Ritter des dunklen Rufes
klirrend gegen den Helm prallte.
»Ich bewundere Euren Mut, Graf Errin«, sagte Cairbre, »aber Ihr werdet nichts damit erreichen. Der Herzog hat mir erklärt, dass Ihr kein Mann des Schwertes seid, und ich habe nicht den Wunsch, auf das Schlachtfeld zu gehen und Euch einfach abzuschlachten.«
»Aber das ist das Gesetz, Ritter Cairbre – das Gesetz des Königs. Ich habe das Recht, für meine Dame zu streiten – ist es nicht so?«
»So ist es in der Tat, Graf. Aber selbst wenn Ihr gewinnt – Ihr verliert trotzdem. Wie der Hohe Okessa deutlich gemacht hat, werdet Ihr, selbst wenn Ihr mich besiegt, nur die Unschuld der Dame Dianu im Anklagepunkt des Verrats beweisen. Aber sie ist trotz alledem Nomadin und muss daher nach Garaden. Und in dem Moment werdet Ihr wegen Verrats verhaftet.«
»Wieso? Ich habe nie etwas gegen den König gesagt.«
»Aber Herr«, sagte Cairbre, leise lächelnd, »Ihr steht kurz davor, gegen den Streiter des Königs zu kämpfen. Damit stellt Ihr Euch gegen den König, und das macht Euch zum Verräter.«
»Eure Logik ist höchst zweifelhaft, Cairbre. Das Recht des Angeklagten, dass für ihn gestritten wird, besteht seit tausend Jahren. In einem Streich nehmt Ihr dieses Recht und erklärt diese Männer – oder Frauen – zu Feinden des Königs?«
»Verräter sollten keine Rechte haben«, erklärte Cairbre.
»Wie sollen wir dann entscheiden, wer ein Verräter ist?«
»Die Tatsachen sollten das Urteil fällen, nicht die Fertigkeiten von Schwertkämpfern.«
»Und wer urteilt über die Tatsachen?«
»Der König oder die Richter des Königs.«
»Ich verstehe«, sagte Errin. »Eine interessante Hypothese. Angenommen, ein Bauer hat eine Klage gegen seinen Lehnsherrn. Ist es dann gerecht, dass der Lehnsherr über seinen Fall urteilt?«
»Wir sprechen nicht von Bauern, sondern vom König. Sein Wort ist Gesetz, und seine Wünsche stehen über den Gesetzen«, sagte Cairbre. »Obwohl Ihr wusstet, dass die Dame Dianu Nomadenblut in den Adern hat, habt Ihr Euch entschieden, für sie zu streiten. Also streitet Ihr damit für die Sache aller Nomaden – ohne Achtung ihres Ranges. Könnt Ihr nicht einsehen, dass Ihr Euch damit Eurem König widersetzt?«
Boran kehrte mit den Honigkuchen zurück und verließ den Raum sofort wieder. Errin schenkte Cairbre einen Becher Wasser ein. »Könnt Ihr nicht einsehen, Herr Ritter«, sagte er beschwörend, »dass es in der Geschichte sowohl gute als auch schlechte Könige gegeben hat?«
»Was soll diese Frage? Wollt Ihr damit sagen, dass der König ein schlechter König ist?«
»Nein, nein. Legt mir keine Worte in den Mund, Herr. Ich will sagen, dass die Vergangenheit uns zeigt, dass ein schlechter König oder ein böser König oder ein dummer König entsetzliche Entscheidungen fällen kann, die nicht gut für das Reich sind. Wenn wir jetzt sagen, dass der König über dem Gesetz steht, dann wird vielleicht in hundert Jahren ein böser König eine solche Position missbrauchen.«
Cairbre lächelte und nippte an seinem Wasser. Er setzte sich auf die Bettkante. »Das wird in diesem Fall nicht geschehen, Graf Errin, denn wir werden in hundert Jahren noch denselben König haben. Ja, selbst in tausend Jahren. Denn er ist jetzt unsterblich … genau wie ich.«
Errin sagte nichts, sondern suchte in den Augen des Ritters nach Anzeichen von Wahnsinn. Cairbre kicherte. »Ich weiß, wie das klingt, Errin. Wahrlich. Aber seht mich an. Wie alt bin ich? Fünfundzwanzig, dreißig? Ich bin fast fünfzig.«
Errin konnte es nicht glauben. Er starrte in das Gesicht des Kriegers und suchte nach den verräterischen Falten, aber die Haut des Ritters war blass und glatt, seine dunklen Augen strahlten vor Gesundheit.
Cairbre trank sein Wasser aus, stand auf und blickte auf den silbernen Becher in seiner Hand hinab. Seine schlanken Finger krümmten sich plötzlich, und der Becher wurde völlig zerquetscht. »Die Jugend und die Kraft gehören mir«, sagte Cairbre, »und dem König. Versteht Ihr jetzt, was ich dem Rat zu sagen versuchte? Wir werden ein Reich errichten – das größte Reich aller Zeiten. Treue Freunde des Königs werden unsterblich werden, sie werden nie den Tod schmecken. Das ist es, was Ihr fortwerft. Wir brauchen Euch, Errin. Euer Blut ist rein, Eure Herkunft ohne Makel. Gebt diese Torheit auf- und schließt Euch unserem Kreuzzug an.«
In Errins Augen trat ein kalter Ausdruck, und er wich vor dem Ritter zurück. »Ich sehe Euch, Herr, am Mittag auf dem Feld. Wenn
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