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Ritus

Ritus

Titel: Ritus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schleuderte sie wie eine Puppe davon.
    Gregoria prallte mit dem Kopf gegen die Wand und stürzte auf den Boden. Durch einen blutroten Schleier verfolgte sie, wie sich fünf Männer, die dicke Anzüge aus Leder und Kettenhemden trugen, todesmutig auf die verletzte Bestie warfen und sie zu Boden zwangen, dann mit silbernen Stiletten auf sie einstachen, bis die anfangs brachiale Gegenwehr erlahmte.
    Aber die Kreatur gab nicht auf, heulte, befreite sich überraschend ein weiteres Mal und zertrümmerte einem ihrer Häscher mit einem gewaltigen Hieb die Brust. Röchelnd sank er zu Boden.
    Unvermittelt tauchte der Legatus vor der Bestie auf, die knurrend nach ihm schnappte. Ihre Kiefer jagten auf ihn zu – doch er wich übermenschlich schnell den tödlichen Zahnreihen aus, die krachend ins Leere trafen, drosch ihr mit ungeheurer Kraft die Faust in den Unterleib, dass sie einen halben Schritt vom Boden abhob und in die Knie brach. Fauchend schlug sie nach seinem Oberschenkel. Die Klauen schnitten durch die Hose und hinterließen fünf lange Risse in der Haut, aus der Blut quoll.
    Francesco schrie und drosch ihr von oben gegen den Hinterkopf. Sie knickte ein, dennoch war ihr Widerstand nicht gebrochen. Sie wälzte sich herum, biss nach ihm und erwischte seinen Knöchel, was der Gesandte mit einem harten Tritt quittierte, der die Bestie weit nach hinten schleuderte. Sofort rannten seine Leute hinzu und stachen wieder mit Silbermessern auf sie ein.
    »Hört auf, sie ist genug geschwächt! Ihr tötet sie sonst!«, schrie Francesco aus dem Hintergrund. »Holt die Kutsche und spannt neue Pferde ein! Ihr anderen, bringt ein Netz und verschnürt sie. Wir müssen weg, die Flammen werden im Dorf schon zu sehen sein. Beeilung !«
    Während seine Männer losliefen, nahm er eine Phiole aus dem Gürtel, tauchte die Kuppe seines Fingers hinein, benetzte sich damit die Lippen, leckte darüber und schloss die Augen, als betete er. Dann kam er langsam auf Gregoria zu. »Ich verlasse Euch nun, ehrwürdige Äbtissin.« Er zeigte auf das Feuer. »Das ist Eure Hölle, in der Euer sündiger Leib schmoren wird. Möchtet Ihr beichten und wenigstens Eure Seele retten?«
    Sie lachte keuchend. »Ihr tragt den Keim des Bösen in Euch, Ihr solltet für Euch selbst beten.« Gregoria richtete sich halb auf, das Blut aus der Platzwunde auf ihrer Stirn raubte ihr die klare Sicht. »Ich wünsche Euch, Legatus, dass Ihr von allen Jägern der Welt gehetzt werdet.«
    Francesco lächelte und wirkte dabei entrückt und berauscht. Er zeigte ihr die Wunde. »Meint Ihr den Biss der Bestie, ehrwürdige Äbtissin? Ich besitze ein wirkungsvolles Gegenmittel, das heiligste und reinste, das Ihr Euch vorstellen könnt. Ihr habt Euch zu früh über mein vermeintliches Elend gefreut.« Er schlug das Kreuz über ihr. »Ego te absolvo.« Francesco ging zum Tor, wo seine Leute die Kutsche in aller Eile vorbereiteten, die Pferdekadaver zur Seite zerrten und statt ihrer neue Pferde anspannten.
    In Gregoria breitete sich ein äußerst irdischer Hass aus. Ächzend stemmte sie sich auf die Beine und sprang den Legatus von hinten an, tastete nach seinem Dolch, um ihn mit seiner eigenen Waffe zu erstechen. Sie gingen beide zu Boden, aber der Mann war viel zu stark für sie. Er trat ihr in den Bauch – und sie wurde durch die Wucht drei Schritte durch die Luft geschleudert! Hart landete sie auf dem Steinpflaster.
    »Mutig wie eine Heilige«, neckte er sie und stand auf, dabei richtete er seine Kleidung. »Und fast hätte ich es vergessen - Ihr sollt auch brennen wie eine.«
    Gregoria sah, dass die Phiole, aus der er die seltsame Substanz genommen hatte, neben seinem Stiefel lag. Francesco hatte sie bei ihrer ungestümen Attacke verloren. Wenn es tatsächlich ein mächtiges Heilmittel war, benötigte sie es dringender als der Legatus. Vielleicht half es Florence, den Fluch zu brechen! Sie kroch darauf zu.
    »Was? Ihr wollt Gnade?« Francesco verstand ihre Bewegung falsch. Sie tat so, als würde sie mit der Rechten nach seinem Stiefel langen, und nahm heimlich das Röhrchen mit ihrer Linken. »Es gibt keine Gnade, ehrwürdige Äbtissin. Nicht für Euch.« Gleich darauf fassten kräftige Hände unter ihre Achseln, hoben sie an und schleppten sie zum lichterloh brennenden Dormitorium.
    Ihr Widerstand brachte ihr nichts. Sie wurde von den Männern in die Flammen gestoßen.

XXXIV.
KAPITEL
    Kroatien, Plitvice, 22. November 2004, 23:59 Uhr
     
    Sein Orientierungssinn führte Eric an die

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