Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Lügen gestraft. Gunnar wandte sich vom Fenster ab und ging langsam zu ihr. Sie verharrte reglos und sah ihn abwartend und ängstlich an. Die zusammengerollte Decke hielt sie wie einen Schutzschild umklammert. Trotz der lauen Sommerluft zitterte sie.
    Gunnar ging an ihr vorbei und zog sein Schwert, um damit die Spinnweben vor der Feuerstelle zu zerschneiden. »Ihr könnt Euch Euer Lager hier herrichten, vor dem Kamin«, wies er sie an. »Vielleicht finde ich draußen etwas Reisig, um ein Feuer zu machen.«
    »Ihr lasst mich hier zurück? Allein?« Dieses letzte Wort keuchte sie fast in einem Ton, der wie Fassungslosigkeit klang.
    »Aye«, erwiderte er und steckte das Schwert wieder zurück in die Scheide. »Aber glaubt nicht, dass Ihr davonlaufen könnt, während ich fort bin. Ich werde einen meiner Männer hochschicken, der in meiner Abwesenheit die Tür bewacht.«
    Sie machte zögernd einen Schritt auf ihn zu. »Wohin geht Ihr?«
    »Ich habe etwas zu erledigen«, antwortete er absichtlich unbestimmt und ging zur Tür. Sofort fühlte er, wie sie mit beiden Händen seine Hand ergriff. Er blieb wie erstarrt stehen.
    »Bitte.« Sie drückte seine Hand mit verzweifelter Festigkeit. »Lasst mich nicht hier zurück.« Sie tat einen kleinen Atemzug, ihre Stimme war nichts als ein Wispern hinter ihm. »Ich fürchte mich.«
    Dieses schlichte Eingeständnis schockierte ihn fast ebenso sehr wie das Gefühl ihrer ineinander verschränkten Hände. Wo war der Teufelsbraten, der behauptet hatte, lieber sterben zu wollen, als ihn noch mal anzusehen? Was war mit dem Zankteufel geschehen, der sich zwischen ihren Vater und Gunnars Schwert gestellt hatte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken?
    Er fuhr zu ihr herum, wütend und bereit, ihr genau diese Fragen zu stellen.
    Ihr ins Gesicht zu sehen war ein Fehler, wie Gunnar zu spät erkannte. Selbst in der Dunkelheit konnte er ihre rosigen Lippen erkennen, die leicht geöffnet waren und zitterten, die viel zu weich aussahen für seinen Seelenfrieden. Ihre Augen begegneten den seinen, groß und flehend unter dem zarten Schwung der Brauen. Unerklärlicherweise sehnte er sich plötzlich danach, mit der Hand über ihre zarte Wange zu streichen, über die anmutige Linie ihres Halses. Sehnte sich danach, ihr Haar zu berühren, die seidigen Locken durch seine Finger gleiten zu lassen und zu spüren, wie sich ihr Körper in einer tröstenden Umarmung an ihn schmiegte.
    Und für einen Moment geriet er in Versuchung, zu bleiben.
    Aber was er ihr anzubieten hatte, war nicht Trost und kaum dazu angetan, ihr die Furcht zu nehmen.
    »Herrgott noch mal«, fluchte er leise, wobei sein Zorn mehr gegen sich selbst als gegen sie gerichtet war. Mit ruppiger Verärgerung entzog er ihr seine Hand und blickte sie in der Dunkelheit grimmig an. »Rührt Euch nicht vom Fleck, und Euch wird nichts geschehen.«
    Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt, verließ das Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Er hatte es eilig, von ihr wegzukommen, ehe er seine Meinung änderte und bei ihr blieb.
    Raina bedauerte ihre Worte in dem Moment, als sie ihr über die Lippen kamen, und Rutledges ärgerliche Erwiderung verstärkte ihre Beschämung nur noch. Warum sie glaubte, dass seine verhasste Gegenwart ihr ein Trost sein würde, wusste sie selbst nicht. Wenn sie auch nur die Hälfte des Abscheus, den sie im Wald beteuert hatte, für ihn empfand, dann müsste sie über seine Abwesenheit eigentlich froh sein. Sie hätte ganz gewiss nicht auf seine sich entfernenden Schritte gelauscht, sie hätte sich nicht an das Fenster gestellt, damit sie ihm nachschauen konnte, als er über den Hof zu seinen Männern ging und jemandem namens Cedric zurief, er solle vor ihrer Tür Wache halten. Raina runzelte die Stirn, starrte seiner davoneilenden Gestalt nach, als wollte sie Löcher in seinen breiten, arroganten Rücken brennen, während er auf sein Pferd stieg und aus dem Hof in die Nacht hinausritt.
    Nachdem er fort und nichts mehr übrig war, auf das sie ihren Zorn richten konnte, wandte Raina ihre Aufmerksamkeit widerstrebend ihrem vorübergehenden Nachtlager zu. Aber es war und blieb ein dunkles und niederdrückendes Zimmer, bar jeden Lebens und nicht viel besser als der Rest dieses verfallenen und verlassenen Turms.
    Das ist das Werk Eures Vaters.
    Rutledges Worte bei ihrer Ankunft kamen ihr in den Sinn wie ein Schwall kalten Wassers: Sie erschreckten sie, verwirrten sie und machten sie frösteln.
    Sie hatte sich keine

Weitere Kostenlose Bücher