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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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schon einmal bemerkt, daß die den Menschen verwandten Leb e wesen, was Frauen betrifft, einen besseren Geschmack zu haben scheinen, als was ihre Männer angeht, zumindest hinsichtlicht des Äußeren. Bei den Körperstrukturen ist das natürlich völlig anders; Beine, die lecker aussehen und schmecken, laufen eben nicht so schnell wie solche mit gut entwickelten Muskeln.
    Die Gnomiden holten einen Topf mit brackigem Wasser und ein Bündel gekochter Wurzeln herbei. Die Wurzeln schmeckten fürchterlich und waren von unverdaulichen Dingern durchwac h sen, aber wir waren beide so hungrig, daß wir sie ohne jeden Pr o test hinunterwürgten. Wenigstens gab es genug von dem Zeug, so daß mein Körper hinreichend Nahrung bekam, um zu heilen und Kraft zu gewinnen.
    Dann verschwanden die Gnomiden wieder, und wir hatten Zeit für uns selbst. Das ist auch ungefähr das einzige, was Gefangene im Überfluß haben – Zeit. Wir übten unseren Gesang noch ein wenig, dann ruhten wir uns aus. »Je schneller Ihr schlaft, um so schneller erholt sich auch mein Körper«, sagte ich zu ihr.
    »Ich überlege gerade, ob Ihr das Gestaltwandeln üben solltet«, meinte sie. »Ihr wollt zwar nicht unbedingt, daß die Gnome von Eurer Fähigkeit erfahren, aber wenn sich Gelegenheit dazu bieten sollte, solltet ihr sie immerhin beherrschen.«
    »Ich habe mich bis zur Konsistenz von Rauch verdünnt, damit ich das schwarze Schwert in einem Stein verankern konnte«, sagte ich. »Ich habe es mir einfach vorgenommen, dann ist es auch pa s siert.«
    »Ja, so geht das. Wenn Ihr Euch noch stärker darauf konze n triert, geht es auch schneller, doch selbst dann braucht Ihr mind e stens eine Stunde dafür. Das war sehr klug von Euch, mit dem Schwert so zu verfahren.«
    »Ich war ja auch verzweifelt!« Doch ich verspürte eine weibliche Freude angesichts dieses Kompliments.
    »Das Problem ist, daß man immer nur eine Verwandlung auf einmal durchführen kann, und die muß man erst beenden, bevor man sich an die nächste macht. Man kann also nicht erst seine Körpergröße zur Hälfte verändern, um dann die Dichte zur Hälfte zu verändern; alles, was man kann, ist es sich anders zu überlegen und wieder feststoffliche Gestalt anzunehmen, bevor man fertig ist.«
    »Aber woher weiß denn Euer Körper, wann eine Sache erst zur Hälfte beendet ist? Ich meine, könnte man sich nicht auf Elfe n größe verkleinern, aber auf Gnomgröße damit aufhören und b e schließen, daß man die ohnehin haben wollte?«
    Meine Augen in meinem attraktiven, aber schmutzigen Männe r gesicht weiteten sich. »Daran habe ich ja noch nie gedacht!« rief sie. »Ich hatte immer einen bestimmten Gegenstand im Auge, ein Wesen wie eine Maus zum Beispiel. Zuerst habe ich mich auf Mausgröße gebracht und war dann so dicht, daß ich beinahe im Boden versunken bin. Dann nahm ich wieder normale Dichte an, um schließlich meine Gestalt zu verändern und zu einer richtigen Maus zu werden. Anders habe ich das nie gekonnt – aber ich ve r mute, daß es durchaus möglich sein müßte.«
    »So wie es für meine Stimme ja auch möglich war zu singen«, meinte ich. »Doch jetzt solltet Ihr lieber schlafen.«
    Sie willigte ein. Mein Körper lehnte sich zurück und begann schon einen Augenblick später zu schnarchen. Das erschreckte mich. Sicher, ich wußte, daß ich manchmal schnarchte, aber ich hatte nicht geahnt, daß es derart laut und vulgär war. Gelegentlich hatten sich die Leute im Dorf Fen darüber beschwert, doch das hatte ich immer für einen Witz gehalten.
    Ich selbst war nicht sonderlich müde. Also beschloß ich, ein paar Experimente mit der Transmogrifikation zu machen. Meine Ko n sistenz hatte ich bereits einmal verändert, daher wußte ich, daß ich dies beherrschte, aber was war mit meiner Gestalt? Nein, das wäre zu auffällig, falls die Gnome wieder einträfen. Und die Größe? Ja, mit der konnte ich vielleicht etwas machen. Ich würde mich selbst größer machen, nein, kleiner, das war auch unauffälliger, falls man mich beobachtete. Und ich würde nach Belieben damit aufhören und beschließen, was ich als nächstes tun würde. Ich mußte die Grenzen von Threnodias Talent kennenlernen, denn immerhin konnte unser Leben davon abhängen.
    Eine Viertelstunde lang schrumpfte ich, dann überprüfte ich die Markierung, die ich an der Wand angebracht hatte. Ja, jetzt besaß ich ungefähr drei Viertel meiner ursprünglichen Größe. Dichter war ich auch, es war ein anderes Körpergefühl,

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