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Ritualmord

Titel: Ritualmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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nicht. Er grub die Nägel noch fester hinein. »Ich sehe den Tod, wohin ich auch gehe. Ich bin die Wünschelrute, die ihn anzieht. Ich hole ihn zu mir. Ich habe ihn heute Abend gesehen - da drüben.« Er deutete mit dem Kopf zu der Straße hinter dem Feld. »Ich habe den Tod heute Abend gesehen, ich hab ihm in die Augen geschaut, bevor Sie kamen. So nah war ich ihm. Und deshalb weiß ich, dass er mein ständiger Begleiter sein wird.«
    Caffery riss seinen Fuß los. Keuchend blieb er über dem Walking Man stehen und starrte sein Gesicht an, sein wirres Haar, die Augen, in denen sich der Nachthimmel spiegelte. »Was soll dieser Blödsinn? Was für einen Scheiß geben Sie da jetzt von sich?«
    Der Walking Man warf den Kopf in den Nacken und lachte, als hätte er noch nie etwas so Komisches gehört. Er kam auf die Knie und stemmte sich dann hoch, und er konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. »Gute Nacht«, sagte er und hob 
    die Hand. »Gute Nacht, PO-LI-ZIST. Ich wünsche eine gute Nacht!«
    Er wandte sich ab, zerrte seinen Schlafsack aus einem wasserdichten Beutel und begann, sich für die Nacht bereit zu machen. Caffery sah ihm noch eine Weile zu, bevor er müde über das Feld zu seinem Wagen ging.
    Bei den Oscars brannte ein Licht, in einem der Fenster, die Katherine Oscar gern benutzte, wenn sie die Marleys beobachtete. Flea bemerkte es sofort, als sie die Tür öffnete, um PC Prody hinauszulassen. Sie sah auch einen Umriss - vielleicht war es nur der Vorhang, der ein bisschen schief hing, aber es konnte auch eine Person sein. Sie überlegte sich, was Katherine gesehen haben konnte: vielleicht Thom, als er gekommen war, und dann Prody vor der Tür. Aber weil sie nie wieder zulassen würde, dass die Oscars sie aus der Fassung brachten, schob sie den Gedanken beiseite und schenkte Prody ein gezwungenes Lächeln. »Auf Wiedersehen«, sagte sie ruhig. »Und gute Nacht.«
    Sie hielt ihm die Tür auf, aber anscheinend wollte er noch nicht gleich gehen. Er tat einen Schritt hinaus auf den Kies und schaute hinauf zu den Sternen. Dann betrachtete er die Rasenflächen, die sich bis zum See erstreckten, die Reihe der gestutzten Pappeln, die den Garten begrenzte, und die Treppe, die hinunterführte. Sie wartete darauf, dass er es sagte. Dass er sagte, sie hätte es gut getroffen: eine Neunundzwanzigjährige mit dem Gehalt eines Sergeants, und dann ein solches Anwesen. Aber das sagte er nicht.
    »Ich hab von den Händen nichts gehört«, erklärte er stattdessen. »Das gebe ich zu. Aber von dieser anderen Sache hab ich gehört.«
    »Von welcher anderen Sache?«
    »Von dem Carjacker. Letztes Jahr.«
    »Ach so«, meinte sie. »Das.«  

    »Ja. Das. Und wenn ich das sagen darf - ich finde, man ist ziemlich hart mit Ihnen ungesprungen. Ich meine, Sie wollten doch nur helfen.«
    »Sie tratschen ganz gern, was? Bei der Verkehrspolizei?«
    Er legte den Kopf zurück und kratzte sich unter dem Kinn. »Wissen Sie, was sie bei der Verkehrspolizei gesagt haben? Da haben sie gesagt, Sie seien auf dem besten Weg, bei der Kripo zu landen.«
    Sie sah ihn mit versteinerter Miene an. »Und warum haben sie das gesagt?«
    »Weil die Kriminalpolizei in dieser Gegend mit dem Kopf im Arsch rumläuft. Was die brauchen, sind Leute, die unkonventionell denken. Lateral, wissen Sie. Leute wie Sie, die sich Gedanken über den Wagen machen, den der Kerl entführt hat, und warum er ihn genommen hat.«
    Flea starrte ihn an und antwortete nicht. Es dauerte einen Moment, bis PC Prody an ihrer Miene erkannt hatte, dass die Unterhaltung zu Ende war. Er lächelte schüchtern, zog seinen Schlüssel aus der Tasche und drehte sich halb zu seinem Wagen um. Dann schien ihm noch etwas einzufallen.
    »Noch ein Letztes«, sagte er. »Sie hatten Ihre Gründe, vor mir zu flüchten - aber Sie müssen vorsichtig sein da unten auf der A36. Im letzten Monat gab's da drei Verkehrsunfälle. Erinnern Sie sich an das kleine Mädchen, das durch die Windschutzscheibe geschleudert wurde? Nicht angeschnallt. Hat die letzten sieben Meter auf dem Gesicht zurückgelegt.« Achselzuckend blickte er zum Cottage hinauf und dann hinunter, vorbei an dem Ford Focus und bis zum See, der silbern und schwarz glitzerte. »Ja«, sagte er, »wenn Sie mich fragen, es war ein Glück, dass sie es nicht überlebt hat. Hätte den Eltern nicht wünschen mögen, sie so zu sehen.«
    Er stieg in seinen Streifenwagen, tippte sich in einem gespielten Salut an die Stirn und startete den Motor.
    Flea sah ihm

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