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Ritualmord

Titel: Ritualmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Hinterkopf und drückte ihn hinunter, sodass sein Gesicht zwischen dem Briefkasten und dem Hinterrad des Wagens klemmte. Pendereckis Gesicht wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Auf dem Randstein neben dem Mund des Kerls lag ein Stück trockene Hundescheiße; Caffery dachte immer noch an Penderecki, als er den Kopf weiter nach unten drückte. Am liebsten hätte er ihn gezwungen, sie zu fressen.
    »Bitte, hören Sie auf.«
    Caffery lehnte sich mit der Schulter an den Wagen und kniete sich auf den Rücken des Mannes. Eine Stimme in seinem Hinterkopf erinnerte ihn: So sterben Verdachtspersonen. So sterben sie in der U-Haft. Sie ersticken. Der Rechtsmediziner wird Rippenbrüche konstatieren, Blutergüsse, die darauf hindeuten, dass jemand auf dem Opfer gekniet hat. Sie sterben, weil sie nicht die Kraft haben, die Rippen zu spreizen und Luft in die Lunge zu saugen. Und dann sagte die Stimme: Das hättest du mit Penderecki machen sollen.
    »Du kannst dran sterben«, zischte er dem Mann ins Ohr.  

    »Was ich hier mache, wird dich umbringen - so fett du auch bist. Wenn ich lange genug weitermache, bist du tot. Okay?«
    »Bitte, bitte nicht. Bitte...« Der Mann weinte jetzt. Er konnte nicht schluchzen, weil Caffery zu schwer war, aber Tränen rollten aus seinen Augen und mischten sich mit seinem Schweiß. »Bitte.«
    »Sag's mir, du Schwein, oder wir bleiben hier, bis du abkratzt.«
    Der Mann kniff die Augen zusammen. Er legte die Hände auf den Boden und versuchte, sich vom Pflaster hochzustemmen, um Luft zu bekommen. »Okay«, prustete er. »Gehen Sie runter, und ich sag's Ihnen.«
    Caffery schlug mit einer Hand an den Wagen und richtete sich auf. Der Fahrer rollte keuchend herum und presste das Gesicht an den dreckigen Briefkasten.
    »Es gibt ein paar... Leute«, stammelte er, »ein paar Leute, die herkommen.«
    »Alles Stricher - oder bist du gern derjenige, der sie einreitet?«
    »Nein.« Er schluckte. »Nein, das sind alles Profis.«
    »Und schwarz? Hast du sie gern schwarz? Steht es so in deiner Akte? Junge Schwarze?«
    Er nickte kläglich.
    »Was?« Caffery legte beide Hände an den Wagen, sodass er sich über den Fahrer streckte. Er stellte fest, dass ein oder zwei Leute vor dem Supermarkt standen und ihn beobachteten, aber er blickte nicht auf. »Was hast du gesagt?«
    »Ich habe gesagt, ja.«
    Caffery wühlte sein Handy aus der Tasche, holte das Bild, das die Multimediaeinheit ihm geschickt hatte, auf das Display und hielt es dem Typen vors Gesicht. »Der hier. Den hast du auch gefickt, ja?«
    Der Mann warf einen Blick auf das Bild und schaute gleich wieder weg. »Ja«, murmelte er. »Das ist einer von ihnen.«  

    »Name?«
    »Wechselt. Jim, Paul, John, wie er grade Lust hat. Irgendwas stimmt nicht mit ihm. Er ist nicht wirklich zwölf, er sieht bloß so aus. In Wirklichkeit ist er achtzehn, das schwöre ich. Er hat irgendwas, das ihn jünger aussehen lässt...«
    Caffery erinnerte sich an einen Jungen in London, einen Zwölfjährigen, dessen Werbespruch lautete: »Ich bin achtzehn, aber ich hatte einen Unfall, und seitdem sehe ich aus wie elf.« Der Spruch war für all die alten Kinderficker gedacht, die sich ihr dreckiges Vergnügen gönnen wollten. »Die Story kenn ich schon, du Stück Scheiße.«
    »Aber es ist wahr.« Der Mann starrte ihn an. »Es ist wahr. Da können Sie jeden fragen - jeden von denen, die hier rumhängen; sie kennen ihn alle. Er zieht sich für mich an wie ein Schulkind, aber er ist keins, wirklich nicht. Ich schwöre es. Ich mache das nicht mehr, wissen Sie, mit Kindern.«
    »Natürlich nicht.«
    »Sagen Sie ihm nicht, dass ich es Ihnen erzählt hab. Ich glaube, er hat... Freunde. Verwandte.« Er wischte sich über die Nase und schluckte seine Tränen hinunter. »Bitte, sagen Sie ihm nicht, dass ich es Ihnen erzählt hab.«
    Caffery hob den Kopf. Drei Kids in Skaterklamotten starrten ihn an. Als ihre Blicke sich trafen, wandten sie sich ab und zogen ihre Kapuzen über den Kopf. »Und wann kommt er?«, fragte er. »Heute?«
    »Vielleicht.« Der Dicke schniefte. »Manchmal kommt er mittags, aber wenn nicht, kommen andere.« Er wischte sich die Tränen aus den Augen. »Bitte verraten Sie nicht, dass ich es Ihnen erzählt hab. Ich will niemanden wütend machen.«
    »Wenn du niemanden wütend machen willst, hör auf, kleine Jungs zu ficken«, wetterte Caffery. Er stemmte sich die Hände ins Kreuz und dehnte die Schultern, bis es knackte und die angespannten Muskeln sich lösten.
    »Okay«,

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