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Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie verlor fast den Halt auf der schmalen Treppe, die vom Turm zum Hof führte.
    Sie lachte, als sie über den grasbewachsenen Hof lief, war ausgelassen vor Freude bei der Aussicht, wieder mit Gunnar vereint zu sein. Die Burgbewohner, die das Trompetensignal von ihrer Arbeit weggelockt hatte, betrachteten Raina verwundert, aber ihr war es egal, was sie dachten. Eine kleine Menschenmenge hatte sich nahe dem Tor versammelt, und sie drängte sich hindurch, versuchte, ganz nach vorne zu kommen.
    Nigel war der Erste, der unter dem Torbogen des Wachhauses durchritt. Er rief irgendetwas und zügelte sein Pferd, aber Raina nahm sowohl ihn als auch seine Worte kaum wahr. Sie lauschte stattdessen auf zwei weitere Pferde, die die Zugbrücke passieren mussten.
    Die Menge hinter ihr begann sich zu verlaufen, ebenso einige Leute neben ihr. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und sprang hoch, um zwischen oder über die Köpfe der vor ihr Stehenden hinweg einen Blick auf ihren Vater und Gunnar zu erhaschen. Sie konnten ja nicht weit sein. Momente des Wartens vergingen. Wo waren sie? Hinter ihr entstand Unruhe.
    Dann wurde die Zugbrücke knarrend wieder hochgezogen.
    »Nein!«
    Rainas Stimme erhob sich über den Lärm. Die Männer, die an der Winde der Zugbrücke standen, hielten inne und schauten sie vom Wehrgang her an, ihre Gesichter ernst … grimmig.
    Plötzlich wurden ihr Nigels Rufe schrecklich bewusst: Ein Hinterhalt! Rutledge hat uns betrogen! Unser Lord ist tot!
    »Nein«, flüsterte Raina und schüttelte den Kopf. Es konnte nicht wahr sein! »Das muss ein Missverständnis sein!«
    Aber die Ketten der Zugbrücke knarrten wieder, und die große hölzerne Wand schloss sich mit einem dumpfen Geräusch. Der Burghof begann vor Aktivität zu summen, nachdem die Burg gesichert war. Menschen liefen umher, trieben Hühner und Schafe in ihre Ställe und räumten den Hof.
    Raina stand verwirrt und benommen vor dem mit breiten Eisenbändern verstärkten Holztor, das sie jetzt für immer von Gunnar trennte. Er konnte sie nicht verraten haben!
    Kummer und Zorn prallten aufeinander, und sie verfluchte die Zugbrücke, schlug mit den Fäusten gegen das Holz, als könnte körperlicher Schmerz die tiefer sitzende Qual zerschmettern. Ein gequälter Schrei wehklagte mit dem Wind, klang ihr in den Ohren, ehe sie begriff, dass es ihre eigene wimmernde Stimme war. Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und wandte sich um. Nigel stand hinter ihr, sein kurzes Haar war schweißnass, der Kiefer angespannt und befleckt mit Blut.
    »Oh Nigel, nein! Bitte sag, dass es nicht wahr ist!«, flehte sie. »Was ist passiert? Wo ist mein Vater?«
    »Tot«, sagte Nigel einfach, »getötet von Rutledges verräterischer Hand.«
    »Nein.« Raina sprach das Wort aus und sah doch die sichtbaren Zeichen des Kampfes an Nigel: Der Riss in seiner Lippe war erneut aufgeplatzt, und eine Wunde bedeckte sein Kinn. Flecken von Gras und Schmutz bedeckten seine rostrote Tunika; ein Stück Stoff war aus dem Saum herausgerissen.
    »Ich bin nur durch die Gnade Gottes mit dem Leben davongekommen.«
    »Ich fasse es nicht.« Nigel schaute auf und begegnete ihrem Blick, seiner war so kalt wie der Winter selbst. »Ich kann es nicht verstehen«, wiederholte Raina mit ruhiger Entschlossenheit. »Gunnar würde so etwas niemals tun. Ich vertraue ihm – «
    Ein ruheloser Ausdruck glitt über Nigels Augen; dann runzelte er die Stirn. »Dein naives Vertrauen in einen Schuft hat den Tod deines Vaters herbeigeführt, Raina. Um unser aller willen sollte vielleicht jetzt ich derjenige sein, der entscheidet, wem wir vertrauen können und wem nicht.«
    Zu sehr getroffen, um zu antworten, und wie betäubt ließ Raina es geschehen, dass Nigel seinen Arm um ihre Schultern legte und sie durch die Menge der erschütterten Burgbewohner zum Turm führte. Während der ganzen Zeit trotzte sie seiner Anklage, kämpfte verzweifelt darum, die Tränen zurückzuhalten. Du lieber Himmel, war ihr Vertrauen in Gunnar so unangebracht gewesen? Sie griff nach der Lederschnur, die sie um den Hals trug, zog Kraft aus der Tatsache, dass er ihr seine Ringe gegeben hatte, und sagte sich, dass er sie nicht auf solch grausame Weise verraten würde.
    Als sie ihr Zimmer erreichten und Nigel die Tür hinter ihnen schloss, fragte Raina: »Was ist heute Morgen wirklich geschehen?«
    Seine Aufmerksamkeit richtete sich abrupt auf sie, konzentrierte sich auf sie. »Mylady?«
    »Gunnar würde nicht ohne Provokation angreifen. Du

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