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Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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schwarzen Haar und dunklen, mandelförmigen Augen. Ihr Mund war zu groß, um wirklich schön zu sein, aber ihre Lippen waren voll, ihre Zähne weiß und ebenmäßig.
    »Denkst wohl an einen Mann, was, Prinzessin?« fragte Givan und wollte sich neben sie setzen. Er war klein und dick, und durch eine große kahle Stelle auf dem Kopf sah er aus wie ein wollüstiger Mönch.
    »Ich dachte an meine Schwester.«
    »Ja? Traurige Sache. Sehr traurig. Ich habe sie einmal in Mactha gesehen, bei der Jagd. Eine gut gebaute Frau. Du erinnerst mich an sie, nur dass du größer und vielleicht eine Spur schlanker bist.«
    »Erreichen wir die Täler im Süden bald?« fragte sie.
    »Oh, in etwa acht Tagesmärschen, mehr oder weniger. Mach dir keine Sorgen, wir haben genügend Vorräte.«
    »Die Vorräte gehen mich nichts an, Givan, das liegt in deiner Verantwortung. Soweit ich weiß, gibt es hier im Wald Gesetzlose.«
    »Zerbrich dir nicht den Kopf über sie, in diesem Schneesturm werden sie nicht unterwegs sein. Und außerdem haben wir nichts, was sich zu rauben lohnt – obwohl ich zu behaupten wage, dass es genügend Kerle gibt, für die du ein lohnenswertes Beutestück bist.«
    Sie lächelte gezwungen. »Reizend von dir, das zu sagen, aber ich habe ja schließlich dich und Strad zu meinem Schutz. Das ist ein sehr beruhigender Gedanke.«
    »Oh, wir beschützen dich schon, Prinzessin, mach dir darüber keine Sorgen. Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt, ich habe dich mittlerweile richtig ins Herz geschlossen, ja wirklich.«
    »Ich denke, ich werde jetzt schlafen«, sagte sie, kehrte ihm den Rücken zu und zog die Decken um sich. Einen Moment lang spürte sie deutlich seine Nähe, aber dann ging er zurück zu Strad, der im Höhleneingang saß.
    »Das vergiß am besten gleich«, flüsterte Strad.
    »In Pertia gibt es genug Frauen – vor allem, wenn wir unser Geld bekommen haben.«
    »Sie bringt mein Blut in Wallung, Junge. Ich muss sie haben. Ob es ihnen etwas ausmacht, wenn sie keine Jungfrau mehr ist? Alles, was sie sehen, ist eine dreckige Nomadin mehr. Nein, ich kann mich nicht erinnern, jemals etwas so gewollt zu haben wie sie.«
    »Aber sie will dich nicht«, erklärte Strad.
    »Das macht es ja gerade so reizvoll, Freund.«
    Sheera wartete, bis beide Männer fest eingeschlafen waren, dann schlüpfte sie unter ihren Decken hervor. Rasch rollte sie sie zu einem Bündel zusammen und ging durch die Höhle zum Eingang. Draußen war der Schneesturm abgeflaut, aber der Wind war noch immer bitterkalt. Sie hüllte sich in ihren Umhang aus Schaffell und zog ein zweites Paar wollener Beinkleider an. Sie warf noch einen Blick zurück auf die schlafenden Männer, dann schulterte sie ihr Bündel, nahm Bogen und Köcher und ging in die Nacht hinaus.
    Die Sterne strahlten hell, und sie orientierte sich an dem Speerträger.
    Sie wanderte fast eine Stunde lang, dann suchte sie sich einen Lagerplatz und fand eine kleine, windgeschützte Mulde. Einige Bäume waren umgestürzt, und einer davon war auf eine Gruppe von Felsen gefallen. Sheera kroch unter den schneebedeckten Zweigen hindurch und fand sich in einem gemütlichen, flachen Unterstand wieder – die Blätter ergaben ein dichtes Dach, und die Felsen bildeten auf drei Seiten eine Wand, nur nach Westen war ihr Schlupfwinkel offen. Sie nahm Zunder und räumte eine Stelle für ihr Feuer frei, das sie beim ersten Versuch mit der Zunderschachtel entzündet, die ihre Schwester ihr zum letzten Sonnenwendfest geschenkt hatte. Die kleinen Flammen verströmten Wärme, und sie rollte sich wieder in ihre Decken, um zu schlafen.
    Als sie von lauten Flüchen erwachte, warf sie einen ängstlichen Blick auf ihr kleines Feuer. Es schien völlig erloschen zu sein.
    »Dieser verdammte letzte Schneeschauer«, wütete Givan. »Aber sie kann noch nicht weit sein.«
    »Ich weiß nicht, warum sie überhaupt weggelaufen ist«, beklagte sich Strad. »Glaubst du, sie wusste …«
    »Halt den Mund, du Idiot, sie kann ganz in der Nähe sein.«
    »Eher ist sie in einer Schneewehe umgekommen. Wir haben ein Vermögen verloren, und das nur, weil du deine Wollust nicht verbergen konntest.«
    »Das hat nichts mit mir zu tun. Ich denke, sie hat einen besseren Orientierungssinn, als wir geglaubt haben. Ich habe zweimal gesehen, wie sie prüfend die Sterne betrachtete.«
    Sheera kroch zur Westseite ihres Unterschlupfs und legte sich flach auf den Bauch, um unter den Zweigen hervorzuspähen. Der erste, den sie sah, war

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