Ritter-Geist
Wucht genommen. Das Maul klappte im selben Augenblick zu, als mein Schwert wieder hervorkam, und spritze n des Blut legte sich auf die feinziselierten, sauberen weißen Zähne.
»Ich habe wirklich versucht, dich zu warnen, Schildkrötenhaut«, sagte ich. »ich bin nicht das übliche verängstigte, hilflose Beutetier, an das du gewöhnt sein magst. Ich bin ein Schwertkämpfer. Wenn du weiterhin auf dieser Zankerei bestehst, wirst du einige schwere Wunden davontragen und möglicherweise sogar sterben.«
Die Augen des Tarask funkelten böse. Das war ja auch das Ziel meiner Konversation: das Wesen so zu erzürnen, daß es vor Wut den Verstand verlor. Das ist übrigens die Barbarische Standardta k tik Nummer Drei: gegen das Opfer gerichtete Verbalinjurien. Wie man so hört, sollen einige ziemlich miese Schwertkämpfer allein auf Grund ihrer spitzen Zunge in der Abenteuerszene doch noch ganz gut zurechtkommen. Mit einer massigen Vordertatze schlug das Ungeheuer nach mir. Ich wich zurück, und der Hieb verfehlte mich, um statt dessen den Stamm eines Baumes zu meiner Rec h ten zu erwischen, was den sofort vier Lagen Rinde kostete. Der Baum erzitterte und stöhnte hölzern, dann troff Harz aus den Wunden.
Aber ich hatte meine eigenen Sorgen. Ich richtete meine Schwertspitze gegen das linke Auge des Ungeheuers. Wachsam wich der Tarask zurück und entging dadurch dem Stoß. Mein e r ster Hieb hatte ihn überrascht, doch nun war er vorsichtig gewo r den. Vorsichtig zu sein, fällt in der Regel sehr viel leichter, wenn man erst einmal die Zunge verloren hat. Also schlug ich auf seine schwarze Nase ein und hackte ihm zwei Barthaare ab.
Das machte die Kreatur aber wütend! Der Verlust dieser Barthaare verstümmelte sein Antlitz, und anscheinend war das Ungeheuer ziemlich eitel, was sein Aussehen betraf. Die abg e hackte Zunge und die verlorene Mandel sah man schließlich nicht von außen, den verstümmelten Bart allerdings sehr wohl. Der T a rask stieß einen blutbefleckten Schrei aus und sprang mich an. Natürlich duckte ich mich sofort und rammte die Schwertspitze empor, um sie in seine freigelegte Kehle zu bohren. Im allerletzten Augenblick wirbelte das Ungeheuer seitlich davon, verlor das Gleichgewicht und krachte gegen den klauengeplagten Baum.
Das war mein Vorteil! Ich preßte mich seitlich an ihm vorbei und verpaßte seiner Flanke einen mächtigen Schwerthieb mit be i den Händen. Doch ich traf nur den schuppigen Panzer. Meine Klinge sprang davon ab, ohne dem Wesen etwas anzuhaben, statt dessen wurden von dem Schock des Aufpralls meine Hände und Arme fast taub. Aua! Das würde ich nicht noch einmal versuchen.
Nun befand ich mich außerhalb der Nische, und zwar zu Fuß; ich besaß weder Seiten- noch Rückendeckung. Wenn ich nicht sofort etwas unternahm, würde ich gleich mächtig in der Klemme stecken.
Gerade fuhr der Tarask mit dem Kopf herum. Ich sprang vor, packte den nächstgelegenen Widerhaken und schwang mich auf den Rückenpanzer des Drachen. Ich bezweifelte, daß er den Kopf so weit zurückbiegen konnte. »Oh, Halbbart«, schrie ich, während ich mich zwischen seine Widerhaken setzte und die Stiefel dagegen stemmte. »Was sagst du jetzt, Stinkschnauze?« Geschmackvoll ausgesuchte Beleidigungen sind natürlich der wahre Schlüssel zur Kampftaktik Nummer Drei.
Was der Tarask nun sagte, bestand aus einem nicht wiederholb a ren Zornesgebrüll. Er schnappte mit dem Kopf herum, um mich zu packen, konnte mich aber nicht erreichen. Ich hieb mit dem Schwert nach seinen pelzigen Ohren und trennte ihm eines davon ab. Das machte das Monster noch wütender.
Der Tarask versuchte mich abzuwerfen, doch dazu war er zu schwerfällig, während ich dagegen sehr festen Halt hatte. Es gelang ihm auch nicht, mich mit einer Tatze herunterzureißen, denn seine sechs Beine waren nur dazu geeignet, sein eigenes Körpergewicht zu tragen, nicht aber für nach oben gerichtete Beweglichkeit, so daß er mich nicht einmal streifen konnte. Dann wollte er mein Bein gegen einen Baum schmettern, doch da seine eigenen St a cheln viel weiter herausragten als dieses, gelang es ihm lediglich, ein Loch in den Baum zu pieken und für eine kurze Weile darin steckenzubleiben. Als nächstes versuchte er sich herumzurollen, um mich zu zerquetschen, doch daran hinderten ihn wieder die Stacheln. Inzwischen hieb ich auf alle Fleischteile ein, die ich nur erreichen konnte, und setzte dem Monster gnadenlos zu.
Leider konnte ich dem Tarask aus meiner Position
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