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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Sie sind ganz nahe«, sagte Gnäßlich. »Ich kann sie riechen. Wenn doch bloß unsere Abwehrzauber gegen sie funktionieren würden!«
    Tatsächlich, nun konnte man einen leisen Duft von Bauernhof riechen. Dann hörten wir eine Art von Knurpsen – das Geräusch des Grasens und Kauens – und gelegentlich ein Rülpsen, wenn zerkautes Gras wieder aufgestoßen wurde. Schließlich gelangten wir in eine größere Höhle, und dort waren auch die Kuhleute: wahre bullenköpfige Männer von der Größe meines richtigen Körpers.
    Sie erspähten uns. Einer von ihnen stieß ein Schnauben aus und scharrte mit dem nackten Fuß auf dem Höhlenboden. Er trug ke i ne Kleider, war aber an fast allen Stellen derartig pelzig, daß er nicht nackt aussah. Gnäßlich legte die Hände an den Hut und wich zurück. Das hier war wirklich Kuhleuteland.
    »Singt!« schrie Gnäßlich.
    »Nun hört doch mal zu«, sagte ich vernünftig. »Haben die Ku h leute nicht ein ebensolches Recht auf diese Höhle wie ihr? Schlie ß lich sind sie hungrig, und das ist ihre Weide.«
    »Gnollennase, geh schon mal und heiz den Topf auf«, sagte Gnäßlich zu seinem Begleiter.
    »Wir singen schon!« rief ich. Die Gnome hatten wirklich ein überzeugendes Argument zur Verfügung! So war das oft, wenn Vernunft auf Fanatismus traf.
    Also sangen wir. In diesem größeren Raum funktionierte es gut, denn die Klänge verteilten sich irgendwie und wurden sanfter, während die Baßnoten dröhnten und die hellen Klänge auf das Ohr trafen. Es war ein netter Effekt, auch wenn ich mich jetzt selbst lobe. Und die Kuhleute reagierten auch. Der aggressive Bulle verlor seine Angriffslust und machte sich wieder ans Grasen. Hinter ihm befand sich ein Kuhmädchen, mit einem Körper, der meinem, den ich gerade benutzte, nicht unähnlich war. Das hörte mit gespitzten Ohren aufmerksam zu.
    »Führt sie an die gegenüberliegende Seite«, sagte Gnäßlich zu uns, auf knurrige Weise zufrieden. »Wir wollen hier arbeiten.«
    Also schritten Threnodia und ich langsam zur gegenüberliege n den Seite der Höhle, und die Kuhleute folgten uns, um unserem Gesang näher zu sein. Hinter uns packten die Gnome ihre Pickel aus und machten sich über die Wand her, aus der sie Stücke br a chen, die sie mit ihren Hämmern zertrümmerten. Das Geröll durchsuchten sie dann nach Edelsteinen. Zwar fanden sie nicht sehr viele, aber derlei Arbeit ist nun einmal mühsam, wie alles, was wertvoll ist. Ich konnte den fleißigen Gnomen das nicht verübeln, dennoch tat es mir leid, mitansehen zu müssen, wie die natürlichen Wände eingerissen wurden und sich das Geröll aufhäufte. Die Gnome waren zivilisierter als die Kuhleute, deshalb waren sie n a türlich auch zerstörerischer. Wenn die erst mal einen Teil richtig bearbeitet hatten, war er hinterher zu nichts mehr zu gebrauchen.
    Wir hatten nur ein einziges Lied zur Verfügung, doch den Ku h leuten schien das zu gefallen. Das Kuhmädchen kam immer näher an mich heran und wich dabei Threnodia aus, und ich merkte, daß sie sich, wie die Gnomiden auch, in weiblicher Gesellschaft wohler fühlte. Ich streckte die Hand nach ihr aus, und sie wagte es, daran zu schnuppern, doch dann wich sie wieder zurück, von ihrem e i genen Mut erschreckt. Es waren eigentlich scheue Leute, die nicht nach Ärger suchten; die Bullen verteidigten ihr Revier lediglich dann, wenn sie es unbedingt mußten. Vielleicht funktionierte der Abwehrzauber der Gnome doch gegen die Kuhleute, nur daß sie verzweifelt wurden, wenn sie ihr immer kleineres Weideland ve r teidigen mußten, so daß sie sich schließlich dagegen stemmten. Meine Sympathie gehörte ihnen.
    Aber wir waren die Gefangenen der Gnome, wir wußten nur wenig über die Kuhleute, und mein Körper war noch nicht wieder voll bei Kräften. Deshalb mußten wir bei den Gnomen bleiben, bis wir einen Fluchtweg sahen.
    Wir sangen, bis wir drohten, heiser zu werden, was nicht beso n ders gut war, um Kühe zu beruhigen, deshalb mußten wir für heute aufhören. Doch in dieser Zeit hatten die Gnome eine Menge Arbeit geleistet und waren zufrieden. Die Gnomiden trugen me h rere kleine Diamanten davon. Offensichtlich waren sie die Hüt e rinnen solcher Steine.
    Die Gnome brachten uns in unsere Zelle zurück und fütterten uns gut. Es wäre mir lieber gewesen, wenn ich nicht gewußt hätte, daß sie es nur taten, um uns zu mästen, für jene Zeit nämlich, da wir ihnen als Sänger nichts mehr nutzten. Sobald unsere Wirkung auf die Kuhleute

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