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Ritus

Ritus

Titel: Ritus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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eingepackt.
    Schon als er auf die Straße trat, bemerkte er sie. Drei Leute standen in der Nähe der Apotheke, mitten im Schneegestöber, und taten so, als betrachteten sie die karge Auslage einer dunklen Konditorei. Niemand, der einigermaßen bei Verstand war, verweilte um diese Uhrzeit bei diesem Wetter vor einem geschlossenen Geschäft, in dem ein Zettel lag, auf dem in Kyrillisch Zu vermieten geschrieben stand. Es hatte Vorteile, mehrere Sprachen zu beherrschen.
    Eric bog um die nächste Ecke, rannte los und presste sich in den nächsten Hauseingang, den er fand. Dann spähte er vorsichtig um die Ecke und wartete, dass seine Schatten folgten.
    Das Trio kam unprofessionell in die Straße gelaufen, schaute sich hektisch um und rannte weiter, passierte sein Versteck, ohne ihn zu bemerken.
    Eric überlegte etwas länger als sonst. Nur mit seinem Silberdolch und dem Keramikmesser ausgestattet war er drei Gegnern gegenüber klar im Nachteil; andererseits gewährte ihm das Wetter genügend Sichtschutz. Er hängte die Tasche mit den Medikamenten an einen hervorstehenden rostigen Nagel im Türrahmen, setzte die Brille ab und steckte sie ein. Die Welt um ihn herum wurde auf weite Distanz undeutlicher, dafür reagierten seine Augen empfindlicher auf jede Bewegung.
    Lautlos näherte er sich dem letzten der Männer und schlug ihm den Griff seines Silberdolches in den Nacken. Der Mann brach zusammen und fiel in den matschigen Schnee. Das Geräusch alarmierte die übrigen, die zuerst – das sah Eric an den überraschten Gesichtern – an einen zufälligen Sturz geglaubt hatten.
    Der Mann zu seiner Linken griff in die Manteltasche, da traf ihn schon die Faust mitten auf die Nase. Noch bevor er sich von den Schmerzen erholen konnte, hagelte eine rasche Abfolge von harten Hieben auf seinen Kopf und seinen Oberkörper ein, so dass er nach hinten gegen die Hauswand geworfen wurde. Eric benutzte dazu lediglich den linken Arm, der rechte hielt den Silberdolch und hing locker herab.
    Der Mann prallte von der Mauer ab und flog genau in einen Schlag gegen den Solarplexus hinein. Bewusstlos sackte er zusammen.
    Eric baute sich vor dem letzten Mann auf und betrachtete die roten Blutspuren auf seinem weißen Lackhandschuh. »Unterhalten wir uns gleich, oder muss ich Sie zuerst zusammenschlagen, Ihnen Schnee in die Hose stopfen, damit sie wieder aufwachen, und Ihre Finger mit meinen Absätzen bearbeiten, damit Sie mir erklären, zu welchem Verein Sie und Ihre Truppe gehören?«, fragte er auf Englisch.
    Der letzte Gegner hatte eine Maschinenpistole gezogen und legte auf Eric an. »Sie und diese Forscherin werden sich nicht länger in unsere Angelegenheiten einmischen«, sagte er.
    »Sie sind also ein Bestienfreund. Was wollten Sie von Nadolny?«
    »Das göttliche Wesen bedurfte des Schutzes. Vor sich selbst und vor Menschen wie Ihnen.«
    »Deswegen ist er aus dem Fenster gesprungen?« Eric ließ sich von der Waffe nicht beeindrucken.
    »Er gehörte noch nicht lange zu den Göttlichen. Er war zu verwirrt und zu aufgeregt. Er missverstand unsere gute Absicht.« Der Mann leckte sich über die rissigen Lippen.
    »Die Göttlichen? Ihr nennt die Bestien göttlich ?«
    »Frevler wie Sie haben den …«
    Eric wollte die letzten Worte nicht abwarten, denn nach ihnen würde unweigerlich der Schuss folgen. Er sprang unvermittelt vorwärts, die Dolchklinge schnitt über den Handrücken des Mannes und zerteilte die Sehnen, die Maschinenpistole fiel in den Schnee. Der Mann schrie unterdrückt auf und trat nach ihm. Eric wich dem Stiefel aus, ging blitzschnell in die Knie und drosch dem Mann die Faust in die Genitalien. Laut ächzend sog der Gegner die Luft ein und fiel rücklings auf die Straße. Der Kampf war beendet und keine Herausforderung für Eric gewesen.
    Sicherheitshalber überprüfte er, wie die drei Männer auf die Berührung mit Silber reagierten. Nachdem nichts Besonderes eintrat, beließ er es dabei, ihre Waffen und Magazine an sich zu nehmen, dünne Schnitte in ihre Hälse zu ritzen und sie im Schnee liegen zu lassen. Es wunderte ihn nicht, dass er bei allen Amulette fand. Amulette wie jenes, das er dem Mann in Sankt Petersburg abgenommen hatte. Von wegen Staatsmacht – die Verfolger gehörten zu einem gänzlich anderen Verein.
    Das Hotel und Lena warteten auf ihn. Anscheinend mussten sie umziehen, um die lästigen Kerle loszuwerden, die ihn für die Exekution Nadolnys zur Rechenschaft ziehen wollten. Eine weitere Gelegenheit wollte er

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