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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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Labyrinth zurück. Er hatte das U n geheuer besiegt und kehrte nun zu mir zurück, um mich zu retten. Doch ich hatte meine eigenen Probleme. Zwar hatte ich hübsch vor mich hingeheilt – aber dann waren die Drachenfliegen g e kommen, um mir zuzusetzen. Gerade kam ich wieder zu Bewuß t sein, als sie im Schwarm angriffen und mich mit Dutzenden von kleinen Feuerstrahlen sengten. Sofort überzog sich meine frisc h verheilte Haut mit Blasen, die Kleider verbrannten mir am Leib, und mein Haar loderte lichterloh. Wieder verlor ich das Augenlicht und meinen Geruchssinn, und dann schossen zwei der Fliegen herab, um mir ihr Feuer in die Ohren zu speien, was mich auch noch meines Gehörs beraubte. Nun, da ich hilflos vor ihnen lag, fügten sie mir noch viel größeren Schaden zu, als es der Tarask getan hatte! Es gibt nichts Grausameres als einen Schwächling, der plötzlich Macht bekommt.
    Als Pook mich entdeckte, lag ich unter einer Wolke von Dr a chenfliegen. Sofort griff er an und ließ seinen Schweif so heftig umherpeitschen, daß er mit einem Schlag gleich Dutzende von Fliegen aus der Luft holte und sie wirbelnd zu Boden schickte, wo sie prompt explodierten. Nun war Pook kräftig, die Drachenfli e gen dagegen schwach, denn sie hatten ihre Kraft- und Feuerrese r ven größtenteils auf mich vergeudet, um mein Fleisch zu braten. So gerieten sie in Panik und flohen. Ohnehin hatten sie ja meinen Körper bereits völlig vernichtet.
    Ich glaube, daß Pook das eigentliche Wesen meines Talents noch nicht richtig begriffen hatte. Vielleicht hatte er geglaubt, daß meine Selbstheilung in den Höhlen der Callicantzari reiner Zufall gew e sen war. Er wußte nicht, wie schlimm der Tarask mir zugesetzt hatte und wie sehr ich mich bereits davon erholt hatte, bevor die Fliegen zurückgekehrt waren. Deshalb begriff er auch nicht, daß ich mich selbst aus eigener Kraft wiederherstellen würde, sofern man mir dazu nur ein paar Stunden Zeit ließ. Also versuchte er mir zu helfen.
    Mit seiner Schnauze rollte er mich herum und schubste mich in die Büsche am Labyrinthgang, dann versuchte er mich aufzuric h ten. Ich sackte wieder ab und ging zu Boden. Wieder versuchte er es, und noch einmal fiel ich schlapp nieder. Man macht sich kaum Gedanken darüber, wie nützlich Menschenhände doch sein kö n nen, bis man mal mitangesehen hat, wie ein Pferd versucht, mit seinen Hufen einen Menschen aufzuheben. Es ist praktisch u n möglich.
    Inzwischen war meine verbrannte Haut schmutzverkrustet, so daß ich aussah wie ein Zombie, den man vor dem Fritieren in Semmelbröseln gewälzt hatte. Jeder andere hätte sich nun dara n gemacht, meinen gräßlichen Überresten ein anständiges Begräbnis zu verschaffen. Doch Pook wollte nicht aufgeben. Er entdeckte eine bessere Stelle, wo ein niedrig hängender Ast den Boden b e rührte, rollte mich darauf zu, schubste mich mit der Nase darauf, schob den Kopf darunter und schaffte es schließlich, mich wieder vom Ast herabzurollen, diesmal auf seinen Rücken.
    So hing ich mit Kopf und Händen von seiner einen Seite herab, mit den Füßen von der anderen, doch immerhin konnte er mich nun tragen. Er brachte mich aus dem Labyrinth, bewegte sich um das Gebiet herum und machte sich in nordwestlicher Richtung wieder auf den Weg.
    Als der Tag seinem Ende entgegenging, heilte ich langsam und begann mich zu rühren. Doch Pook bemerkte es nicht. Mögl i cherweise hielt er es für eine ganz normale Bewegung des Hin- und Hergeschütteltwerdens.
    Endlich entdeckte er auf einer Lichtung im Dschungel eine Blockhütte. Erleichtert wieherte er los und rannte darauf zu. Dort gab es möglicherweise Menschen, die mir helfen konnten.

9
Threnodia
    Ich erwachte auf einem Lager aus duftenden Farnen. Das Innere der Blockhütte war gut zu erkennen, alles sehr ordentlich, mit R e galen, auf denen Spezereien und Kräuter standen. In einer Ecke befand sich ein merkwürdiger großer hohler Kürbis, der mit Bä n dern bespannt war. Und in einem Korbsessel saß eine recht hü b sche junge Frau in einem braunen Kleid.
    Sie bemerkte meine Bewegung und stand auf, um zu mir her ü berzukommen. »Also erholt Ihr Euch doch«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich war mir nicht sicher.«
    »Och, das habe ich eigentlich jedes Mal getan«, meinte ich. Mein Körper schmerzte zwar, aber ich wußte, daß dies aufhören würde, sobald die Heilung abgeschlossen war.
    »Euer Pferd hat Euch hierher gebracht«, berichtete sie. »Ich b e komme nicht viel Besuch«,

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