«
    »Nur die Raupe, Mister Universum.«
    »Scheidung, klar: Ihr A lter ist mit dem Caterpillar abgehauen und hat Ihnen dafür seinen fettigen Porsche dagelassen …«
    Der Dicke lachte sich über seinen eigenen W itz fast kaputt.
    Rita setzte sich in den Porsche und fuhr mit quietschenden Reifen los in Richtung Ulm.
    Karl Zwerger hielt das Ende des Maßbands, mit dem Lipka in der Halle jetzt die Gerätschaften wie Schaufeln, Hacken und Kehrbesen abmaß, um alles dezidiert als Sachwerte in seine Listen einzutragen. Kurzzeitig hatte Karl sich zusammenreißen müssen, um Lipka das Maßband nicht einfach wegzunehmen und es in die Schutt-Tonne zu schmeißen. Lipka hatte wirklich den Ehrgeiz, sämtliches Material, das in der Kiesgrube herumlag, in seiner A ufstellung zu erfassen. Die einzige Chance, den Unsinn zu beschleunigen, war wahrscheinlich die, dem Korinthenkacker das Gefühl zu geben, dass man seine A rbeit ernst nahm.
    »Herr Zwerger, einmal ungeachtet dessen, dass das alles Schrott ist: Nach Ihren Unterlagen vermisse ich noch eine Planierraupe, Fiat-Allis T yp FL 10 C mit der Seriennummer 129 345 FA 99 28.«
    Das hatte ja kommen müssen. Zwerger überlegte kurz.
    »Ach, die Fiat, dieser alte Schrott … Steht die da überhaupt noch drin? Ich glaube, die ist sowieso in der W erkstatt.«
    »Haben Sie nicht eine betriebseigene W erkstatt hier?«
    »Ja, schon, aber das war ein ganz schwerwiegender Defekt, Differential für die Kettensteuerung. Da lohnt sich wahrscheinlich keine Reparatur. Schrottwert. Da muss ich froh sein, wenn ich bei der Entsorgung nicht noch draufzahle …«
    Lipka lächelte mal wieder.
    »Wie auch immer: Wir bräuchten das Fahrzeug auf jeden Fall hier zur Inventarisierung. Die Bestandsaufnahme muss wasserdicht sein, sonst bekommen wir noch Schwierigkeiten.«
    Zwerger lächelte nun auch: Was dieser Lipka konnte, konnte er schon lange. Er sah schnell auf das Display seines Handys: Noch gab es keine Nachricht von Rita.
    »Erwarten Sie einen A nruf, Herr Zwerger?«
    »Ja. Einen Großauftrag über 12 000 Kubik Kies Klasse A , der mir bis nächste W oche den A rsch rettet.«
    »Sehr schön, dass Sie Ihren Humor nicht verlieren, Herr Zwerger. Ein Insolvenzverfahren stellt immer auch eine psychische Belastung dar.«
    Karl lag die Bemerkung auf der Zunge, dass mitunter auch Konkursverwalter erhebliche psychische Belastungen darstellen konnten.
    »Übrigens bin ich hier noch auf einen Pkw Fabrikat Porsche gestoßen. Den W agen würde ich mir auch gern mal ansehen.«
    »Ach, das ist ein historisches Fahrzeug, ein alter Göpel … der gehört mir sowieso privat.«
    »Aber als haftender Gesellschafter müssen Sie das Fahrzeug natürlich auch in die Konkursmasse einbringen.«
    Karl Zwerger überlegte. Bevor er Lipka seinen geliebten 911er in den Rachen warf, würde er ihn vorher in der Kiesgrube mit Benzin überschütten und anzünden, freiwillig. Die Story, dass auch der Porsche in der W erkstatt war, konnte er Lipka nicht nochmal auftischen.
    »Das ist blöd, denn der steht momentan unten in Spanien, bei einem Freund, der hat da eine kleine Ziegenfarm und Gerberei, bei V alladolid, und der macht mir da eine neue Polsterung aus Ziegenleder.«
    »Aus Ziegenleder. Schön. W o ist eigentlich Ihre reizende Mitarbeiterin abgeblieben?«
    »Die Frau Zieschke? Die habe ich losgeschickt, ein paar Besorgungen machen. Neuen Kaffee holen und ein bissle Gebäck … die ist sicher bald wieder da.«
    »Sehr schön. W

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