Ritter 01 - Die Rache des Ritters
er über seinen arroganten, anmaßenden Lord triumphieren möge, als Gunnar seine Tunika ablegte.
Heilige Muttergottes, werde ich von seinem Anblick immer so fasziniert sein?, fragte sie sich wie verzaubert, als sie ihn beobachtete. Mit seinen rabenschwarzen Haaren, die ihm bis auf die Schultern reichten, und seinen starken Armen, mit denen er mühelos die schwere Klinge in einer Darbietung von Können und dem Spiel gestählter Muskeln über den Kopf hob, sah er ganz und gar wie ein heidnischer Kriegsgott aus. Mit seiner tiefen Stimme rief er Alaric Anweisungen zu, die von den Mauern des Burghofes widerhallten, während er Schwerthiebe parierte und leichtfüßig auswich.
Seine bronzefarbene Brust und seine breiten Schultern glänzten in der Wärme der Morgensonne, harte Muskeln spannten sich bei jeder Drehung seiner schmalen Taille an, jeder Stoß seines Schwertes war ein tödlicher Beweis für seine Wendigkeit und Kraft. Alaric war kein ebenbürtiger Gegner, und bald wurde klar, dass Gunnar nicht kämpfte, um zu gewinnen, sondern um zu lehren.
Rainas Magen flatterte bei dem Anblick seiner nackten Brust, die von Schweiß glänzte. Wärme begann sich in ihr auszubreiten, und für den Bruchteil eines Augenblicks stellte sie sich vor, wie es wäre, unter all dieser Kraft gefangen zu sein, ihn auf sich zu spüren. Scham färbte ihre Wangen rot, und sie drängte den törichten Gedanken rasch wieder aus ihrem Bewusstsein. Die Wärme, die sich in ihrem Schoß gesammelt hatte, ließ sich jedoch nicht so leicht zum Verschwinden bringen. Und ebenso schwer schien es zu sein, sich vom Fenster und dem Geschehen auf dem Burghof zu lösen.
Gunnar hatte endlich einem Zweikampf mit Alaric zugestimmt, um dessen Fähigkeiten im Umgang mit dem Schwert zu verbessern. Er war aufrichtig angetan zu sehen, dass sein Squire gute Fortschritte gemacht hatte. Obwohl seine Fähigkeiten sich zu verteidigen stärker waren als die, anzugreifen, war der Junge mit Hingabe bei der Sache und brannte darauf, etwas zu lernen. Schon allein seine Entschlossenheit würde ihn in der Zukunft zu einem ernst zu nehmenden Gegner machen.
»Aha!« Gunnar lenkte geschickt einen Stoß nach seiner Rechten ab. »Ich sehe, du hast bei meinen Lektionen aufgepasst.« Ihre Klingen klirrten, als er den Stoß parierte.
»Aye, Mylord«, entgegnete Alaric ein wenig atemlos, während er seine Balance zurückgewann und Gunnars Hieb abwehrte. »Ich bin ziemlich gut, nicht wahr?«
»Du bist vielversprechend.« Gunnar lächelte über das große Selbstvertrauen des Jungen und setzte die Schwertspitze auf Alarics kettenhemdgeschützten Arm. »Obwohl du noch immer eine Menge zu lernen hast«, sagte er und ließ die Stahlklinge über die Glieder des Kettenhemdes schrappen. Als Alaric die Aufmerksamkeit auf seinen Arm richtete, nutzte Gunnar diesen Vorteil und richtete die Spitze seines Schwertes auf die jetzt ungeschützte Brust des Squires. »Lass dich in einer Schlacht niemals davon ablenken, dass du nach deinen Verletzungen schaust, mein Junge. Es ist der sichere Weg in den Tod.«
»Verdammt«, murmelte Alaric enttäuscht. »Noch einmal, Mylord? Bitte?«
»Du magst es wohl, geschlagen zu werden.«
»Ich werde es dieses Mal besser machen, Mylord.« Alaric nahm seinen Helm ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn, seine Wangen waren vor Anstrengung gerötet. »Ich habe mich bis jetzt nur aufgewärmt.«
Gunnar lachte. »Du bekommst ja kaum noch Luft, wie es aussieht. Noch ein Kampf, und ich wette, du fällst vor Erschöpfung tot um.«
Die Ritter um sie herum lachten, stachelten Gunnar an, eine weitere Herausforderung anzunehmen. »Kommt schon, Mylord. Gebt ihm noch eine Chance. Er wird ja doch nicht aufgeben, solange er nicht flach auf dem Rücken liegt!«
Alaric setzte den Helm wieder auf und straffte die Schultern, sein Atem wurde ruhiger. »Ich werde nicht aufgeben.«
»Also gut«, gab Gunnar mit einem Schmunzeln nach. Er stellte sich mit gespreizten Beinen hin und duckte sich leicht, dabei wechselte er sein Schwert von einer Hand in die andere. »Ich glaube, ich werde dir doch noch eine Lektion geben.«
»Und was für eine Lektion wäre das, Mylord?«, fragte Alaric und nahm ebenfalls seine Kampfhaltung ein.
»Eine Lektion«, erwiderte Gunnar leichthin und machte einen Ausfallschritt, um seinen ersten Stoß anzubringen, »in Bescheidenheit.« Die versammelten Ritter lachten, feuerten Alaric an.
Der Kampf begann, und Schüler und Lehrer wechselten sich ab, um
Weitere Kostenlose Bücher