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Ritualmord

Titel: Ritualmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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sagte: >Da sind ein paar kranke Typen unterwegs, BM, und ich weiß nicht, wen sie alles verletzen würden, wenn es nicht Leute wie mich gäbe – all die blöden Scheißer, die aufgeben, ohne sich zu wehren.<«
    »Okay.« Caffery nahm BM beim Arm und zog ihn auf die Beine. »Dein Stoff wird für einen Augenblick da bleiben, wo er ist. Unter der Matte der alten Lady da oben ist er gut aufgehoben. Setzen wir uns ein bisschen hin und schreiben das alles auf.« 

    Es war so eine Sache mit Flea, dachte Caffery: Holte man sie aus dem Wasser, wirkte sie immer ein bisschen nervös. Irgendwie auf der Hut, als rechnete sie damit, dass man ihr eine wirklich schlechte Nachricht überbringen könnte. Das war sein erster Gedanke gewesen, als er sie an diesem Nachmittag auf dem Parkplatz vor dem Revier gesehen hatte.
    Die Ermittlungen waren an diesem Tag wenig ergiebig. In seiner protokollierten Aussage hatte BM nicht viel mehr gesagt als das, was er Caffery in den ersten fünf Minuten im Treppenhaus erzählt hatte: Mossy, erklärte er, war ein Typ, der sich mit jedem einließ, der ihm über den Weg lief – ein Idiot im Grunde. Er zog mit jedem los, der ihn nur anschaute, und über die »kranken Typen« wusste er nicht mehr als das, was er Caffery schon berichtet hatte. Er nannte ihnen ungefähr vierzig Namen und zwanzig Orte, an denen Mossy sich seines Wissens manchmal herumtrieb, und dazu siebzehn Therapieeinrichtungen – aber nein, abgesehen von dieser einen Gelegenheit, die schon lange zurücklag, konnte er jetzt eigentlich nur Vermutungen anstellen. Er hatte keine Ahnung, ob Mossy in letzter Zeit in einer solchen Einrichtung gewesen war. Und was er wirklich wissen wollte: Wie, zum Teufel, hatten diese Leute Mossy lange genug ruhig halten können, um ihm die Hände abzusägen? Das alles bot wenig Anhaltspunkte für Caffery, aber der Ermittlungsleiter wollte ein »Nachmittagsgebet« veranstalten: die nachmittägliche Zusammenfassung der Tagesereignisse in der Zentrale, wo er noch ein Meeting hatte. Also ab nach Portishead.
    Er parkte den Dienstwagen, einen BMW X5, ging auf das Chrom-und-Glas-Atrium zu und glättete für das Meeting die Falten im Anzug, als er sie zielstrebig über den Rasen herankommen sah. Ihr Haar war nass und nach hinten gekämmt, und sie trug Zivilkleidung – alte Jeans und ein graues, ärmelloses Tanktop.
    »Inspector Caffery«, rief sie. »Wie geht’s?« 

    Es wirkte angespannt, wie sie versuchte, ihn einzuholen, wie sie die Hände in die Taschen ihrer Jeans bohrte, als wagte sie nicht, damit herumzufuchteln. Alles im West Country war anders, dachte er. An einen Rasen wie diesen konnte er sich bei Scotland Yard nicht erinnern, und an niemanden wie sie bei der Truppe. Sie schloss sich ihm an, als hätte er sie dazu aufgefordert und als wären sie auf dem Weg zum selben Meeting.
    »Gibt’s was Neues«, fragte sie, »zu dem Fall?«
    »Ja.« Er behielt sie im Gehen mit leisem Argwohn von der Seite im Blick. »Wir haben eine Identifizierung und wissen, wem die Hände gehören.«
    »Eine Identifizierung?«
    »Anhand der Fingerabdrücke. Ian Mallows, alias Mossy. Ein Junkie aus einer der Sozialwohnungssiedlungen.«
    »Sonst noch was?«
    »Fasern unter den Nägeln. Sie müssen die Hand gut verpackt haben, denn sie waren noch da. Violette Fasern. Wie von einem Teppich.«
    »Hey«, sagte sie beiläufig und schaute zu dem Glasgebäude hinüber, auf das sie zugingen, »Sie wissen nicht… Sie wissen nicht, warum ihm jemand die Hände abgeschnitten hat?«
    Er stutzte. »Nein«, antwortete er, »ich weiß nicht, warum.«
    »So was Verrücktes.« Sie blieb stehen, und ihr Blick ließ ihn ebenfalls innehalten. Es sah aus, als wollte sie etwas sagen, hielte sich aber zurück. Sie schaute ihm ernst in die Augen. »Ich meine, warum sollte jemand so etwas tun?« Sie kam ein Stück näher. »Wussten Sie, dass er Afrikaner ist?«
    »Wer?«
    »Der Eigentümer des Moat. Er ist Afrikaner. Glauben Sie, das ist etwas, dem man nachgehen sollte?«
    Caffery betrachtete stirnrunzelnd den blonden Haarschopf. In ihrem Gesicht deutete nichts darauf hin, dass sie die harten Schläge, die der Job mit sich brachte, verkraften konnte. Abgesehen vielleicht von der Nase, die ein bisschen breit war und 
    nicht ganz zum Rest passte, als wäre sie vor Jahren einmal gebrochen worden. Auf ihn wirkte sie ein wenig überkandidelt, nicht ganz real. Ein bisschen so, wie sie jetzt auch sprach.
    »Verzeihung«, sagte er, »aber was ist etwas, dem

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