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Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lady Raina gut?«
    »Das geht dich nichts an!« Alaric murmelte eine leise Entschuldigung und senkte den Kopf. Gunnar ging zu ihm und blieb so dicht vor ihm stehen, dass ihre Stiefelspitzen sich berührten. »Du hast absichtlich meine Befehle missachtet, dich von ihr fernzuhalten.«
    »Es tut mir leid«, murmelte Alaric. »Ich wollte doch nur – «
    Gunnar packte den Jungen an den Schultern und bezähmte den Drang, ihn bis zur Bewusstlosigkeit zu schütteln. »Mir ist egal, was du wolltest, Bursche! Du warst ungehorsam, und sie wäre deswegen fast getötet worden!«
    Eine kleine Gruppe Zuschauer hatte sich um sie versammelt – Agnes, Burc und Odette waren darunter – und wurde beständig größer. Wie Geier, die den Geruch von vergossenem Blut witterten, schlossen sich ihre Reihen. Fast jeder stand in dem Kreis um Lord und Squire, ihre Augen funkelten von morbider Erwartung des ersten Schlages.
    Aber Gunnar weigerte sich, ihnen diese Befriedigung zu gönnen. Er ließ Alaric los, stieß ihn vor sich her und zeigte mit dem Finger zur Tür. »In den Stall, Junge«, befahl er grimmig. Während Alaric mit stiller Würde voranging, folgte Gunnar ihm.
    Plötzlich durstig und von dem unbezähmbaren Bedürfnis erfüllt, etwas zu trinken, um sich zu beruhigen, nahm sich Gunnar auf seinem Weg aus der Halle eine Flasche Wein mit. Einige Leute folgten ihm, als wollten sie Zeugen der Bestrafung des Squires werden. Gunnar wandte sich zu ihnen um, sein wütendes Stirnrunzeln ließ sie innehalten. »Begebt euch auf eure Lager und schlaft«, fauchte er. »Ich habe keinen Bedarf an Publikum.«
    Ohne sich noch einmal umzuwenden, folgte Gunnar wieder dem Jungen, nahm sich beim Verlassen noch eine der Wandfackeln und überquerte dann den mondbeschienenen Burghof. Er ging zu dem niedrigen Gebäude, das als Unterstand für die Pferde diente, und blieb dabei absichtlich ein Stück zurück. Es war der Versuch, Abstand zwischen sich und den jungen Knappen und den Schmerz der bevorstehenden Handlung zu bringen.
    Er atmete tief die Nachtluft ein und nahm einen großen Schluck aus der Flasche. Es überraschte ihn nicht, dass keines von beidem stark genug war, das überwältigende Gefühl von Furcht und schlechtem Gewissen von ihm zu nehmen. Seit der Nacht vor vier Jahren, als Gunnar Alaric vor dem gerettet hatte, was sicherlich eine tödliche Tracht Prügel gewesen wäre, wich ihm der Junge nicht von der Seite, ritt mit ihm von einer Stadt in die nächste, teilte mit ihm jedes hart errungene Mahl auf ihrem Weg. Vertraute ihm. Von allen Menschen, die in Gunnars Leben getreten und wieder daraus verschwunden waren, war Alaric wahrhaft geblieben. Beständig. Sein engster …
    Wagte er es, ihn Freund zu nennen?
    Das Wort hatte einen fremden Klang für einen Mann, der niemandem vertraute, der sich Gefühlsduseleien nicht leisten konnte. Gunnar wusste, dass Alaric ihn gern hatte – zumindest gern gehabt hatte. Mochte diese Zuneigung auch aus Pflichtgefühl oder Dankbarkeit geboren sein, so hatte sich Alaric immer als ergebener Page und bemühter Squire erwiesen, eifrig bestrebt, sich eines Tages seine Sporen zu verdienen. Obwohl Gunnar nie darüber gesprochen hatte, hegte er die Hoffnung, dass er derjenige sein würde, der Alaric diesen Traum e rfüllte. Eines Tages.
    Heute Abend jedoch war nicht die rechte Zeit für Träume. Der Abend heute gehörte der Pflicht und der Ehre – und der Verantwortung, die mit beidem einherging.
    Sein Squire hatte Befehle missachtet, und das zudem ganz öffentlich. Damit hatte er Gunnar keine andere Wahl gelassen, als ihn zu bestrafen. Seine Männer erwarteten das von ihm, genauso wie Alaric selbst.
    Bestrebt, die Sache schnell hinter sich zu bringen, stieß Gunnar die Stalltür auf. Das Licht seiner Fackel zuckte, tanzte durch den Stall und wurde von den nervösen Augen der Pferde reflektiert. Alaric war schon zum Ende des Stalles gegangen, den Rücken der Tür zugekehrt, und löste die Bänder seiner Tunika.
    Gunnar stand in der niederdrückenden Stille des Stalles da und richtete seinen Blick auf die Dachbalken. »In all unseren gemeinsamen Tagen, Alaric, warst du nie ungehorsam mir gegenüber.« Er schaute seinen Squire an. »Warum jetzt? Welche Erklärung hast du für dein Handeln heute Abend?«
    Alaric drehte sich nicht zu ihm um, wandte nur leicht den Kopf zur Schulter. »Keine Erklärung könnte entschuldigen, was ich getan habe, Mylord«, gab er ruhig zu. »Ich wollte Eure Befehle nicht missachten, wirklich

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