Ritter 01 - Die Rache des Ritters
Früchte seiner Lenden tragen?«
Bei diesen Worten schoss ihre Hand vor, um ihn zu schlagen, aber er packte sie hart am Handgelenk.
»Ihr verteidigt ihn«, sagte er ruhig, »und doch hat es nur wenig Überredung gebraucht, ihn zu überzeugen, Euch Eurem Schicksal zu überlassen.«
»Ihr habt ihm wohl kaum eine andere Wahl gelassen!«
»Er hatte eine Wahl … und er hat sie getroffen. Denkt daran, wenn Ihr ihn das nächste Mal seht.« Er ließ ihr Handgelenk los und mit einem sanften Streicheln seines Daumens wischte er ihr eine Träne von der Nasenspitze. »Verschwendet nicht noch mehr davon an diesen Nigel – oder Euren Vater – , denn keiner von beiden verdient sie.«
Während Raina sich selbst dafür verachtete, wie sehr selbst seine leichteste Berührung sie zum Zittern brachte, kämpfte sie darum, die Sprache wiederzufinden und ihren Zorn aufrechtzuerhalten. »Wie könnt Ihr von Ehrlosigkeit sprechen? Welche Ehre könntet denn Ihr für Euch in Anspruch nehmen?«
Seine Stirn krauste sich. »Im Moment keine, Mylady. Wie ich Euch beim Turnier bereits sagte, suche ich die Ehre.«
»Nein«, flüsterte sie. »Ihr sucht Vergeltung. Aber dadurch werdet Ihr keine Ehre erlangen.«
Für einen Augenblick schien er über ihre Bemerkung nachzudenken. »Vielleicht nicht«, räumte er schließlich ein, »aber das muss ich selbst herausfinden. Deshalb scheint es, dass Ihr recht habt. Ich habe keine Ehre. Doch die edlen Absichten einmal beiseitegelassen, mein Lamm – wären die Rollen vertauscht gewesen, ich hätte Euch niemals in den Händen eines Mannes gelassen, wie ich einer bin.«
Rainas Wangen färbten sich dunkelrot, als sie ihm ins Gesicht schaute, das in diesem Moment weder Spott noch Bosheit widerspiegelte. Es war eine ehrliche Bemerkung gewesen, und überdies eine, die sie beunruhigte und erschütterte. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab, und überließ es Raina, ihm schockiert nachzusehen.
Er winkte einen seiner Männer zu sich. »Kümmert Euch um die Verletzungen dieses Pferdes und bindet es für den Ritt nach Norden an meinem fest. Und sagt den anderen, dass wir sofort aufbrechen.« Er wandte sich zu Raina um und forderte sie mit einer höflichen Geste zum Gehen auf. »Nach Euch, Mylady.«
7
Die Frau hatte Mut; das musste Gunnar ihr zugestehen. Aber sie war auch erschöpft, und die Stunden, die sie jetzt schon bei ihm war, hatten ihren Teil dazu beigetragen, selbst ihre große Zähigkeit anzugreifen. Er vermutete, dass es eher ihre Müdigkeit und kein bereitwilliges Sich ergeben war, das sie dazu brachte, ihm schweigend zu folgen und ihm dabei nur einen bösen Blick zuzuwerfen. Er zog sie zu sich hoch auf das Pferd und setzte sie vor sich, schlang seinen Arm um ihre Taille und hielt sie enger, als es nötig war, als sie die Lichtung verließen und sich zu einem Lagerplatz für die Nacht aufmachten.
Während das Land sich vor ihnen ausdehnte und die Zeit bis zur Dämmerung langsam verstrich, focht Gunnar einen mühsamen inneren Kampf mit sich aus, der darin bestand, die Nähe seiner unerwarteten Gefangenen nicht zur Kenntnis zu nehmen und sich stattdessen darauf zu konzentrieren, seine nächsten Schritte zu planen. Zu seiner Bestürzung jedoch konnte er nur daran denken, dass er mit dieser Frau schlafen wollte, die bei jedem Schritt seines Pferdes gegen seine schnell härter werdenden Lenden drückte.
Die federleichte Seide ihres Gewands kräuselte sich im Wind, bauschte sich hin und wieder und strich ihm dann leicht über Handgelenk und Arm. Ihr Zopf hatte sich völlig gelöst, und ihr duftendes Haar streifte ihn. Ihre schmale Taille schmiegte sich in die Beuge seines Armes, und er war machtlos, sich gegen die Bilder zu wehren, die in ihm wach wurden. Sie war ein faszinierendes Bündel von Versuchungen für einen Mann wie ihn.
Gunnar schob diesen Gedanken ärgerlich beiseite und gab seinem Pferd die Sporen. Er sagte sich, dass es der Abendwind war und nicht ihr Haar, der so wunderbar nach Rosen und Geißblatt duftete, dass es die Hitze des Zorns war und nicht das heiße Blut einer leidenschaftlichen Frau, die ihre Haut brennen ließ, ihm seine Hand versengte.
Als ihr Körper sich schließlich in erschöpftem Schlaf entspannte und ihre Atemzüge sich vertieften, gewann die Neugier die Oberhand über die Pflicht. Wie der Dieb, zu dem zu werden er gezwungen worden war, schob Gunnar wie zufällig den Arm höher, bis er unter ihren vollen Brüsten lag. Er stahl sich die Gelegenheit, die sie ihm
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