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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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obwohl sie mir noch einige äußerst eindringliche Fragen über mein Heiltalent stellten. Schließlich, als ich merkte, daß sie daran immer noch zweifelten, schlug ich vor, sie sollten mir die Finger abschneiden und zusehen, wie sie wieder nachwuchsen. Davor schreckten sie zurück, doch wohl weniger vor der grausigen Vorstellung als vie l mehr deshalb, weil sie meine Ehrlichkeit nicht in Zweifel ziehen wollten. Also rieb ich einfach mit dem Unterarm an meiner Schwertklinge entlang und zerschnitt die Haut, so daß das Blut frei strömte, um schließlich den Arm emporzuhalten, damit sie mita n sehen konnten, wie schnell er wieder heilte. Sie protestierten he f tig, daß eine solche Demonstration doch gar nicht nötig sei, aber schon ihr bloßer Protest war mir Beweis genug, daß dem in Wir k lichkeit doch so war. Wie gesagt, ich bin kein Experte, was andere Kulturen angeht, deshalb habe ich das eine oder andere vielleicht auch falsch verstanden.
    Nun wurde es schon langsam spät. Die Elfen servierten eine Art duftenden Grog in Blattkelchen; meiner war natürlich sehr winzig, doch ich trank davon – worauf das Zeug mit einem Brennen me i ne Kehle hinabfuhr, meinen Bauch mit Feuer erfüllte und meinen Kopf ein Stück oberhalb des Körpers schweben ließ. Wirklich starker Stoff!
    »Es ist Zeit für den Gefallen«, teilte Glockenblume mir mit.
    »Gefallen?« fragte ich verwirrt. »Ach so, ja. Nennt ihn mir.«
    »Hier entlang«, erwiderte sie und führte mich hinter den Baum. Ich folgte ihr etwas unstet, eine Folge des Grogs. Will sagen – ich war etwas groggy.
    Am Fuß des Baumes blieb ich stehen, doch sie machte sich da r an, die Ulme zu erklimmen. »Ich kann dort nicht hoch!« prot e stierte ich, den fast senkrechten Stamm anschauend. Der Baum war sehr groß, die Elfen hatten ihm durch ihren Schutz jahrhu n dertelanges Wachstum ermöglicht; zwei Menschenmänner würden Schwierigkeiten haben, ihn voll zu umspannen. Er besaß keine tiefen Äste, sondern war vielmehr eine riesige Säule, die hoch oben ins Laubwerk ragte.
    »O doch, das könnt Ihr, Jordan«, sagte sie zu mir. »Der Grog verleiht Euch die Kraft dazu.«
    Zweifelnd versuchte ich es. Ich legte die Hände auf die Rinde – und die hielten sich daran fest, als hätte man sie angeklebt. Ich hob einen Fuß – und der klebte ähnlich fest. Wenn ich eine Hand hob, bekam ich sie auch frei, so daß ich höher nach oben greifen kon n te. So konnte ich wie eine Fliege eine senkrechte Wand e m porklettern! Das erklärte natürlich auch, wie Fliegen so etwas machten: die naschten einfach am Elfengrog!
    Also folgte ich ihr nach oben, wenngleich die Höhe schwindele r regend war. Ich wußte, daß ich in die Tiefe stürzen und sterben würde, sollte die Magie versagen, doch ich machte mir aus dreierlei Gründen keine Sorgen. Erstens glaubte ich nicht, daß die Elfen mir Schaden zufügen wollten, also würde der Grogzauber schon ausreichen. Zweitens würde mein Körper selbst dann, wenn ich fallen sollte, binnen eines Tages wieder geheilt sein, so daß der Tod höchstens vorübergehender Art sein würde. Und drittens hatte der Grog mich auf eine solch angenehme Weise benebelt, daß mir all dies ohnehin ziemlich unwichtig war. Beinahe erschien es mir als etwas völlig Normales, an einem riesigen Baum einem puppengroßen Elfenmädchen nachzusteigen.
    Endlich erreichten wir die erste Astgabelung und gelangten in das Laubwerk. Glockenblume führte mich immer weiter nach oben, bis wir schließlich zu meiner Verwunderung in ein großes Nest in einer Laubkuppel gelangten, dessen Boden weich und b e quem und mit Kissen ausgestattet war. Diffuses Tageslicht filterte durch das Blattwerk und tauchte alles in bunte Farben.
    Ich lehnte mich gegen die nachgiebige, duftende Blattwand. »Das ist ja wunderhübsch hier«, sagte ich. »Und welchen Gefallen schu l de ich Euch nun? Soll ich irgendeinen schweren Gegenstand für Euch nach unten bringen oder von unten nach oben?« Obwohl es kaum wahrscheinlich war, daß die Elfen mit ihrer Überkraft einer solchen Hilfe bedurften.
    Sie lächelte, als fände sie irgend etwas daran lustig. So können Mädchen oft sein, gleich welcher Art oder Rasse sie angehören. »Ihr braucht keinen Gegenstand zu heben, der zu schwer für Euch wäre, Jordan«, sagte sie.
    »Nun, ich bin bereit zu dienen. Nennt es nur beim Namen.«
    »Es geht um einen Dienst, den nur Ihr allein vollbringen könnt«, erwiderte sie. »Um Euren kostbarsten Besitz.«
    Plötzlich packte

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