Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jockel Tschiersch
Vom Netzwerk:
einen Espresso, ging schnell auf die T oilette und fuhr dann wieder auf die A utobahn. A uf der linken Spur gab sie dem Porsche die Sporen und jagte ihn mit gut 220 über den A sphalt. Der Klang des Boxers bei 6000 Umdrehungen pro Minute gefiel ihr, und sie verstand ihren Karl, warum er sich so einen W agen leistete statt irgendeiner elektronikverseuchten Broker-Prothese. Nach ein paar Minuten, kurz vor der Brücke über die Elbe, hatte sie den Lkw wieder eingeholt, die rot angesprühte Raupe war nicht zu übersehen. Rita ließ ein wenig A bstand und setzte sich zwischen zwei Lkw wieder auf die rechte Spur. Sie wusste, dass große Lkw ohne Probleme tausend Kilometer am Stück fahren konnten, und hatte die scheußliche Befürchtung, dass diese zwei Kindsköpfe mit der Raupe tatsächlich bis an die Ostsee fahren würden. Draußen dämmerte es schon langsam, und Rita fragte sich, ob sie sich irgendwo ein Motel nehmen sollte. A llmählich begann ihre Lust zu schwinden, ihrem schlecht gelaunten Liebhaber seine Raupe einzufangen. Bis Berlin wären es noch knapp hundert Kilometer, und da war sie auch schon lange nicht mehr gewesen. Sollte sich dieser Herr Fricker doch mit dem bescheuerten Lkw-Fahrer ins Unglück stürzen, sie war ja nicht Mutter T eresa.
    Heinz hatte natürlich sofort bemerkt, dass Frau Zieschke im roten Porsche nicht mehr hinter ihm war. Er hatte überlegt, was er tun konnte, aber die einzige Chance war zu warten, dass der Porsche wieder hinter ihm auftauchte. Der Raupen-Psychopath neben ihm war eingeschlafen zum Glück.
    Heinz’ Geduld war schnell belohnt worden. Nach ein paar Minuten hatte er den Porsche auf der linken Spur heranpreschen und dann wieder auf die rechte Spur einscheren gesehen. Heinz hatte sofort gewusst, dass die Gelegenheit günstig war. Nach ein paar Kilometern setzte er den Blinker und fuhr auf die A utobahnraststätte Fläming. Er lenkte den Scania in die hinterste Ecke des Parkplatzes, der zum Glück nicht allzu voll war. Er stellte den Motor ab und bemerkte mit Freude, dass der Porsche etwa fünfzig Meter hinter ihm auch gehalten hatte. Das passte alles, dunkel war es auch schon.
    Ewald machte kurz die A ugen auf.
    »Mein Freund, ich muss mal für kleine Jungs. Schlaf einfach weiter. Ich muss auch nochmal telefonieren, meinem Kumpel sagen, dass ich einen kleinen Umweg mache. A n die Ostsee, haha.«
    Ewald nickte, schloss die A ugen und schlief wieder ein. Heinz stieg aus und ging auf die Raststätte zu. Rita rutschte ganz in ihrem Sitz nach unten, damit Heinz sie nicht bemerkte. Ohne vom Porsche Notiz zu nehmen, ging der T rucker auf das Raststättengebäude zu.
    Rita überlegte: Die Gelegenheit war günstig. Sie müsste nur einsteigen und den Lkw schnell runter ins A llgäu fahren. Dagegen sprach lediglich, dass Fricker noch in der Kabine saß. Sie beobachtete den Lkw genau: Vielleicht musste Fricker auch auf die T oilette. Dann bliebe immer noch das Problem des Zündschlüssels. Und solch ein Monstrum von Lkw hatte bestimmt ausgeklügelte W egfahrsperren. Eine davon war, dass Rita noch nie einen Lastwagen gefahren hatte. Sie könnte allerdings auch die Polizei auf den Parkplatz rufen und A nzeige wegen Diebstahl der Raupe erstatten. A uch wenn Zwerger das ausdrücklich nicht gewollt hatte, war es doch die beste Möglichkeit. Schließlich waren sie schon kurz vor Berlin, und sie hatte allmählich genug von dem Spiel. Rita suchte das Handy auf dem Beifahrersitz, als sie bemerkte, dass der Lastwagenfahrer neben der Beifahrertür stand und sie mit einem Lächeln öffnete.
    »Gnädige Frau, 700 Kilometer mit einem Porsche in der Brummispur hinter einem Lkw herfahren, das nenne ich Konsequenz. Darf ich Ihnen mein Kompliment aussprechen?«
    Rita wusste nicht, was das sollte.
    »Also, Mylady, ich erlaube mir, Ihnen einen Deal anzubieten. Ihr merkwürdiger Herr Kollege da vorne schläft gleich. W enn wir uns einig werden, fessle ich ihn mit Klebestreifen, und dann stell ich Ihnen die Raupe hin, wo Sie wollen.«
    Rita überlegte. Das war natürlich die eleganteste Methode, die Raupe, Herrn Fricker und den Porsche wieder nach Hause zu bringen.
    »Die muss zurück ins A llgäu. W ie viel wollen Sie dafür?«
    Heinz lächelte.
    »Na ja … ich weiß ja nicht, welches V erhältnis Sie zu dem Herrn haben. A ber wenn einer mit einer Planierraupe und einer Ziehharmonika quer durch Deutschland zuckelt, dann kann er nicht ganz normal sein, oder? Der hätte mir fast den Lkw in den Graben

Weitere Kostenlose Bücher