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Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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schrecklich aus«, sagte sie mit mehr Mut, als sie wirklich fühlte.
    »Dann passt mein Aussehen ja zu meiner Laune.« Er setzte sich auf die Bettkante und begann, seine Strumpfbänder zu lösen. Unvermutet sah er Raina an und musterte sie langsam von Kopf bis Fuß. »Ihr hingegen seht sehr ausgeruht aus«, sagte er mit einem Grinsen, als er seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Tätigkeit richtete. »Ihr habt keine Sorgen, die Euch wach halten, wie es scheint.«
    »Ich habe nicht gut geschlafen, wenn Ihr es genau wissen wollt.« Er schnaubte bei ihren Worten, und sie nutzte die Gelegenheit, um ihn abzukanzeln. »Ich war fast die ganze Nacht wach, krank vor Sorge darüber, welche Grausamkeit Ihr diesem armen Jungen antut. Da Ihr die ganze Nacht nicht in Eurem Bett ward, frage ich mich, ob Ihr wohl die ganze Zeit damit zugebracht habt, Alaric zu quälen.«
    In spöttischer Überraschung zog er eine dunkle Augenbraue hoch. »Mylady, ich gestehe, ich hätte nicht gedacht, dass Ihr meine Abwesenheit überhaupt bemerkt. Ich fühle mich bei dem Gedanken geschmeichelt, dass Ihr mich vermisst habt.«
    Rainas Wangen färbten sich rot. »Das habe ich nicht gemeint, und das wisst Ihr auch. Ich nehme an, da Ihr es müde geworden seid, Euren Squire zu misshandeln, seid Ihr jetzt hergekommen, um mich zu quälen?«
    Er lachte leise und schüttelte den Kopf. »Nein, so verlockend diese Aussicht auch wäre, aber ich bin gekommen, um frische Kleider anzuziehen.« Und fügte dann hinzu: »Um Euch zu beruhigen – ich habe Alaric nicht die ganze Nacht hindurch geschlagen. Nachdem ich mit ihm fertig war, habe ich Entspannung bei meinen Männern in der Halle gesucht.«
    Raina sah ihn argwöhnisch an und kniff dabei die Augen zusammen. »Ihr riecht, als hättet Ihr im Stall geschlafen.« Um ihrer Bemerkung Nachdruck zu verleihen, schnüffelte sie und zog die Nase kraus.
    Rutledge beobachtete sie mit dem Anflug eines kleinen Lächelns. »Ach ja? Nun, ein Gentleman würde Euch das nur sehr ungern sagen, Lämmchen, aber Ihr duftet auch nicht gerade wie ein Frühlingsblumenstrauß.«
    Raina errötete und fühlte sich gebührend getroffen. Sie wusste, sie war nicht in der allerbesten Verfassung, aber sie hatte bis jetzt keinen Gedanken daran verschwendet. Ihr Kleid war fleckig und auf ihrer missglückten Flucht zerrissen. Und jetzt befand es sich in einem wahrlich jämmerlichen Zustand des Verfalls, der Saum war zerfetzt und starrte vor Schmutz, der Rock zeigte die Spuren längeren Tragens. Sie hatte schon vor Längerem den Ärmel aufgegeben, der ihr bei der Entführung abgerissen worden war und ihre Schulter unanständig nackt aussehen ließ; der andere Ärmel hing nur noch an einigen Fäden. Und was ihren eigenen Körpergeruch betraf, so war dieser in den vergangenen Tagen gewiss nicht angenehmer geworden.
    Sie runzelte die Stirn.
    Rutledge sollte verflucht dafür sein, dass sie sich für etwas schämte, für das er verantwortlich war! Er versuchte vermutlich nur, sie von einem unliebsamen Thema abzubringen. Nun, sie würde sich nicht als ganz so höflich erweisen. »Was habt Ihr mit dem armen Alaric gemacht?«
    »Macht Euch um ihn keine Gedanken. Ich will nicht, dass Ihr weiterhin versucht, den Jungen zu bezirzen. Außerdem bezweifle ich, dass wir heute viel von ihm sehen werden.« Er warf einen Stiefel auf den Boden und besaß dann die Dreistigkeit, sie selbstgefällig anzugrinsen. »Ich vermute, er wird sich wahrscheinlich zu schlecht fühlen, um sich in Gesellschaft sehen zu lassen.«
    Rainas Kinn klappte herunter. »Wie könnt Ihr Euch über das Leid dieses Kindes amüsieren? Was für eine Art Ungeheuer seid Ihr nur?«
    Rutledges Miene wurde grimmig. »Ich bin kein größeres Ungeheuer als das, das Ihr Vater nennt.«
    »Doch, das seid Ihr«, entgegnete sie. »Ihr seid herzlos.«
    »Ich habe Euch nie etwas anderes gesagt.«
    Raina sah ihn lange und durchdringend an, während er seinen zweiten Stiefel auszog, und hätte am liebsten mit den Fäusten auf ihn eingeschlagen. Arroganter, herrischer Flegel! Sie weigerte sich darüber nachzudenken, dass ihre Handlungen irgendetwas mit der Schwere von Alarics Bestrafung zu tun hatten, und tröstete sich damit, dass es einfach Rutledges Art war, Geschöpfe zu traktieren, die kleiner und schwächer waren als er. So wie er sich entschieden hatte, ihren Vater zu traktieren, einen alten Mann, der niemandem eine Kränkung zufügen könnte – der nie auch nur daran denken würde, jemandem zu

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