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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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beinahe losgeweint hätte, von den Reaktionen meines gegenwärtigen Körpers fast überrumpelt. Doch ich konnte mich im letzten Augenblick noch beherrschen und verpaßte ihm einen mädchenhaften Klaps der Dankbarkeit. Den nahm er mit stoischer Ruhe hin.
    »Na ja, jedenfalls muß ich mich selbst wieder schützen, bis ich in meinem Körper bin«, sagte ich. »Vielleicht kann ich ja einen Baum emporklettern und…« Doch dann verglich ich die Arme meines bewußtlosen Körpers mit meinem jetzigen und begriff, daß ich mit diesen dünnen Dingern uns niemals alle beide auf einen Baum schaffen konnte. Mein Barbarenkörper war einfach zu schwer für meinen weiblichen Körper, um ihn hochzuheben. Das war aber wirklich vermaledeit lästig! Warum mußten Barbaren nur so groß sein?
    »Vielleicht könnte ich auch dieses Schwert nehmen und…« Doch wieder mußte ich einsehen, daß das nutzlos war; diese schlanken Arme würden die schwere Klinge niemals wirkungsvoll führen können.
    Ich stieß einen höchst undamenhaften Laut der Frustriertheit aus. Mein jetziger Mund erstickte fast an diesem groben Wort. Threnodia mochte ja jederzeit bereit gewesen sein, einen Mann umzubringen, wenn dies ihren Interessen diente, aber Schimp f wörter benutzte sie nicht. Also packte ich einen Strang meines schwarzen Haares und riß daran herum, um auf diese Weise mein Mißbehagen kundzutun. Ich schien überhaupt keinen Handlung s spielraum mehr zu haben!
    Da fiel mein Blick auf das Loch in dem toten Kunstbaum. »Ich kann meinen Körper dorthin schleppen«, sagte ich. »Und mich selbst hineinquetschen. Du kannst dann draußen Wache stehen. Auf diese Weise müßten wir die Nacht überleben. Am Morgen wird mein Körper dann wohl wieder bewegungsfähig sein, dann kannst du ihn an einen sicheren Ort bringen.«
    Pook nickte. Ich packte meinen Körper an den Schultern und zerrte daran. Es war äußerst anstrengend, aber es gelang mir i m merhin, ihn ein Stück hochzuheben. Ich erinnerte mich daran, daß Threnodia mich ja auch bis zum Rand der… ich weiß nicht mehr, wo… jedenfalls hatte sie mich irgendwo hingezerrt, also müßte ich selbst es in ihrem Körper ja auch schaffen. Keuchend und japsend schleifte ich meinen Leib schließlich zu dem Baum.
    Als ich in das Loch hineinspähte, erblickte ich etwas, das mir z u vor noch nicht aufgefallen war: Da war ja eine Treppe! Die Stufen führten in die Dunkelheit unter der Erde hinunter. Das war kein Loch in einem Baum, es war ein Eingang zur…
    Zur was? Grübelnd spähte ich hinein. Stufen, das bedeutete in der Regel Menschen oder irgendwelche Arten, die ihnen einige r maßen ähnlich waren. Es waren zwar nur kleine Stufen, aber das Tor war für menschliche Größen geeignet. Ob es klug wäre, die Treppe hinabzusteigen? Pook drehte sich nervös um, blähte die Nüstern und ließ die Ohren kreisen. Offensichtlich hatte er irgend etwas gehört, was außerhalb meiner eigenen Hörweite war. Wer immer den Menschen entworfen haben mag, bei den Ohren hat er auf jeden Fall wirklich Mist gebaut. Nicht nur daß unsere Ohren weniger effektiv sind als die von Tieren, sie sind auch nicht einmal halb so hübsch. Pooks Ohren beispielsweise waren den meinen in fast jeder Hinsicht überlegen.
    »Gefahr?« fragte ich, und er nickte bejahend.
    »Irgend etwas, das wir nicht abwehren können?« Wieder das Nicken.
    »Ein Drache zum Beispiel?« Ja.
    »Dann haben wir keine andere Wahl«, schloß ich. »Lauf du weg, vielleicht kannst du ihn fortlocken, das ist ja deine Spezialität! Ich werde uns beide die Treppen hinunterschleppen.« Es war klar, daß Pook nicht in den Gang passen würde, der in die Unterwelt führte.
    Ich packte meinen eigenen Körper, dann hielt ich inne. »Äh, Pook, falls die Sache nicht funktionieren sollte…«
    Doch ich war unfähig, den Satz zu beenden, deshalb umarmte ich ihn auf mädchenhafte Weise am Nacken, gab ihm mit süßen Lippen einen Kuß aufs Ohr und ließ auch nur ein oder zwei Tr ä nen auf sein Fell fallen. Dann zerrte ich meinen klobigen, b e wußtlosen Körper in das Loch hinein und die Treppen hinunter, mit dem Kopf zuerst.
    Nach unten zu gelangen war einfacher, weil die Schwerkraft d a bei half. Manchmal kann die Schwerkraft eine äußerst nützliche Magie sein. Ich machte eine Pause, um zurückzublicken und sah über uns Pooks Silhouette. Dann mußten wir um eine Biegung schreiten, und der Abschied war vollkommen.

12
Gnome
    Ohne Pook fühlte ich mich ziemlich nackt, und es war noch

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