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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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viel schlimmer, sich in diesem Körper nackt zu fühlen als in meinem eigenen. Ich rief mir mit Entschiedenheit ins Gedächtnis, daß Pook wirklich besser dran war, wenn er frei durch den Wald schweifen konnte, wo es ihm gelingen würde, jede Gefahr mühelos abzuhängen. Mit etwas Glück würden wir hier unten alles leer vo r finden und konnten uns ausruhen und erholen. Natürlich würde sich die Nahrungssuche möglicherweise als Problem herausstellen, doch am Morgen konnten wir immer noch ins Freie zurückkehren und uns etwas zu essen beschaffen. Und ohne Glück – aber hatten wir denn eine andere Wahl?
    Ich erreichte das Ende der Treppe. Nun befanden wir uns in e i nem Gang, der sich zwischen den Wurzeln der Kunstbäume d a hinschlängelte. Wo sollten wir hin? Wenn es hier irgend etwas g ä be, das sich dieser Treppe bediente, so wollte ich mich von ihm möglichst fernhalten. Ich hatte beim Abstieg keinerlei Spinnweben bemerkt, was darauf hinwies, daß die Treppe erst vor kurzem b e nutzt worden war. Vielleicht gab es ja weiter unten im Gang einen Raum, wo ich meinen Körper verstecken konnte.
    Ich ließ den Körper einen Augenblick liegen und machte mich an die Erkundung. Tatsächlich, es gab hier einige runde Höhlen, die in den Gang mündeten. Die hatten früher vielleicht einmal als Lager gedient. Also kehrte ich zurück und machte mich daran, meinen Körper ein Stück weiterzuschleppen. Was für eine schreckliche Arbeit das doch war! Dann bemerkte ich, daß irgend etwas im Gang war. Hier unten war es düster, und je mehr der Tag oben seinem Ende entgegenging, um so finsterer wurde es auch. Doch nun erschien am anderen Ende des Ganges ein etwas gelbl i cheres Licht. Irgend jemand kam auf mich zu!
    Ich versuchte meinen reglosen Körper bis zur nächsten Kammer zu zerren, doch ich war ermüdet, der Körper wirkte schwerer denn je, und die Zeit reichte nicht mehr. Das Licht einer Laterne kam um die Ecke und blieb stehen.
    »Was haben wir denn da?« knurrte eine rauhe Stimme.
    O nein! Diese Ausdrucksweise kannte ich. Das war ein Gnom! Die Gnome lebten unter der Erde, und ihr Beruf war der Bergbau. Sie gruben endlose Schächte und suchten nach schönen Steinen, und für Eindringlinge hatten sie nicht besonders viel übrig. Manchmal fraßen sie ihre Besucher auf, manchmal taten sie noch Schlimmeres. Vor allem mit attraktiven jungen Frauen. Aus i r gendeinem unerfindlichen Grund war mein Bewußtsein für die Probleme junger Frauen extrem geschärft worden. Gnome waren zwar nicht ganz so schlimm wie Kobolde, weil sie ein wenig zivil i sierter waren – ja, sogar ich, ein stolzer, aber unwissender Barbar, wußte gelegentliche Anflüge von Zivilisiertheit zu schätzen! –, aber sie waren immer noch schlimm genug. Manche Idioten hielten Gnome für unschuldige kleine Männchen, wie die Elfen; ich wußte es besser. Die Sache gefiel mir überhaupt nicht.
    »Mein… mein Freund und ich… er ist verwundet und braucht einen Unterschlupf«, sagte ich und hoffte, damit etwas Sympathie bei dem Gnom zu wecken. Das war zwar nur eine schwache Hoffnung, aber mehr brachte ich im Augenblick nicht zustande.
    Sie wurde auch prompt zerstört. »Ihr seid Eindringlinge!« knurrte der Gnom. Ich sah, daß er in der anderen Hand einen heimtü c kisch aussehenden Pickel hielt, von der Sorte, mit der man Ede l steine aus ihrem Felsenbett befreite. »Ich, Gnäßlicher Gnomade der Gniemand Gnome, werde mich geradeheraus um euch kü m mern!« Gnome waren immer sehr geradeheraus, das war auch Teil ihres Problems. Er hob sein tödliches Werkzeug.
    Wäre ich in meinem eigenen Körper gewesen, mit meinem tre u en Schwert bewaffnet, so hätte ich mir kaum Sorgen gemacht. Gnäßlich war nur etwa ein Drittel so groß wie ich, mit kurzen Be i nen und Armen, und der Pickel war vergleichsweise unbeholfen, wenn er gegen ein Schwert kämpfen sollte, so verheerend er auch unbewaffneten Leuten zusetzen konnte. Aber ich war nicht in meinem Körper, und mein Schwert lag immer noch oben auf der Erdoberfläche. So sehr ich mich auch schäme, es zuzugeben, aber ich konnte mich dem Gnom körperlich nicht wirkungsvoll entg e genstellen.
    Also kratzte ich mal wieder meine List zusammen. »Wartet, guter Gnom, Herr!« rief ich. »Ihr braucht uns nicht zu töten! Wir kö n nen Euch nützlich sein! Wir…« Oh, was konnte ich ihm bloß a n bieten, was ich ihm auch anbieten wollte, in meinem jetzigen Kö r per? Wieder schlug der Genius der Verzweiflung zu. »Wir können

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