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Ritus

Ritus

Titel: Ritus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Loup-Garou?«
    »Natürlich.«
    »Ihr seid wegen Kurpfuscherei aus Paris vertrieben worden, Monsieur Penchenat. Und ich soll Euch glauben, dass dieses Zeug wirkt?« Jean forderte den Doktor absichtlich heraus, um zu sehen, wie er sich verteidigen würde. »Das könnt Ihr einem Dorfdeppen verkaufen, Monsieur, aber nicht mir.«
    »Das Aconitum in meiner Essenz vernichtet jeden Wolf, und wenn Ihr gebissen werdet, vertreibt es den Garou aus Euren Adern, ehe er sich in Euch festsetzen kann.« Penchenat setzte sich und stützte die Arme auf den Tisch. »Ich wurde aus Paris verbannt, weil mich der Marquis aus persönlichen Gründen der Pfuscherei beschuldigte, nicht aus handwerklichen. Zu meiner großen Genugtuung ist er ein halbes Jahr nach meiner Abreise gestorben. Ihr könnt mir vertrauen, Monsieur. Ich habe schon mehr Menschen vor dem Tod gerettet als mancher Quacksalber, der sich Apothecarius schimpft.« Er schob dem Gast einen Becher hin und schenkte ihm etwas Wein ein. »Paulos von Aegina schrieb schon sechshundertvierzig nach Christus, dass das Aconitum die Wölfe tötet.« Er prostete ihm mit der Flasche zu. »Ihr seht, ich bin ein Mann von Wissen, Monsieur, nicht nur der von vielen geschmähte Henker. Manche nennen mich immer noch einen Medicus.«
    »Wie viel kostet es?«
    »Siebzig Livres. Oder zwei Louisdor-Münzen. Was Ihr gerade dabei habt.«
    »So viel? Das ist ein Jahresgehalt!«
    »Nun, wenn Ihr die Bestie erlegt, erhaltet Ihr beinahe viertausend Livres. Doch wenn sie Euch erwischt, erwartet Euch ein schreckliches Schicksal. Da sind meine siebzig Livres eine gute Investition, findet Ihr nicht, Monsieur?«
    Jean überlegte und kam zu dem Entschluss, dass er sich auf den Handel einlassen musste, auch wenn es alles andere als günstig war. Skeptisch betrachtete er die geringe Menge in dem verkorkten und mit Wachs versiegelten Fläschchen. »Reicht das aus für drei Männer? Ich bin mit meinen Söhnen auf der Jagd.«
    »Sicherlich nicht. Aber ich kann Euch mehr davon besorgen.«
    »Ihr stellt es nicht selbst her?«
    »Nein.« Penchenat lächelte. »Man benötigt Ingredienzen, die nicht einfach zu beschaffen sind und über die ich Schweigen gelobt habe. Eine Freundin von mir beliefert mich damit, aber ich würde nichts verkaufen, von dessen Wirkung ich nicht absolut überzeugt wäre.«
    Jean langte nach dem Flakon, aber der Henker hielt seinen Arm blitzschnell fest. Der Griff war hart, aber das Lächeln wich nicht aus dem Gesicht. »Ah, ah, ah! Erst wenn Ihr bezahlt habt, dürft Ihr es anfassen, Monsieur.«
    Er warf den verlangten Louisdor auf den Tisch. »Wie schnell nach dem Biss muss man es trinken?«
    »Unmittelbar danach«, kam die Antwort. Penchenat nippte sichtlich zufrieden am Wein. »Sonst hat es keine Wirkung mehr. Oder besser gesagt, Ihr würdet den Menschen mit dem Trank umbringen. Der Garou sitzt ihm dann nämlich so fest im Leib, dass er den Unglücklichen unweigerlich mit in den Tod zieht.«
    Jean fluchte innerlich. Also konnte er die Essenz nur zur eigenen Rettung einsetzen, falls ihn einer seiner Söhne im Rausch anfiel – oder die Bestie selbst. Warum hatte er bloß nicht früher danach gefragt? Er stand auf, leerte den Wein mit einem Zug und stellte den Becher auf den Tisch zurück. »Vergesst die anderen beiden Essenzen. Uns genügt diese. Mehr als einen wird sie nicht anfallen. Zwei von uns genügen, um sie danach zu erschießen.« Er wandte sich um.
    »Euer Wort in Gottes Ohr. Sicher wisst Ihr, dass Silberkugeln benötigt werden, um einen Garou zu töten?«, erkundigte sich Penchenat. »Und merkt Euch: Sollte einer Eurer Söhne dennoch zum Garou werden, gibt es keine Rettung mehr für ihn. Außer natürlich«, fügte er wie beiläufig hinzu, während er zu Messer und Wetzstein griff, »Ihr tötet die Bestie, die verantwortlich für seine Verwandlung ist. Dann könnt ihr sein Blut für einen heilenden Trank nutzen. Wollt Ihr vielleicht die Rezeptur kaufen? Vorsichtshalber, meine ich?«
    Jean drehte sich zu ihm, schleuderte seine letzten Ersparnisse auf den Tisch. »Gebt sie mir.«
    »Sehr wohl, Monsieur.« Penchenat legte Messer und Stein wieder zurück auf das Tuch und ging erneut ins Nebenzimmer.
    Jean war auf einen Schlag zu einem beinahe armen Mann geworden. Es war sehr teuer, gegen einen Loup-Garou ins Feld zu ziehen. Und jetzt auch noch Silberkugeln! Wie sollte er sich diese besondere Munition leisten? Seine üblichen Erlöse aus dem Verkauf von Fellen würden nicht ausreichen.
    Er

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