Ritter 01 - Die Rache des Ritters
gesegnet hatte. Es war ohne Zweifel der Wunsch eines Narren und, schlimmer noch, ein mehr als selbstsüchtiger, um der Hoffnung willen, dass er dann für immer ein Teil von ihr und sie ein Teil von ihm wäre, was immer auch geschehen mochte, wenn er ihrem Vater begegnete. Aber sie verdiente Besseres als seinen Bastard. Sie verdiente sehr viel Besseres, als er je hoffen konnte, ihr geben zu können.
Doch das hielt Gunnar nicht davon ab, sich vorzustellen, wie er den Rest seines Lebens an ihrer Seite verbrachte. Seit sie ihm ihren unschuldigen Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunft anvertraut hatte, war Gunnar dieser Gedanke nicht mehr aus dem Sinn gegangen. Und ihn quälte es, in wenigen Tagen mit ihrem Vater zusammentreffen zu müssen. Er stellte sich vor, dass er Raina heiratete, sah sie vor sich, strahlend und sein Kind unter dem Herzen tragend.
Jeder Augenblick, den er mit ihr verbrachte, schien die Träume wirklicher werden zu lassen. Schien die Hoffnungen möglicher zu machen. Jedes Mal, wenn er sie küsste, dachte er daran, wie es sein könnte.
Es war eine gefährliche Sache, das Träumen. Hatte er sie nicht gestern genau davor gewarnt? Er musste dem ein Ende machen, bevor er begann, Versprechen zu machen, von denen er nicht wusste, ob er sie würde halten können.
Als brauchte er noch eine weitere Qual, schmiegte Raina sich tief in seine Umarmung und küsste ihn unter dem Ohr. »Ich liebe dich«, sagte sie, und eine lastende Stille begann sich zwischen ihnen auszudehnen. Als Gunnar nichts darauf erwiderte, sagte sie es noch einmal.
Er rollte sich von ihr herunter, blieb auf dem Rücken liegen und starrte blicklos zu den Deckenbalken hinauf. Der Atemzug, den er ausstieß, war tief und rau, während er abwog, was er sagen sollte. Raina zuckte erschreckt zusammen, und ihr Körper spannte sich vor wachsender Furcht an.
»Ich kann dich nicht länger hierbehalten«, sagte Gunnar schließlich und war erstaunt, dass er in der Lage gewesen war, diese Worte auszusprechen. »Ich werde dich nach Hause schicken, zurück nach Norworth. Du wirst morgen früh aufbrechen.«
»Morgen schon? Warum?«
Er rutschte zur Kante des Bettes und spürte den verwirrten, verwundeten Blick, mit dem sie ihn ansah. »Weil es an der Zeit ist«, erwiderte er schroff. »Schon lange über die Zeit, denke ich. Wir beide haben gewusst, dass dieser Tag kommen wird, Raina, früher oder später.«
»Ja, später!« Der Schmerz und der Schrecken in ihrer Stimme trafen ihn wie eine scharfe Klinge. »Wir haben doch noch vier Tage zusammen – «
Er zwang sich, sie anzusehen. »Vier Tage, und was dann, Lämmchen? Ich habe dir schon viel zu viel genommen, und schon bald werde ich der sehr realen Möglichkeit gegenüberstehen, dir noch mehr zu nehmen – das, was dir von deiner Familie geblieben ist.«
»Du bedeutest mir mehr als alles andere – oder jeder andere.«
»Ach Raina. Mach dir nichts vor, indem du denkst, dein Vater würde dir nichts mehr bedeuten, jetzt, da die Sünden seiner Vergangenheit enthüllt wurden. Du hast selbst gesagt, dass er dich niemals unfreundlich behandelt hat, dass der Mann, den du kennst, nicht der ist, der mir Schaden zugefügt hat. Es ist nicht sehr schwer, jetzt deine Liebe zu ihm zu leugnen, da du neben mir in meinem Bett liegst. Wenn er durch meine Hand verletzt oder gar getötet vor dir liegen würde, würdest du nicht mehr dieser Meinung sein.«
Selbst in der Dunkelheit konnte er sehen, dass sich bei dieser Vorstellung Kummer auf ihrem Gesicht malte. »Dann hast du also noch immer vor, deinem Wunsch nach Vergeltung nachzugeben, nach allem, was – «
»Ich habe noch immer vor, ihn zu treffen, ja. Nicht einmal das, was wir in den vergangenen Tagen miteinander geteilt haben, kann meine Absicht in diesem Punkt ändern. Aber ich schwöre dir, der erste Schlag wird nicht von mir kommen. Alles andere kann ich dir nicht versprechen.«
»Aber wenn du mich nicht mehr als Unterpfand hast, hat er keinen Grund mehr zu kommen«, stellte sie klar. Seine Raina, sachlich und vernünftig, selbst wenn es ihr das Herz brach.
»Sag ihm, dass es eine Geste meines guten Willens ist, dass ich dich heimgeschickt habe. Sollte er seit damals tatsächlich ein gewisses Maß an Ehre entwickelt haben, wird er sich mit mir treffen, mit oder ohne dich als Druckmittel. Und wenn er auch nur halb der Mann ist, für den du ihn hältst, dann wird er dich bei diesem Treffen ebenso wenig dabeihaben wollen wie ich.«
»Gunnar, ich will an
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