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Ritualmord

Titel: Ritualmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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sie sich in den Wagen schwang und die SMS abschickte – Hi, Tig, bin in einer Stunde da –, DI Caffery machte nicht den Eindruck, als würde er auf ihren Hinweis hin etwas unternehmen. Ihre Bemerkung mochte ihm rätselhaft erschienen sein, aber er hätte doch ein bisschen Interesse dafür aufbringen können, dass der Restaurantbesitzer aus Afrika kam. Denn sie war überzeugt davon, dass jemand sich dafür interessieren sollte.
    Sie fuhr schnell in das Gemeindezentrum, in dem Tig seine Mittwochssitzung abhielt. Es war ein viktorianisches Schulhaus, renoviert und ausgestattet mit Laminatböden und Behindertentoiletten, in denen Alarmschnüre von der Decke baumelten. Als sie eintraf, war seine Gruppe fertig, und er befand sich allein in dem hallenden Gebäude. In einem schwarzen T-Shirt und einer in die Stiefel gestopften Camouflagehose öffnete er ihr die Tür. Er trug einen Stapel Akten unter dem Arm. 

    »Und?«, fragte sie, als er sie durch den Korridor in das kleine Büro führte, das nach neuem Teppichboden und Putzmittel roch. Sie musste schnell gehen, um mit ihm Schritt zu halten. »Hast du mit ihm gesprochen? Mit deinem Freund? Vom Restaurant?«
    »Ja.« Er warf die Akten auf den Tisch, ließ sich in einen Drehstuhl fallen, verschränkte die Hände über dem Bauch und drehte sich zu ihr um. Er sah sie mit einem zurückhaltenden Lächeln an, als wäre sie zu einem Beratungsgespräch erschienen.
    »Okay.« Sie ließ ihre Sporttasche und die Fleecejacke fallen und schob die Hände in die Taschen. »Ich soll betteln.«
    Tig lachte trocken. »Er war verreist«, sagte er. »Mit seiner Frau in Portugal, sie sind erst seit heute Mittag wieder da. Wir können auf einen Kaffee vorbeikommen, aber er erwartet uns nicht gerade mit offenen Armen. Ich habe so getan, als wollte ich ihn um Geld für unsere Drogenberatung anschnorren. Also, Mädel, lauf da um Himmels willen nicht rein und stell Polizeifragen. Kapiert?«
    »Kapiert.«
    »Nicht bohren. Du sitzt da und hältst die Klappe. Was immer du mit ihm bereden willst, du lässt ihn mit dem Thema anfangen, und wenn er das nicht tut, gehst du wieder, Flea. Ohne Faxen. Ich tue dir einen großen, großen Gefallen, okay? Und wenn es schiefläuft, wenn er heute Abend mitkriegt, dass du ein Bulle bist, dann…« Er fuhr sich mit der Hand über die Kehle. »Dann bin ich erledigt. Und dann ist es deine Schuld.«
    »Mein Gott, Tig.« Sie setzte sich und verschränkte die Arme. »Das soll ich wirklich und wahrhaftig machen, ja?«
    »So läuft das. Und das ist der Deal. Okay?«
    Sie musterte ihn eine Weile, seinen drahtigen Körper und die graublaue rasierte Kopfhaut, während sie an das Foto in ihrer Tasche dachte – das Foto von Ian Mallows, das sie in Almondsbury ausgedruckt hatte.
    Sie atmete einmal tief durch und wollte das Foto aus der Ta- 

    sehe ziehen, als Tig plötzlich fragte: »Und wie geht’s dem Professor? Hast du noch mal mit ihm gesprochen?«
    »Meinst du Kaiser? Nein. Warum?«
    »Aber du gehst trotzdem morgen hin?«
    »Ja. Morgen Nachmittag.«
    Tig starrte zur Decke, als versuchte er, sich an etwas zu erinnern. »Sag’s mir noch mal, was ist sein Fachgebiet?«
    »Er ist…«, Flea zögerte, »… ich weiß nicht – vergleichende Religionswissenschaft. Die Halluzinationen, das ist ein Randgebiet davon. Warum?«
    »Warum?« Tig fummelte am Kragen seines T-Shirts, als wäre ihm zu heiß. »Ich frag mich nur manchmal, mit wem du so zusammen bist. Was für zwielichtige Typen du kennst.«
    »Zwielichtige Typen?«
    »Ich frag mich, ob es nicht Zeit wird, dass ich mich ein bisschen mehr um die Männer kümmere, mit denen du zusammen bist.«
    »Ich bin nicht mit Männern >zusammen<, Tig. Das weißt du.«
    »Vielleicht nicht.« Er machte plötzlich ein ernstes Gesicht. »Vielleicht nicht. Aber vielleicht ist es trotzdem Zeit, mich ein bisschen mehr um dich zu kümmern.«
    »Was?«
    »Das hätte ich schon längst tun sollen, Flea. Ich hätte mehr Interesse an dir zeigen sollen, Flea.«
    »Hör auf, um Himmels willen. Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Nicht?« Er schaute ihr fest in die Augen. »Das weißt du nicht?«
    Flea lachte zögernd. »Tig?«, sagte sie steif. »Du bist schwul.«
    Einen Herzschlag lang herrschte schockiertes Schweigen. Dann begann Tig zu lachen. »Schwul?«, fragte er. »Verdammt, jetzt hör aber auf. Schwul?«
    »Ja. Ich meine, du…« Sie ließ den Satz in der Schwebe, denn 

    plötzlich begriff sie, worauf es hinauslief. »Tig«, sagte sie.

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