Ritter 01 - Die Rache des Ritters
bewegte Raina sich an der Wand entlang auf die Tür zu. Mit den Händen ertastete sie sich ihren Weg über den kalten Stein, während ihr Blick auf die schwarz aufragende Silhouette des Eindringlings gerichtet blieb.
Er stand jetzt in der Mitte des Zimmers, seine beeindruckende Gestalt leicht erhellt von der Säule des schwachen orange gefärbten Feuerscheins, der durch das Fenster hereinfiel. Er war für die Schlacht gekleidet, denn er trug Panzerhemd und Hauberk und hatte ein mächtiges Schwert umgegürtet. Er war heute ohne Helm, stattdessen verhüllte die Kapuze eines dunklen Umhangs seinen Kopf. Er wandte sich jetzt Raina zu, und obwohl sie sein Gesicht nicht sehen konnte, fühlte sie die Hitze seines raubtiergleichen Blickes.
Es würde kein Entkommen vor ihm geben, aber sie musste es dennoch versuchen.
Sie holte tief Luft und huschte zur Tür. Ihre Hände tasteten nach dem kalten eisernen Riegel und fanden ihn. Erschrecken flatterte in ihrer Kehle, als sie die Finger um den metallenen Ring schloss, um die schwere Tür aufzuziehen. Sie hätte schreien können, aber ihre Stimme wurde abgewürgt, als sie zurück in das Zimmer geschleudert wurde.
Sie taumelte, streckte die Hände vor, erwartete zu Boden zu stürzen, doch stattdessen stieß sie gegen die Bettkante. Der Aufprall ließ sie bäuchlings auf die Matratze fallen. Sie klammerte sich an die Decke aus Hermelinpelz und kämpfte, um sich aus Rutledges Reichweite zu entfernen.
»Wohin wolltet Ihr denn gehen, mein Lamm?« Er lachte, packte sie an den Fußgelenken und zog sie mühelos zu sich heran. Rainas Herz schlug angsterfüllt in ihrer Brust, als sie spürte, wie er sie festhielt und sie dagegen so machtlos war wie die Tide gegen den Einfluss des Mondes.
Aber sie war nicht gänzlich ohne Verteidigungsmöglichkeit, und sie weigerte sich, kampflos aufzugeben. Als er sie näher zu sich zog, gelang es Raina, sich herumzudrehen. Sie schlug wild um sich und versuchte, ihn abzuwehren. In ihrem verzweifelten Kampf gelang es ihr, ihm die Kapuze herunterzureißen, und sie fühlte seine Wange unter ihrer Hand. Sofort krallte sie die Finger und hieb ihm die Nägel in die warme Haut seines Gesichtes.
»Beim Blut aller Heiligen!«, spie er, dann riss er Raina mit einem mächtigen Ruck zu Boden.
Sie kauerte dort auf den ausgestreuten Binsen, keuchte vor Angst und bedeckte instinktiv das Gesicht, um sich vor der erwarteten gewalttätigen Vergeltung zu schützen. Rutledge packte sie an den Handgelenken, und sie schrie laut auf, als er sie auf die Füße zerrte, damit sie ihm Auge in Auge gegenüberstand. »Benehmt Euch vernünftig und Euch wird nichts geschehen«, keuchte er wütend. »Ich will das Blut Eures Vaters, nicht Eures. Wo ist er?«
Sie antwortete nicht.
»Sagt es mir!«
»Ich würde eher sterben, als Euch in seine Nähe zu lassen!«, schwor sie, doch die Kühnheit ihrer Antwort wurde von ihrem zittrigen Flüstern Lügen gestraft.
»Seid nicht dumm«, entgegnete Rutledge und zog einen kleinen Dolch aus der Scheide an seinem Gürtel. »Nur weil ich nicht den Wunsch habe, Euer Blut zu vergießen, solltet Ihr nicht annehmen, dass ich es nicht doch täte, wenn die Umstände es erforderten.«
Die Spitze der Klinge biss sich in Rainas Seite, als wollte sie seinen Worten Nachdruck verleihen. Sie würde in dieser Nacht vermutlich sterben, aber sie schwor sich, dass ihr Tod nicht vergebens sein würde. Sie musste alles tun, um Rutledge von ihrem Vater fernzuhalten. Sie musste die Wachen wissen lassen, dass Rutledge sich in der Burg befand, um ihren geliebten Vater zu retten, ohne Rücksicht auf ihr eigenes Schicksal.
Rainas einzige Hoffnung war, dass ihre Schreie laut genug wären, dass die Wachen unten in der Burg sie hörten. Sie öffnete den Mund, um mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, zu schreien. Sie war sich vage eines Tones bewusst, der von ihren Lippen kam, bevor Rutledges Hand sie im Nacken packte und sie hart an seine Brust zog, während er ihren Mund mit dem seinen verschloss, ihr Schrei in einem erdrückenden Kuss erstickt wurde. Raina riss erschrocken die Augen auf, ihr Schrei wurde rasch zu etwas, das einem Wimmern glich, bevor er ihre Lippen freigab.
»Schreit noch einmal, und ich werde Euch für immer zum Schweigen bringen«, warnte er sie, seine Augen blitzten im fahlen Mondlicht. Er stieß sie unsanft von sich, und sie taumelte zurück. »Wo ist Euer verfluchter Vater?«
Ihre Lippen brannten noch von seinem harten Kuss, und sie war
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